Erschöpft von diesem ereignisreichen Abend saß ich auf dem Vordach der Werkstatt und lehnte mich an Cody, welcher schweigend in den Himmel hinauf sah. Die Energiereserven aller waren aufgebraucht, weshalb wir uns an den Lieblingsplatz von Joshua zurückgezogen hatten und staunend die Umgebung überblicken konnten. Keiner von uns sagte etwas, was diesen Augenblick noch viel magischer machte, als er bereits war. Die Stille war keineswegs unangenehm, was ich nur selten bisher erlebt hatte und mir ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Erst als Zachary sich zu uns gesellte und mit einem auffordernden Knurren Cody und mich trennte endete die harmonische Stille. Ich nahm es dem Blonden nicht Übel und rückte, ebenso wie Cody, ein Stück beiseite um ihm den Platz neben mir zu räumen. "Die Kleinen schlafen tief und fest." Murmelte Zachary mir zu, was mir die Frage nach seinem Verbleib beantwortete und mein Herz erneut hüpfen ließ. Er war doch nicht so kaltherzig, wie man der Meinung sein könnte. Irgendwo hinter dieser Fassade versteckte sich ein weicher Kern und irgendwann würde ich diesen Kern hervorlocken können, da war ich mir sicher. Ich bekam früher oder später was ich wollte. "Siehst du das?" Flüsterte Cody mir mit ruhiger Stimme zu und deutete auf den Wald, der am Ende des Strandes lag und in der Nacht noch geheimnisvoller aussah. Ein Schauer lief mir über den Rücken, noch bevor ich die Ursache fand. Der bloße Gedanke an das, was dort in diesem Wald und dem dazugehörigen Berg wohnte, ließ das Blut in meinen Adern gefrieren und gleichzeitig mein Herz schmerzen. "Der Nebel dort, schau genau hin." Setzte Cody nach, als ich ihn fragend ansah und mich erneut auf den Wald konzentrierte und tatsächlich erkannte ich den unnatürlichen Nebel, der sowohl den Boden, als auch die Wipfel der Bäume bedeckte. Reflexartig verkrampfte ich mich und versuchte zu verstehen, was ich dort sah. Die Nebelschwaden, die ineinander übergingen waren unnatürlich gefärbt, was mich auf etwas Übernatürliches schließen ließ. Ein Raunen ging durch das Rudel, welches ebenfalls neugierig den Wald begutachtete. "Das schimmernde Dunkelblau, das nur einen Hauch von einer tiefschwarzen Farbe entfernt ist im Konflikt mit dem schimmernden weiß." Codys Stimme ließ auf etwas Bewunderndes schließen, was ich durchaus nachvollziehen konnte. Die Angst, die in mir schlummerte war nichts gegen die Faszination, die dieser Anblick mit sich brachte. Jedes noch so ungeschulte Auge konnte die Nebelschwaden sehen und mit einem Hauch von Wissen über die dort lebenden Kreaturen einen Konflikt derer erahnen. "Ich habe so etwas vorher noch nie gesehen." Staunte Diego ungehalten und wurde von Zachary harsch unterbrochen. "Das solltest du auch nicht. Nichts von dem was du dort siehst ist schön oder Bedarf einer steigernden Häufigkeit." Verärgert über diese Tonart knurrte ich auf und ärgerte mich über die Ignoranz, die Zachary mir gegenüber aufrechterhielt, während er Diego niederstarrte, welcher genervt die Augen verdrehte. Bevor diese Auseinandersetzung ausarten konnte legte ich meine Hand auf Zacharys Oberschenkel und warf ihm einen zuckersüßen Blick zu, welcher ihn beruhigte und dazu brachte von meinem kleinen Bruder abzulassen. Während Joshua und Jayden angewidert die Gesichter verzogen und höhnisch ihre Eckzähne präsentierten waren Cody und die anderen noch immer damit beschäftigt in die Ferne zu schauen. "Wozu dienen diese Nebelschleier?" Wendete ich mich interessiert an Cody, welcher der Einzige zu sein schien, der sich mit diesen Erscheinungen auskannte. Dass Zachary sich anspannte und drohend aufknurrte ignorierte ich gekonnt und schmunzelte währenddessen amüsiert. Der Einfluss, den ich auf ihn zu haben schien, gefiel mir außerordentlich gut. "Eine genaue Antwort gibt es dazu nicht. Einige sagen, dass diese Erscheinungen auftreten, wenn die Kräfte der einzelnen Kreaturen überhand nehmen, beispielsweise wenn die letzte Beute längere Zeit her ist. Andere sagen, dass sie zusätzlich neue Opfer anlocken sollen und wieder andere sagen, dass sie eine bloße Überreaktion während Konflikten oder anderen Auseinandersetzungen sind." Interessiert nickte ich und ließ mich von dem faszinierenden Anblick in einen Bann ziehen. Diese Art von Erscheinung war sicherlich genauso beeindruckend, wie die Polarlichter zu beobachten. Ich gab mich nur ungern mit einer mehrsilbigen Antwort zufrieden und würde nur zu gern herausfinden, was es mit dieser Erscheinung wirklich auf sich hatte. Dass sie mich erschrecken und Angst einjagen sollte fand keinen Anklang und so fühlte ich mich eher wohl bei ihrem Anblick als alles andere und wollte gar nicht das Dach verlassen, als die anderen zum Aufbruch riefen. "Bleibst du mit mir noch ein wenig hier?" Flehend sah ich Zachary an, welcher prüfend zu mir hinunter sah und zu meiner Ernüchterung den Kopf schüttelte. "Du solltest schlafen gehen, die Welpen sehen sich sicher schon nach deiner Nähe." Unbeeindruckt zuckte ich mit den Schultern und fühlte mich im selbsten Augenblick schlecht, doch das hielt mich dennoch nicht davon ab auf dem Dach bleiben zu wollen. Der Abend durfte noch nicht vorbei sein und so fand ich in Cody einen Mitstreiter, mit dem ich mich heimlich zurück schlich, während sich die anderen noch um Mitternachtssnacks stritten und anschließend zu Bett gingen.
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The Alpha And Me
Werewolf"Es gab Menschen, bei denen es eine zeitlang dauerte, bis sie sich einem öffneten. Es gab Menschen, die von Anfang an über Gott und die Welt redeten und dann gab es noch die Menschen, bei denen es eine Unmöglichkeit darstellte mit ihnen jemals auch...