"The hunter, the hunted."
Ungeduldig ließ ich meine Finger über den Tisch gleiten und trommelte auf diesem herum. Meine Unterlippe wurde von meinen Zähnen massakriert und mein unregelmäßiger Atem untersützte meine Nervosität zusätzlich. Mit flehenden Augen sah ich Dad an, welcher zwischen Diego und mir hin und her sah und sich zu vergewissern schien, ob wir ihn auf den Arm nehmen wollten. Ungeduldig knurrte mein kleiner Bruder auf und zeigte seine spitzen Eckzähne wie er es immer tat, wenn ihm der Geduldsfaden riss. Dad machte jedoch noch immer keine Anstalten uns zu antworten und den Weg aufzuzeigen, den wir uns von ihm erhofft hatten. Allmählich gestand ich mir ein, dass wir auf uns allein gestellt waren und mit diesem Konflikt selbst umgehen mussten. Als ich gerade aufstehen wollte, um mich dieser unangenehmen Stille zu entziehen räusperte er sich jedoch und deutete mir Ruhe zu bewahren. Er sah sich nach dem Sicherheitspersonal um und lehnte sich nach vorn. Prüfend beobachtete ich ihn und beugte mich ebenfalls vor. "Das ist ein ganz anderes Level als die Konflikte, die ich in meinem Leben bewältigen musste." Ich konnte den mitschwingenden Unterton in seiner Stimme nicht deuten und ballte enttäuscht die Hände zu Fäusten. Dieser Weg und dieses Risiko durften nicht umsonst gewesen sein. "Du hast gesagt, dass mich dieses Rudel zu dem formen wird, was ich bin, dass ich dort meine Bestimmung finden werde." Knurrte ich und brachte meine Enttäuschung zum Ausdruck, welche Dad mit einem Nicken abtat. "Diese Meinung vertrete ich noch immer. Du bist erwachsen geworden. Stark und trägst ein unberechenbares Feuer in den Augen, das ich zuvor nie bei dir gesehen habe." Er hauchte mir einen Kuss auf die Stirn und lächelte mich stolz an, was mir ein warmes Gefühl bescherte, welches jedoch von der Angst, die mich noch immer pausenlos plagte verdrängt wurde. "Ich habe feindliche Rudel mit ihrer Schwäche geschlagen." Er räusperte sich und seine Mundwinkel schnellten wieder nach unten. "Die Luciferwölfe tragen keine Schwäche in ihrem Herzen." Seine Augen funkelten mich auffordernd an, weshalb ich unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschte. Dieser Ausdruck verbarg viel mehr, als die bloße Aufforderung. Er forderte etwas von mir ein. Nervös trommelten meine Finger wieder auf dem Tisch und meine Unterlippe wurde wieder Opfer meiner Zähne. Ich war erwachsen. Ich musste eine Antwort geben können, doch ich konnte es nicht. Ich wusste nicht, was er von mir verlangte zu hören. "Sie ist ihre Schwäche." Knurrte Diego lässig und schmunzelte frech, als Dad ihm stolz zunickte. Fragend sah ich zwischen den beiden hin und her und ärgerte mich über mich selbst. Ich musste in meine Rolle hineinwachsen und das schneller, als es mir lieb war. "Die Schwäche des Teufels ist seine Beute." Das Knurren von Dad, welches bei diesem Satz herausbrach ließ meinen Körper erstarren, ehe ich nach Luft schnappen konnte und hektisch den Kopf schüttelte. Diego knurrte zustimmend und sah mich mit einem verärgerten Blick an. Was erwartete er von mir? Dass ich diese Tatsache hinnahm, wie ein gratis Eis? Sicherlich nicht. Angst kroch in mein Herz hinauf und lähmte meinen Körper. Immer wieder schnappte ich nach Luft und betete, dass ich mich verhört hatte. "Es muss einen anderen Weg geben." Presste ich mühevoll hervor und sah mich unruhig um, woraufhin das Aufsichtspersonal auf mich aufmerksam wurde und Diego mir ermahnende Blicke zuwarf. "Vielleicht, aber ich kenne nur diesen einen." Dad lehnte sich zurück und ich merkte ihm deutlich an, dass er mit dieser Lösung ebenfalls nicht zufrieden war. "Wir alle haben unsere Aufgabe, mein Schatz. Mein Herz schreit, wenn ich daran denke, was dich erwartet, doch es bleibt nicht aus, das wir tun müssen, wofür wir bestimmt sind." Den Schmerz in seiner Stimme zu überhören, war beinahe unmöglich und als seine warme Hand meine umschließt wäre ich ihm am liebsten um den Hals gefallen und hätte meine Angst in Tränen zum Ausdruck gebracht. "An der Seite eines Hybriden bist du stärker, als je zuvor. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass dieses Rudel für eine Luna wie dich ohne zu zögern in die Schlacht zieht." Seine aufmunternden Worte halfen mir keinesfalls, denn das was er darlegte war nicht meine Absicht. Ich wollte nicht, dass andere für mich Kämpfe austrugen und wohlmöglich ihr Leben gaben, nur um meines zu retten. "Ich werde alles mir mögliche in Bewegung setzen, um euch zu schützen, aber ich komme hier nicht raus um selbst auf dem Schlachtfeld zu stehen." Dad sah uns abwechselnd an und lächelte leicht, als Diego ebenfalls seine Hand um unsere schloss. "Ihr könnt nicht vor ihnen davonlaufen, denn sie werden jeden töten, der ihnen im Weg steht." Ich atmete tief durch, beschloss mich auf die Tatsachen zu besinnen und nickte schwerfällig. Er hatte recht. Ich konnte nicht weglaufen ohne weitere Opfer zu fordern. "Du schützt das Leben deines Bruders und er wird deines schützen." Den eindringlichen Blick von Dad zu Diego, welcher entschlossen zu knurren beginnt, beobachtete ich nur ungern. Er hatte es uns von Beginn an beigebracht, welche Aufgaben Rüden und welche Aufgaben Hündinnen innerhalb des Rudels zu übernehmen hatten. Dass diese Verpflichtung bereits für ein Kind galten, war mir bisher nicht klar gewesen. Diego hingegen schien keine Angst davor zu haben, was uns erwartete und ich war mir sicher, dass er sein Leben für meines geben würde. Auch wenn er nicht mein Bruder wäre, würde er fallen um mich zu retten. So forderte es der Glauben, den unser Rudel verfolgte. "Ich verspreche dir, dass dir nichts geschehen wird. Ein Hybrid ist weitaus mehr, als eine explosive Mischung."
DU LIEST GERADE
The Alpha And Me
Werewolf"Es gab Menschen, bei denen es eine zeitlang dauerte, bis sie sich einem öffneten. Es gab Menschen, die von Anfang an über Gott und die Welt redeten und dann gab es noch die Menschen, bei denen es eine Unmöglichkeit darstellte mit ihnen jemals auch...