Chapter 41

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„Kannst du mir bitte erklären, warum ich keinen einzigen Schritt ohne Aufpasser gehen kann?" Provozierte ich Cody, der mal wieder am Strand saß und die Stille genoss. Die Stille, die herrschte bis ich angestapft kam und die Idylle zerstörte. Der Rothaarige zog eine Augenbraue hoch und wartete geduldig ab, bis ich mich neben ihn setzte und auf eine Entschuldigung wartete. Diese blieb jedoch, wie konnte es auch anders sein, aus. „Ich rede von Jayden, Milan und der Quasselstrippe, klingelt da was?" Nein, es klingelte nicht. „Ihr braucht mich nicht vor meinen Freunden beschützen." Ein Knurren entfuhr ihm, seinem Blick nach zu urteilen ohne jegliche Absicht. „Das sind nicht deine Freunde!" Stellte er ruhig, aber mit genügend Nachdruck klar, woraufhin ich beschwichtigend die Hände hob und meine Aussage zurücknahm. Ich hatte mich bisher zu wenig mit dieser Thematik auseinandergesetzt, als dass ich eine geeignete Bezeichnung für die Beiden gefunden hatte. „Ich komme mir vor wie eine Prinzessin, die ohne ihre Leibwächter nicht einmal auf eine ganz normale Schule gehen kann! Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sie sich in der Öffentlichkeit auffällig verhalten würden?" Cody zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Man kann nie wissen was denen im Kopf vorgeht." Ich schwieg. Wusste nicht, welche Reaktion angemessen war. Wie entkräftete man solch ein Argument? Es gab bestimmt Möglichkeiten. Möglichkeiten, die mir mein Gehirn in diesem Augenblick jedoch nicht anbot. „Ich führe nur das aus was mir gesagt wird, Heath. Das tun wir alle. Beschweren musst du dich woanders." Bei Zachary. Es war eindeutig gewesen, dass er hinter der ganzen Sache steckte und dennoch wollte ich nicht begreifen, dass er solch ein Interesse an mir hegte. Schließlich hatte er mich seit unserem Kuss ignoriert. Mir lief ein Schauer über den Rücken, als ich an den Abend zurückdachte. Der Abend, der seine zweite Seite offenbart hatte. Die Seite, die ich lieben würde, wenn ich könnte. Doch ich konnte nicht. Er untersagte es mir, ohne auch nur ein einziges Wort zu nutzen und genau das verängstigte mich. Nicht er, nicht seine Gewaltbereitschaft, nein. Sondern die Gabe, die er zu besitzen schien. Die Möglichkeit, meine Gefühle und vermutlich auch die anderer zu beeinflussen. „Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Alles ändert sich plötzlich und ich verstehe nicht wieso. Wieso jetzt? Wieso ich?" Der Rothaarige legte seinen Arm um meine Schulter und sah mich mit einem tröstenden Blick an, der mir so viel Mut und Sicherheit schenkte, wie es kein anderer gekonnt hätte. „Jeder ist aus einem Grund auf dieser Erde. Niemand fragt einen, ob man soweit ist, diesen herauszufinden. Es geschieht einfach und das ist das Beste, was dir passieren kann. Du musst so viele verschiedene Entscheidungen im Leben treffen. Eine schwerwiegender, als die andere. Doch nur diese Eine wird dir abgenommen." Verständnisvoll nickte ich. Seine Worte wirkten auf mich beruhigender, als sie hätten sein sollen. Schließlich verharmlosten sie die Situation nicht, sondern zeigten mir bloß auf, dass ich nicht davor weglaufen konnte. „Wir sollten gehen." Knurrte Cody aus dem Nichts, sprang auf und zog mich mit sich auf die Beine. Noch in Gedanken versunken schaute ich zu ihm hoch und folgte seinem Blick bis zum äußersten Winkel am Strand. Nur wenige Meter entfernt vom angrenzenden Wald waren zwei Gestalten zu sehen, dessen Umrisse jedoch nichts weiter aussagten. Dennoch versteifte Cody sich und fixierte die Beiden, während er ein drohendes Knurren ausstieß. Angst stieg in mir auf, als der Rothaarige seine Warnung wiederholte, ohne auch nur einen Moment von den Gestalten abzusehen. Ich wollte ihn gerade fragen, wen er dort sah, da griff jemand nach meinem Arm und zerrte mich grob von Cody weg. Wild schlug ich so lange um mich, wie meine Hände noch nicht in den festen Händen des Kerles waren, der mich hinter sich her zog. „Was fällt dir ein?" Keifte ich und riss panisch die Augen auf, als er sich blitzschnell zu mir umdrehte und seine Hand auf meinem Mund lag. „Keinen einzigen Laut oder wir enden als Fertigfutter." Es war Josh, der aus dem Nichts aufgetaucht war und mich daran hinderte, mich ihm entgegen zu stellen. Ich konnte nicht sprechen, nicht schreien, mich nicht aus seinem Griff winden. Also schaute ich zu Cody zurück, der noch immer am Strand verharrte und knurrend in die Ferne sah. „Er kommt nach, keine Sorge." Versicherte Josh mir, ehe er mich dazu zwang in Richtung Zuhause zu laufen, weg von Cody, der zur Statue geworden war. Und wieder einmal hatte ich keinen blassen Schimmer warum.

Wir betraten gerade den Hof, da raste Zacharys Protzwagen durch die Einfahrt und bremste etwa drei Meter vor uns abrupt ab. „Bist du verletzt?" Fragte der Blonde besorgt, nachdem er aus dem Wagen gesprungen war um auf mich zu zu sprinten. Geschockt stand ich da und bekam kein Wort heraus, weshalb Zachary sich an Josh wendete und ihm die Kehle zuschnürte. „Ist sie verletzt?" Sein Knurren ging mir durch Mark und Bein und ich schien nicht die Einzige zu sein, die so empfand. Zumindest wagte es der Rest des Rudels nur in Wolfsgestalt zu erscheinen und sich im Kreis um mich herum aufzustellen. Mein kleiner Bruder spielte neugierig mit den Ohren, während der Rest den Kopf tief gesenkt hielt und somit die Unterwürfigkeit Zachary gegenüber darlegte. „Mir geht es gut!" Fand ich, noch bevor Josh blau angelaufen war, zu Wort und ließ mich verkrampft von dem Blonden mustern, ehe er von meiner Aussage überzeugt war. Seine Mimik war kalt und auch sonst wirkte er emotionslos. Es war, als hätte er sich nie um mich gesorgt. Als interessierte er sich wieder nicht für mich. „Ihr Geduldsfaden neigt sich dem Ende zu. Wir brauchen eine Lösung. Dringend!"

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt