Chapter 47

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Diego POV:

Genießerisch spürte ich den Wind durch mein Fell streifen und nahm mir vor, regelmäßig meine Gestalt auszuleben. Ich war viel zu selten mit ihr unterwegs. Verstecken war in der Stadt von Nöten gewesen, diese Last wurde mir hier nicht auferlegt. Die Wälder waren so weitläufig, dass die Wahrscheinlichkeit, einen vollwertigen Menschen anzutreffen, beinahe bei Null lag. Außerdem war eine einzelne Sichtung eines sogenannten Werwolfes nicht aussagekräftig. Die Menschen würden es nicht glauben und denjenigen für verrückt halten. Umso besser für mich und all diejenigen, die mein Schicksal teilten und ausleben wollten. Ein Paradies für diejenigen, die waren wie wir. Kein Wunder, dass Zacharys Rudel nicht das Einzige war, das hier umher streifte. Es wäre naiv zu glauben, dass Artgenossen gute Absichten hatten und demnach wurde uns von klein auf an beigebracht, anderen aus dem Weg zu gehen. Wölfe handelten instinktiv, sie dachten nicht über die Konsequenzen nach. Die Wenigsten unserer Art konnten in ihrer Gestalt differenzieren und auf ihre Menschlichkeit zurückgreifen. Man hörte immer wieder, dass Wölfe ihren Trieben verfielen und blutige Kämpfe führten, für die sie sich im Nachhinein schämten. Kämpfe, die nicht nötig waren. Kämpfe, die ausgefochten wurden, weil die Situation ihnen als geeignet erschien. Ein Fremder in ihrem Territorium reichte als Grund völlig aus, eine körperliche Auseinandersetzung zu rechtfertigen. Zu beachten dabei war jedoch, dass Alphas sich grundsätzlich nicht rechtfertigen mussten und Regeln nicht selten ignorierten. Grundsätze galten auch für uns. Ähnlich wie die zehn Gebote der Bibel für den Menschen, die Moral. Wir besaßen sie ebenso. Wer sich nicht daran hielt war jedoch kein Verbrecher. Er war eben ein Tier und ein Tier handelte nicht nach Gesetzen, sondern nach Empfindungen und Trieben. Ein Tier war seinen Trieben unterlegen. Menschen gelten als Verbrecher, sobald sie jemanden umbringen. Unter Wölfen galt dies als eine Auseinandersetzung mit Todesfolge. Keine Verurteilung, keine Ausgrenzung des Mörders. Viel mehr lösten solche Geschehnisse, die über das Land hinweg von Rudel zu Rudel getragen wurden, Angst und Schrecken aus. Die Folge war Macht und Macht wollte jeder in Massen besitzen. Vor allem diejenigen unter uns, die mehr Tier, als Mensch waren. Wild knurrend sprang ich auf dem kleinen Vorsprung ab und landete unsanft auf dem gestromten Wolf, der ängstlich winselte und nach mir schnappte. Verspielt knurrte ich erneut auf, schnappte nach ihm und ließ dann von meinem Opfer ab. Dieses schüttelte sich ausgiebig und wedelte dann auffordernd mit dem Schwanz. Er hatte mich nicht erwartet, umso größer war seine Neugierde und Furcht vor meinem Grund, der mich zu ihm führte.

"Sie werden niemanden ernsthaft verletzen. Dafür lege ich mein Herz in deine Pfoten." Ich sah Noah hoffnungsvoll an und musste mir eingestehen, dass mir nichts anderes übrig blieb, als ihm zu vertrauen. "Es tut mir leid, dass euer Rudel so etwas ertragen musste. Es hat sie vermutlich in Angst und Schrecken versetzt." Ich nickte, bestand jedoch auf den unbarmherzigen Mut meiner Familie. Der erste Schock war verdaut und wäre ihr Alpha bei ihnen, würden sie Rache üben. Ohne ihren Anführer jedoch, waren sie schwach und ein Angriff würde zu viel Verlust mit sich bringen. "Ich habe nichts davon gewusst." Bedrückt sah Noah zu Boden und schob mit seinen Füßen den lockeren Moos von einer Seite zur anderen. "Was wird ihr nächster Schritt sein?" Aufrichtig stand ich vor meinem besten Freund und erwartete eine Antwort, die mich zufriedenstellte. Eine Antwort, die mein weiteres Handeln zum Guten beeinflussen konnte. Eine Antwort, die schlimmeres verhinderte. "Sie kennen ihren Aufenthaltsort." Angestrengt dachte er nach. "Die einzige Möglichkeit, die mir in den Sinn kommt ist, dass sie geschickt wurden, um den Alpha zu finden." Ich biss mir auf die Unterlippe und schluckte schwer. Sie wollten Dad? Nicht Heath? Noah sah mich verlegen an, ehe er fort fuhr. "Ohne den Alpha, ob entführt und für tot geglaubt oder einem Kampf mit Todesfolge spielt dabei keine Rolle, wird der rechtsmäßige Erbe zurückkehren müssen und das Rudel anführen." Jetzt leuchtete es mir ein. Unsere Blicke trafen sich und es herrschte einen Augenblick Stille. "Heath wird seinen Platz einnehmen müssen und so wird es ein Leichtes sein, sie zu ergreifen." Noah nickte. Wüsste ich es nicht besser, würde ich ihm ein solches Rudel nicht zutrauen. Er war keiner von ihnen, schien nicht so blutrünstig und von Trieben gesteuert zu sein. Er war wie jeder andere Junge auch, abgesehen von seiner zweiten Gestalt. "Du bist mein bester Freund, Koda." Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen meines Gegenübers und auch wenn uns diese Worte verboten waren, mussten wir sie aussprechen. Fühlen, was wir nicht fühlen dürften. "Du bist auch mein bester Freund, Darcon."

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt