Chapter 84

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"Hast du auch nur einen Hauch von Empathie in deinem Herzen?" Fuhr ich Zachary harsch an, während dieser wutschnaubend Joshua hinterher sah und ihm vermutlich noch ein weiteres Mal an die Kehle springen würde, wenn ich nicht vor Ort wäre. Ich wollte mich nicht mit ihm streiten. Nicht jetzt und vor allem nicht vor solch einem bevorstehenden Ereignis. Wir sollten zusammenhalten und füreinander da sein, stattdessen zerstörte der Blonde die aufflammende Harmonie sobald sich ihm die Möglichkeit dazu bot. "Ich rede mit dir!" Keife ich verärgert und stellte mich vor ihn, was seine Sicht aufgrund unseres Größenunterschiedes jedoch kaum beeinträchtigte. Es reichte zumindest nicht um seine Aufmerksamkeit zu erlangen, die war noch immer Joshua versprochen, welcher in Zeitlupe zum Wohnhaus schlenderte und sich dabei deutlich amüsierte. "Wie wäre es, wenn du mir den Kopf abreißt, anstatt ihm? Er hat dir nichts getan." Ich hörte die Tür ins Schloss fallen und bekam im nächsten Moment die volle Aufmerksamkeit des Blonden. Etwas überfordert mit dieser Tatsache wich ich einen Schritt zurück, ehe ich wütend die Arme vor der Brust verschränkte und inständig hoffte, nicht bescheuert dabei auszusehen. Gescheitert, Heath. Definitiv gescheitert.

"Er sollte sich glücklich schätzen noch Teil dieses Rudels zu sein." Knurrte Zachry zu mir hinunter und ließ das Blut in meinen Adern gefrieren. "Nur weil er sein gutes Recht nutzt und deine Fähigkeiten als Alpha prüft? Er hat das Recht auf eine höhere Position, wie jeder andere hier." Seine Eckzähne blitzten drohend auf, doch ich ließ mich nicht einschüchtern. Er konnte die Wahrheit genauso wenig verkraften, wie die Konkurrenz, die von Joshua ausging. Kein Wunder, dass er bisher so viel Energie darin investiert hatte, die anderen klein zu halten. Er konnte Konkurrenz nicht ertragen. "Er ist nicht so, wie du es dir vorstellst. Er nutzt die Menschen um sich herum aus. Er lässt dich bluten für sein persönliches Wohl." Ich zog die Augenbrauen hoch. "Das klingt wohl eher nach dir, findest du nicht?" Brachte ich über die Lippen noch bevor ich darüber nachdenken konnte und befand mich im nächsten Augenblick an die Wand gepresst wieder. Ängstlich schnappte ich nach Luft und blitzte den Blonden wütend an, dessen eiskalter Blick ein loderndes Feuer trug. "Du hast kein Recht zu urteilen oder gar zu bestimmen, wie wir diesen Konflikt bereinigen. Das obliegt allein mir, ich bin der Alpha dieses Rudels und du bloß ein kleines, schwaches Schaf, das mir zugeteilt wurde. An deiner Stelle würde ich weiter grasen und mich ruhig verhalten." Mit einem schmerzenden Stich in der Brust schnappte ich nach Luft und bohrte meine Fingernägel in seine Hand, die meine Kehle zudrückte.

"Du bist ein Monster, Zack." Keuchte ich und strampelte hilflos mit meinen Beinen. Das Feuer in seinen Augen wurde größer und sprang auf sein Lächeln über, welches nun seine Lippen zierte. "Ich habe keine Angst vor dir und deinem Größenwahn!" Ich versuchte möglichst böswillig zu knurren und starrte ihm ungehemmt in seine Augen, die sich mittlerweile tiefschwarz verdunkelt hatten und in keinster weise an sein liebevolles Funkeln erinnerten, welches mich während des vergangenen Abends angesehen hatte. "Das kleine, schwache Schaf ist weder dein Spielzeug, noch dein untergebenes Häufchen Elend. Das kleine, schwache Schaf ist das, was du bis aufs Blut schützen solltest. Haben Mates das nicht so an sich?" Er verlor jegliche Farbe im Gesicht, seine Augen verloren das Feuer und blichen aus. Überfordert stand er da und lockerte seinen Griff, woraufhin ich mich eilig befreite und einen Sicherheitsabstand aufbaute. "Stattdessen beschützt das kleine, schwache Schaf den Löwen immer und immer wieder vor seinem Übermut und weißt du, was das Schaf von dem Löwen unterscheidet? Es verlangt keine Gegenleistung für seine Taten und die Liebe, die es in seinem Herzen trägt." Mit Tränen in den Augen machte ich auf dem Absatz kehrt und ließ ihn stehen. Meine Gliedmaßen schmerzten unerbittlich, während ich mich zum Wohnhaus schleppte und den hilflosen Schrei mit letzter Kraft unterdrückte.

Ein Schluchzen überfuhr mich, als ich mein Zimmer betrat und schnellen Schrittes mein Bett erreichte. Erschöpft ließ ich mich fallen und verkroch mich unter der Decke. Die vereinzelten Tränen, die meinen Schutzwall überwanden, rollten meine Wange hinunter und weichten den Bettbezug auf. Wieder einmal hatte ich das Gefühl fehl am Platz zu sein. Nicht für das bestimmt zu sein, für was ich mich hielt. Wieder einmal sehnte ich mich nach meiner Familie und die tröstenden Worte derer, die mich großgezogen hatten. Heimweh überkam mich und ich fühlte mich so klein und verletzlich, dass ich mir schwörte, nie wieder hinaus gehen zu wollen. Ich wollte niemanden sehen und reden kam mir schon gar nicht in den Sinn. Das alles war nicht fair. Ich bemühte mich jeden glücklich zu machen und jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte alles richtig zu machen kam Zachary mir zuvor und beendete dieses Glück. Es musste eine Lösung für diesen Kerl geben, doch welche? Mehr als mich ihm entgegen stellen konnte ich nicht. Das hätte die Lösung sein müssen. Mich gegen ihn stellen und ihn auflaufen lassen. Doch das war sie nicht. Zachary Sawyer würde niemals der sein, nach dem mein Herz verlangte. Er würde sich nicht ändern und weiterhin jeden um sich herum verletzen. Das war seine Art. Das war sein Schicksal. Und meines war das eines gebrochenen Herzens. Das gebrochene Herz, in zwei geschlagen vom eigenen Mate.

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt