Chapter 59

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Ich schlang meine Arme um seinen Hals und atmete den Duft ein, der jeden noch so fremden Ort vertraut erscheinen ließ. Die Erleichterung meines brennenden Herzens war befreiender, als ich es mir hätte vorstellen können. Es war, als brach ein Gebirge in zwei und verlor sich in den Tiefen meines Inneren. Er konnte laufen, war nicht bis an sein Lebensende mit den Verletzungen dieses Kampfes konfrontiert oder gar an einen Rollstuhl gefesselt. Überrascht von meiner herzlichen Begrüßung lachte der Blonde auf und strich mit seiner Hand vorsichtig über meinen Rücken. Sein Arm wurde von einer Schiene gestützt, die von dem weißen Verband gehalten wurde. Besorgt musterte ich den Arm und schloss meine Hand um seine, ehe ich zu ihm hinauf sah und sich ein Lächeln auf meine Lippen legte. Die Platzwunden zierten seine weiche Haut und die Blässe in seinem Gesicht zeugte von großer Erschöpfung, die nach einem stundenlangen Krankenhausaufenthalt mehr als gerechtfertigt war. "Ich habe das Schlimmste erwartet." Murmelte ich und senkte den Blick, hob ihn allerdings wieder, als die rauen Finger des Blonden mein Kinn hoben und er mir einen Kuss auf die Stirn hauchte. "Es ist überraschend gut ausgegangen. Du brauchst dich nicht sorgen." Versicherte er mir und auch Cody und Ethan nickten zustimmend, bevor sie mich ins Wohnzimmer schoben. Zachary leistete nicht lange Gesellschaft, er war zu erschöpft und zog sich in sein Zimmer zurück, während ich mit den Betas im Wohnzimmer blieb. "Ich kann noch immer nicht fassen, was dort geschehen ist." Meine Stimme klang brüchig. Mit ausdruckslosen Augen sah ich zwischen den jungen Männern hin und her und erhoffte mir eine Antwort, die mich beruhigen würde. Das, was geschehen war, rechtfertigte und rückgängig machte. Doch das war nicht möglich. Es ist passiert und forderte Opfer. "Das Alles ist noch nicht vorbei. Sie werden zurückkehren, sobald sie sich erholt haben." Stellte Ethan klar und jagte mir damit eine ungeheure Angst ein. Wann würden sie zurückkehren? Und warum? Um Rache zu nehmen? Es waren genug Opfer gefordert worden. Ein Kampf, der nicht einmal ein Ziel verfolgt hatte. Er war sinnlos und grausam, nichts weiter. "Wir müssen bereit sein. Jeder von uns." Ethan klang so entschlossen, dass ich gar nicht anders konnte, als zu nicken und mich mit dieser Ausgangslage anzufreunden. Wir schienen keine andere Wahl zu haben. "Vielleicht nicht jeder." Ich sah Cody fragend an, als der mich besorgt musterte und tief durchatmete, ehe er mich davon zu überzeugen versuchte, meinen kleinen Bruder fortzuschicken. "Er hat diesen Kampf entfacht und war im Verlauf bloß hinderlich, Heath." Erklärte Ethan mir ernst, als ich mich ausdrücklich weigerte. Doch ich musste es mir eingestehen. Sie hatten Recht. Wäre Diego nicht gewesen, wäre er nicht zu Noah gelaufen, dann hätte Zachary nicht angegriffen. Es wäre zu keinem Kampf gekommen. "Er hat ein Leben gerettet. Wer weiß, was Jayden mit diesem Jungtier angerichtet hätte!" Versuchte ich es dennoch, auch wenn ich die Wahrheit kannte und sie mir längst eingestand. Er war ein Held gewesen, mein kleiner Bruder. "Er hätte ihn zugerichtet, wie es ihm beliebt und ihn dann dort liegen lassen. Sein Rudel wäre für ihn zuständig gewesen." Entsetzt sah ich Ethan an. "Dieses Rudel hat keinerlei Liebe bewiesen. Nicht einmal ihre Welpen forderten sie zurück!" Ich erwischte mich dabei, wie ich aufsprang und aufgeregt mit den Armen in der Luft herumfuchtelte, schämte mich einen Augenblick für meine Hysterie und setzte mich wieder. "Dieses Rudel ist nicht normal, Heath. Sie sind nicht wie andere." Codys Stimme klang so ruhig, dass ich meine Wut wieder in den Griff bekam und tief durchatmete, ehe ich erneut klar zustellen versuchte, dass wir Noah nicht hätten dort zurücklassen können. "Das hätten wir. Er gehört schließlich nicht zu uns." Verbittert schnaubte ich. Wie konnte Ethan nur so herzlos sein. "Ab sofort gehört er zu uns! Er hat genauso ein Recht auf ein Rudel, wie ihr es damals hattet." Erschrocken sahen die beiden sich an, zögerten einen Augenblick und sahen mich dann prüfend an. "Er ist nicht zurückgekehrt? Zu seinem Rudel?" Die Abneigung in ihrer Stimme bescherte mir eine Gänsehaut, woraufhin ich scharf nach Luft schnappte und den Kopf schüttelte. "Er wird dir den Kopf abreißen und diesem Rüden auch. Gleich nachdem er Koda die Eingeweide entrissen hat." Seufzte Ethan und verließ den Raum. Vermutlich hätte er mir ansonsten eine gehörige Standpauke erteilt und ging dieser Diskussion lieber aus dem Weg. Cody setzte sich neben mich und sah mir eindringlich in die Augen. "Heath, wo sind die Welpen?" Ich traute mich nicht zu antworten, doch konnte ihn schließlich nicht ignorieren und lächelte daraufhin bloß unschuldig. Diese Antwort reichte ihm völlig aus um den Kopf zu schütteln und mich dem Tode nahe zu erklären. Das schien ich mit Zachary wohl allein aushandeln zu müssen.



Feindliche Wölfe im Rudel.. was Zachary dazu wohl sagen wird🤷🏼‍♀️

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt