Chapter 11

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"Ich breche dir jeden einzelnen Knochen, wenn sie auch nur einen Kratzer zurückbehält." Knurrt eine, mir bekannte Stimme, unbarmherzig. Ich hörte sie nur dumpf, was mich darauf schließen ließ, das etwas nicht stimmen konnte. Dementsprechend öffnete ich die Augen, um mir einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Leider stellte sich dieses Vorhaben nicht als beste Idee heraus, da ich direkt in eine Deckenlampe sah, die mich beinahe erblinden ließ. Ich fluchte leise vor mich hin, ehe ich mich aufsetzte und schmerzverzerrt aufstöhnte, als mich höllische Kopfschmerzen einholten. Das wurde ja immer besser! Was kam als nächstes? Rippenbrüche?

Zu meinem Glück blieben sämtliche Brüche aus und auch wenn Diego jedem, der mir zu Nahe kam, Knochenbrüche androhte, blieb der restliche Teil des Rudels unverletzt. "Wie viele Finger zeige ich?" Führte Cody mit mir einen Idiotentest durch, den ich, wie überraschend, mit bravour bestand. Erst jetzt sah ich mich um und stellte fest, dass ich mich in meinem Zimmer befand. Während Diego bei mir auf dem Bett saß und mich mit einem besorgten Blick musterte, lief Cody umher und versorgte mich mit Snacks und einem Glas Wasser. "W..Was ist passiert?" Fragte ich, immer noch nicht ganz auf dem Damm, und sah zu Cody, der sich unbehaglich auf die Unterlippe biss. "Es gab eine Auseinandersetzung zwischen dem Alpha und naja.. Logan. Du bist dazwischen gegangen und jetzt liegst du hier." Auch wenn die Beschreibung von Cody ziemlich lückenhaft war schlich sich die Erinnerung an die Auseinandersetzung in meinen Kopf zurück. Innerlich knurrte ich. Es war unfair gewesen Logan ohne Grund anzugehen. Selbst mit einem Grund hatte Zachary kein Recht dazu gehabt handgreiflich zu werden, aber das schien allen hier egal zu sein. Fast allen. "Und dann hat dieser Idiot dir seinen Ellbogen ins Gesicht gerammt." Knurrte Diego mit einer Wut in der Stimme, die ich bisher selten bei ihm erlebt hatte. Viel überraschender war allerdings, dass Zachary, den ich erst jetzt wahrnahm, nicht darauf reagierte. Ich hätte mit einer Lektion seinerseits gerechnet, doch er sah nur aus dem Fenster und schwieg. Vermutlich war ihm das Ganze so egal, dass er es gar nicht für nötig hielt irgendetwas zu sagen. "Es ist alles ziemlich blöd gelaufen, da hast du recht." Versuchte Cody meinen kleinen Bruder zu besänftigen, der allerdings noch wütender wurde und den Beta mit einem Blick ansah, der ihn am liebsten auf der Stelle getötet hätte. "Du bist also auch auf seiner Seite?!" Knurrte er mutig, doch ehe Cody etwas erwidern und es eskalieren konnte, meldete ich mich zu Wort. "Ich hätte mich nicht einmischen dürfen. Es war ein Unfall." Mein Versuch zu schlichten ging zwar ziemlich in die Hose, aber immerhin herrschte Stille. Bis auf das wütende Schnauben von Diego gab es keine weitere Reaktion. "Du solltest bis morgen erstmal im Bett bleiben. Wir entscheiden morgen, ob du zur Schule gehen kannst." Erklärte Cody und ich nickte ihm dankend zu. Wo auch immer er seine ärztlichen Kenntnisse her hatte, sie waren goldwert. Diego knurrte leise, um Cody zu verscheuchen, doch der verdrehte nur genervt die Augen. "Geh." Zischte ich meinem kleinen Bruder zu, dessen Anwesenheit mich nur negativ beeinflusste. Verwirrt sah er mich an und es folgte ein intensives Blickduell, ehe er hinter Cody her, das Zimmer verließ. "Möchtest du nicht auch gehen?" Fragte ich Zachary vorsichtig, der immer noch schweigend aus dem Fenster sah und keinerlei Anstalten machte, den Raum zu verlassen. "Es tut mir wirklich leid, dass ich eingegriffen habe. Es ist nur.." Er unterbrach meinen Versuch die Wogen zu glätten. "Du empfindest mein Handeln als falsch. Ist es das?" Ich dachte kurz über eine geeignete Reaktion nach, warf sie allerdings direkt wieder über Bord. Zu mir passten überlegte Antworten einfach nicht, weshalb ich erst gar nicht damit anfangen wollte. Alpha hin oder her. "Richtig." Er stand mit dem Rücken zu mir, die Hände auf der Fensterbank abgestützt und den Blick nach draußen gewandt. Andere Menschen hätte es vielleicht gestört, ihn nicht beim Reden ansehen zu können, doch mir war das ganz recht. Ich mochte es nicht sonderlich Menschen anzustarren, während ich mit ihnen redete. Allein der Gedanke daran machte mich nervös. "Was verstehst du überhaupt davon ein Rudel zu führen?" Ich grübelte. "Nicht viel. Ich weiß nur, dass ich mein Rudel nicht so führen werde, wie du es tust." Er schüttelte lachend den Kopf. Mir war klar gewesen, dass ihn meine Antwort amüsierte. Jeder lachte über meine Denkweise, ein eigenes Rudel zu führen. Ich war für das einfache Luna-Darsein einfach nicht geschaffen. Noch glaubte mir niemand, dass ich schon bald ein eigenes Rudel führen würde, doch ich bewies es ihnen schon noch. "Du schaffst es gerade einmal deinen kleinen Bruder zu bändigen. Wie willst du dann ein ganzes Rudel führen?" Er drehte sich zu mir um, lehnte sich an die Fensterbank und verschränkte selbstsicher die Arme vor der Brust. "Besser als du bin ich alle mal." Stellte ich klar und dachte erst nachdem ich diesen Satz ausgesprochen hatte über seine Bedeutung nach, die ich im Nachhinein noch bereuen sollte. "Ach, so ist das. Sag das doch gleich. Ich überlasse dir gerne mein Rudel für eine Woche." Ich zögerte. Warum sprach er plötzlich mit mir und bot mir zu allem Überfluss auch noch eine Probewoche als Alpha an? Das klang nicht nach dem eiskalten Kerl, der seine Rudelmitglieder für sein eigenes Wohl opferte. "Einverstanden, was ist der Wetteinsatz?" Amüsiert hob Zachary eine Augenbraue, ehe er schief grinste. "Ich habe einen Wunsch frei, wenn du es nicht schaffst. Und wenn du es schaffst.." Ich unterbrach sein lautes Denken. "Lässt du deinen Frust endlich nicht mehr an Logan aus und behandelst ihn wie ein vollwertiges Rudelmitglied?" Er musterte mich gründlich. Wirklich überzeugt von meinem Vorschlag schien er nicht zu sein, aber das sah ihm ähnlich. "Wenn du es schaffst nehme ich einige deiner Regeln und Umgehensweisen mit dem Rudel an." Da ich schon jetzt meine Regeln festgelegt hatte stimmte ich zu und ergriff zum Besiegeln der Wette seine Hand. Entschlossen nickten wir uns zu, ehe er sich abwendete. Als er gerade die Türklinke runterdrücken wollte, hielt ich ihn auf. "Warum machst du das?" Er sah über die Schulter zu mir zurück. "Es ist sicher amüsant mit anzusehen." Erklärte er und sah wieder zur Tür. Ich spürte, dass er log und schüttelte den Kopf, auch wenn er diese Geste nicht sah. "Du hast ein schlechtes Gewissen, oder?" Er sah zu Boden und räusperte sich kurz darauf. "Wie auch immer, die Wette beginnt morgen." Damit verließ er das Zimmer und ließ mich zurück. Möge die Wette beginnen. Der Kerl würde sich noch umgucken.

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt