Chapter 45

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Diego POV

Leise schlich ich die Treppen hinauf. Immer darauf bedacht, keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Während Ethan und Cody den Hof bereits verlassen hatten, stand Zachary auf der Veranda herum und schien auf Heath zu warten, die sich in wenigen Augenblicken auf den Weg zur Schule machen würde. Joshua konnte ich von meinem Fenster aus dabei beobachten, wie er wieder einmal eine seiner messerscharfen Klingen polierte und sie mit funkelnden Augen betrachtete. Wenn ihn etwas faszinierte auf dieser Welt, dann waren es Waffen und die Möglichkeit, sie einzusetzen. Dabei brauchte er keine Hilfsmittel um sich zu verteidigen. Er hatte sich und seine zweite Gestalt. Sein zweites Gesicht, wie Dad zu sagen pflegte. Vermutlich war es aber nicht die Absicht, seine Sammlung eines Tages einzusetzen, sondern viel mehr die Gier, sie zu besitzen. In keinem Fall wäre er daran interessiert, mich zu suchen. Eigentlich war niemand an mir interessiert und so war es ein leichtes, mich von der Schule fernzuhalten. "Mein Junge, wie geht es deiner Schwester und dir? Seid ihr wohlauf? Wie ist das Wetter? Benehmt ihr euch, so wie ich es euch aufgetragen habe?" Erleichtert seufzte ich auf und setzte mich auf die Fensterbank, während ich der Stimme von Dad lauschte und mich seit langem wohl fühlte. Geborgen und beschützt, so wie ich es früher gewesen war. Die Gutenachtgeschichten, die er so lebhaft erzählt hatte, als war er dabei gewesen. Die Magie, die Feen, die Bösewichte, die am Ende jeder einzelnen besiegt wurden. Nichts von all dem blieb übrig an diesem Ort. "Uns geht es gut. Wann lassen sie dich gehen? Ich möchte nachhause, Dad." Ich spürte deutlich seine Unbehaglichkeit und erwartete das Schlimmste. Dad war redegewandt und sich keiner Antwort zu schade. Warum also sollte er zögern? "Das ist nicht so einfach, Koda." Begann er und hörte sich geduldig meinen Vortrag an, wie wir das Jugendamt davon überzeugen würden, dass Michael ebenso gut für uns sorgen konnte. Jeden Abend malte ich mir das Szenario aus. Das Szenario unserer Rückkehr. Unserer Rückkehr in das Rudel, das uns jahrelang mit Hingabe und Liebe aufgezogen hatte. Die zahlreichen Sichtungen in der Stadt. Es verging kaum ein Tag, an dem ich keinem Artgenossen begegnete. Ich konnte meine Gabe ausüben und perfektionieren. Kaum einer konnte sich vor meinem hervorragenden Gespür verbergen. Ich fand sie, die Wölfe unter all den gewöhnlichen Stadtbewohnern. "Ich darf nicht oft telefonieren. Wann ist deine Schwester zurück, um mit mir zu sprechen?" Seine Anspannung ließ mich ungeduldig werden. Wozu wollte er Heath am Telefon haben? Was gab es zu berichten, was nicht für meine Ohren bestimmt war? Vermutlich eine Menge, aber fair war das Ganze sicherlich nicht. "Was ist passiert, Dad. Ich spüre es deutlich. Es ist etwas geschehen." Es war nicht gelogen. Bereits seit etwa zwei Tagen fühlte ich mich schlecht und konnte mir dieses Gefühl nicht erklären. Man hörte nicht selten von Artgenossen, die das Leid ihrer Familienmitglieder empfinden konnten. Es diente vermutlich dem Schutz Feinden gegenüber. Über weite Entfernungen eine solche Empathie zu verspüren, konnte im Ernstfall Leben retten. "Das Rudel ist überrannt worden. Sie kamen in der Nacht, völlig unmittelbar und hinterließen ein Schlachtfeld. Es ist niemand umgekommen und Michael ist dabei, alles wieder herzurichten, dennoch muss jeder von uns auf der Hut sein." Ich krallte meine Finger in den Hörer und schluckte schwer, während ich zu realisieren versuchte, was Dad mir soeben mitgeteilt hatte. "Von wem? Wer wagt es, ein so großes Rudel anzugreifen?" Ich sprang eilig von der Fensterbank, als Joshua von seinen Klingen aufsah und die Fenster begutachtete. Hoffentlich, hatte er mich nicht gesehen und verpetzte mich an Zachary. Doch das war Nebensache. Sie wurden angegriffen. Überrannt. Mein Rudel. Unser Rudel. Unsere Familie. "Zeugenaussagen sind oft verfälscht, weil die Gedanken verrückt spielen. Aber sie haben etwas gesucht und zogen weiter, als sie nicht fündig wurden. Vermutlich ist es deshalb so glimpflich ausgegangen." Ich biss die Zähne aufeinander. "Dad, wer hat sie überfallen?" Er stammelte etwas kaum hörbares vor sich hin, ehe er seufzte und mir das offenbarte, was er von der Tat wusste. "Jeder nennt sie anders. Einig ist man sich nur, dass sie von Lucifer geschickt wurden. Sie suchen nach dem Reinen, der Unschuld. Nach etwas, das sie seit ihrer Geburt verlangen." Ich schnappte nach Luft. "Ich weiß, wonach." Damit legte ich auf, rannte die Treppe hinunter, nach draußen und verwandelte mich bereits im Sprung von der Veranda um möglichst schnell an den Ort zu gelangen, der meine Anwesenheit verlangte.

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt