Chapter 23

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Meine Augen beobachteten leblos die Sterne, während mein ruhiger Atem das Einzige war, was meinem Körper Bewegung bescherte. Die Stille, die mich umgab war ausnahmsweise von positiver Natur, weshalb ich nichts daran setzte dies zu ändern. Ich saß nun schon zwei Stunden einfach da und schaute aus dem Fenster. Meine Gedanken versuchten eben genauso lange das Geschehene zu verarbeiten. Vergeblich. So sehr ich es auch versuchte, ich bekam diese Bilder nicht aus meinem Kopf. „Komm rein." Murmelte ich deutlich hörbar, als ein sanftes Klopfen erklang und wusste auch ohne hinzuschauen, wer meine Anwesenheit suchte. Es war ein schönes Gefühl in solch einer Situation nicht allein zu sein. „Diego hat mir von deinem Mut berichtet." Seine Stimme klang ruhig und trug eine gehörige Portion Neugier mit sich, was ich ihm bei dem was er verpasst hatte, jedoch nicht übel nahm. Ich war schon stolz, dass er sich aus seinem Zimmer wagte, da war alles weitere bloß Bonus. „Mut? Zu Anfang vielleicht. Als er vor mir stand war ich bloß ein Häufchen Elend, das wimmernd dabei zugesehen, wie jemand, der es nicht einmal in tausend Jahren verdient hat, leidet." Meine Stimme wurde von Wort zu Wort brüchiger, weshalb ich tief durchatmen musste um mich wieder zu fangen. Es war so enttäuschend gewesen. Wie konnte man bloß so feige sein? Erst einen riesigen Aufstand machen und dann wie ein Blatt Papier umfallen. So etwas bekam auch nur ich zustande. „Niemand hält ihm gegenüber stand." Ich seufzte enttäuscht, als ich bemerkte, dass ich dieser Aussage nicht widersprechen konnte. Die Meinung, dass ich in der Lage dazu war dieses Rudel, inklusive ihn, wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, vertrat ich nicht mehr. Vielleicht war ich auch einfach kein Alpha. Vielleicht konnte ich solch einen Rang nicht halten, geschweige denn vertreten. „Ich habe gehofft, euch helfen zu können. Ihn ändern zu können." Im Augenwinkel beobachtete ich ihn dabei, wie er sich auf meinem Bett niederließ und verständnisvoll nickte. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was Zack mit ihm anstellen würde, würde er von diesem Augenblick wissen. Er suchte doch bloß einen Grund um ihn zu verletzen und dank meiner feigen Aktion wohl nun auch mich. „Manche Menschen sind unheilbar." Interessiert wendete ich mich ihm zu. „Zachary ist einer davon." Setzte er fort, während ich aufstand und schließlich neben ihm Platz nahm. Seine Augen musterten mich mit einer ähnlichen Trauer, welche ich bei seinem Anblick trug. Nichts an ihm wirkte auch nur annähernd glücklich. Es musste grausam sein, kein Glück zu erleben. Ich konnte nicht anders als ihm gegenüber Mitleid zu empfinden, auch wenn das wohl genau das war, was er nicht wollte. „Kennst du seinen Grund?" Beendete Logan die Stille, die mir bei seinem darauffolgenden Blick peinlich war, da ich ihn wohl ziemlich auffällig gemustert hatte. „Nein, weder Ethan noch Cody haben mich eingeweiht. Es scheinen alle außer mir den Grund zu kennen, kannst du dir vorstellen wie deprimierend diese Tatsache ist?" Mein Gegenüber seufzte nickend, bevor auch er mir erklären musste, dass die Wahrheit für mich nicht bestimmt war. Allmählich kam für mich eine Verschwörung des Rudels infrage, obwohl diese ziemlich absurd sein musste, wenn sie solche Gewalttaten beherbergte. „Irgendwann wirst du es verstehen." Genervt seufzte ich. Selbst Logan ging mir mit solch einer Aussage auf die Nerven. Helfen tat die mir schließlich auch nicht. „Und wann ist dieser Zeitpunkt?" Knurrte ich und ließ mich rücklings fallen. „Wenn Zachary dich einweiht." Neugierig musterte ich ihn, bevor ich meine Augen schloss und frech schmunzelte. Dann wusste ich ja was zu tun war. Zachary Sawyer um den Finger wickeln. Nichts schwieriger als das..

"Ich habe heute wirklich keinerlei Motivation." Schnaubte ich verzweifelt, als ich mich auf meinen Platz niederließ und Keith schmollend ansah. Die Auseinandersetzung von Zachary und Cody hatte mich mehr mitgenommen, als ich vermutet hätte. Kein Auge bekam ich zu und so wurde der darauffolgende Tag elendig lang. Bereits in der zweiten Stunde war mir klar, heute würde ich nichts zustande bekommen. "Hast du überhaupt geschlafen?" Fragte mein Gegenüber mit einem Schmunzeln im Gesicht, das ich ironisch erwiderte und deutlich mit dem Kopf schüttelte. Meine Gedanken hatten mich bis in die frühen Morgenstunden gejagt und gaben mittlerweile nur Ruhe, weil ich zum Denken zu müde war. Herzlichen Glückwunsch, Heather. Es ist 10 Uhr morgens und du fühlst dich wie nach einem Drogentrip. "Ich verzeihe dir deinen Zustand." Erklärte Keith gnädig und kramte seinen Collegeblock hervor. Nicht einmal dazu war ich im Stande. Den Rucksack öffnen und etwas heraussuchen? Den anderen erklären was ich an Informationen gesammelt hatte? Nein, das erschien mir eindeutig als eine zu große Anstrengung. "Unter einer Bedingung." Fügte der Blonde seiner Aussage hinzu, die ich mit einem kräftigen Seufzer kommentierte. "Du kommst am Wochenende zu Amy und mir nachhause." Ich legte den Kopf leicht schief, da ich diese Aussage weder als Bedingung noch als Strafe ansah. "Mein Schwesterherz ist hin und weg von dir und da du noch nie am Perl-Black-Mountain warst.." Begeistert klatschte ich in die Hände. Mit einem Mal war all die Müdigkeit verflogen und ich konnte das Wochenende kaum noch erwarten. Ich wollte schließlich schon immer einmal zu diesem Berg und nun bekam ich die Chance auch noch mit meinen Freunden dorthin zu gehen! Wenn man Keith und Amy als Freunde bezeichnen konnte zumindest. "Ich würde nur den anderen nichts erzählen." Murmelte Keith nun im Flüsterton und deutete unauffällig zu Milow und Milan, die sich gegenseitig Käsebällchen in den Mund warfen. Die Lehrerin hatte es wohl schon lange aufgegeben die beiden zur Vernunft zu bringen. "Sie werden nur Chaos verbreiten." Erklärte Keith weiter und überzeugte mich damit ohne dass ich mir im Klaren darüber war, warum er mir das Schweigen nahelegte. Hätte ich davon gewusst, wer weiß, wahrscheinlich wäre ich nicht mit ihm gegangen.

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt