Chapter 12

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Es war bereits spät am Abend und ich döste vor mich hin, als es an der Tür klopfte. "Herein." Murmelte ich und öffnete schweren Herzens die Augen. Zu meiner Überraschung handelte es sich nicht um Diego, der mich besuchen kam, sondern um Logan. Vorsichtig steckte er seinen Kopf durch die Tür und musterte mich, ehe er das Zimmer betrat und die Tür leise hinter sich schloss. "Tut mir leid, ich wollte nur noch einmal nach dir sehen." Erklärte er und ich bot ihm an, sich neben mich zu setzen, was er dankend annahm. "Für so etwas musst du dich nicht entschuldigen. Du bist hier jederzeit willkommen." Er schmunzelte. "Naja, mitten in der Nacht wohlkaum." Da es für mich etwas selbstverständliches war, für Freunde zu jeder Tages-und Nachtzeit da zu sein, legte ich den Kopf leicht schief. "Doch, klar. Zu jeder Zeit." Überrascht musterte Logan mich und brauchte einen Moment um meine Aussage zu verinnerlichen. "W..Wie geht es dir?" Fragte er besorgt und musterte mein Auge, das leicht bläulich war. Mich störte diese Tatsache relativ wenig, weshalb ich nicht sonderlich darauf achtete. Ich sah mich selbst ja sowieso nicht. Mit meinem blauen Auge mussten die Anderen leben. "Es geht mir gut. Ich bin ziemlich erschöpft, aber es geht mir gut. Hast du irgendwelche Verletzungen davongetragen?" Obwohl Logan den Kopf schüttelte schob ich die Ärmel seines Hoodies hoch um noch einmal sicher zu gehen, dass nichts neues dazu gekommen war. "Hilft die Wundcreme?" Er nickte abwesend. Man musste kein Hellseher sein um zu bemerken, dass er nicht gern über sich selbst sprach. Vor allem nicht, wenn es um seine Verletzungen ging. Aber wer sprach schon gern darüber? Es demonstrierte für die meisten nur Schwäche und Schwächen zeigte man bekanntlich ungern in der Öffentlichkeit. "Warum hat er dich dieses Mal angegangen?" Der Dunkelhaarige versuchte der Frage aus dem Weg zu gehen, doch ich blieb stur, bis er endlich einknickte. "Ich bin der Rangniedrigste und habe somit keinerlei Recht mit dir, ohne seine Einverständnis, Zeit zu verbringen . Die habe ich mir nicht geholt." Ich zog meine Augenbrauen hoch. "Einverständnis? Du brauchst eine Einverständnis um Zeit mit mir zu verbringen? Wow, herzlich Willkommen im Mittelalter." Während ich über diese Tatsache lachte, zuckte Logan nur bedrückt mit den Schultern. Er wirkte wieder einmal ziemlich niedergeschlagen. Es war mehr als nötig, dass die Wette begann. Für ihn war genau diese eine Chance auf eine angenehmere Zukunft, wenn er schon Teil dieses Rudels bleiben wollte. Auch wenn mir der Grund nicht bekannt war, irgendetwas musste ihn ja dazu bringen, hier zu bleiben.

Die Nacht war nicht unbedingt meine Beste, weshalb ich viel zu früh aufstand und bereits um 6 Uhr komplett fertig das Wohnhaus verließ um mich etwas in der Umgebung umzuschauen. Dad hatte immer von einem Strand ganz hier in der Nähe geschwärmt, an dem er damals oft mit Mom gewesen war. Wenn dieser wirklich gut zu Fuß zu erreichen war, konnte ich ihn mir sicher schon heute Morgen ansehen. Die Vögel zwitscherten verhalten ihre Morgengesänge, als würden sie Rücksicht auf das Rudel nehmen, das noch schlief. Es schien ein recht warmer Tag zu werden, zumindest war es schon jetzt angenehm warm in der Sonne. Der Himmel strahlte in einem unverwechselbaren Blau und perfektionierte das Gesamtbild mit seiner traumhaften Erscheinung. Während ich von der Umgebung schwärmte schlenderte ich einen Sandweg entlang, in der Hoffnung er würde mich zum besagten Strand führen. Bevor ich dort allerdings ankam lief Cody mir über den Weg. "Solltest du nicht im Bett liegen und dich auskurieren? Was, wenn du eine Gehirnerschütterung hast?" Ich hob beschwichtigend die Hände. "Schon gut, ertappt. Aber ich kann nicht regungslos rumliegen, wenn es draußen so traumhaft schön ist." Cody schmunzelte und schloss sich mir, dem tatsächlich richtigen, Weg zum Strand an. Er erzählte mir von seiner morgendlichen Joggingrunde, die er bei Wind und Wetter antrat. Er verdiente allein mit der Aussage meinen vollen Respekt. So viel Disziplin würde ich im Leben nicht besitzen. "Bist du der Sanitäter des Rudels oder warum hast du mich gestern verarztet?" Harkte ich interessenhalber nach und staunte nicht schlecht, als Cody mir erzählte, dass er als Rettungssanitäter arbeitete. "Das ist sicher einer der aufregendsten Berufe, die es gibt." Cody schüttelte lachend den Kopf. "Es gibt sicherlich noch viel anspruchsvollere, die eben so viel Aufregung bereithalten." Seine bescheidene Art gefiel mir. Wenigstens die Betas hatte Zachary sich sorgfältig ausgesucht, während der Rest des Rudels wie blind zusammen gewürfelt schien. Verschiedene Charaktere waren zwar wünschenswert, aber wenn eben diese sich nicht gegenseitig ergänzten führte das früher oder später zur puren Katastrophe. Das dieses Rudel noch nicht völlig über Kopf gegangen war, glich einem Wunder. "Und du unterziehst dich einer Prüfung?" Überrascht hob ich meine Augenbrauen. Prüfung? Mein Magen drehte sich allein bei dem Gedanken daran um. "Zachary hat von eurer Wette erzählt." Erleichtert seufzte ich. Das empfand Cody als Prüfung? Na wenn das so war, für mich war es bloß eine spielerische Wette, die mir eine hervorragende Chance bot mich Zachary gegenüber zu beweisen. "Ich bin gespannt wie du dich schlägst." Ich verdrehte die Augen. "Ihr denkt doch alle, dass ich es nicht packe." "Naja, sagen wir es so. Da ich der Einzige aus dem Rudel bin, der davon in Kenntnis gesetzt wurde kann ich dir darüber keine Auskunft geben." Ich legte den Kopf leicht schief. Es gab zwei Betas, aber nur einer wusste von solchen Geschehnissen bescheid? Ziemlich untypisch. "Was ist mit Ethan? Hat Zachary ihm nichts erzählt?" Cody schüttelte den Kopf. "Er ist dir zu Nahe, deshalb geht er Ethan aus dem Weg." Ich fuhr mir durch die Haare. Man, war dieser Alpha anstrengend. Da erschien mir Milow als noch harmlos, der war wenigstens nicht so verkrampft. "Also versucht er mir unterbewusst einzureden, mit wem ich wann und wie viel Kontakt haben darf?" Cody schmunzelte. "Wenn du ihn besser kennst wirst du es verstehen, glaub mir. Vorher rate ich dir aber ihm seine Sichtweisen nicht auszureden. Sonst passiert so etwas wie gestern." Ich verdrehte die Augen. Jetzt gab Cody mir auch noch Ratschläge, wie ich mich zu verhalten hatte. Ich konnte gleich mit einem Notizbuch durch die Gegend laufen, um bloß nichts falsch zu machen.

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt