Chapter 52

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Aufgeregt sah ich aus dem Beifahrerfenster und genoss die idyllische Aussicht des Meeres. Es war einer dieser Momente, die mir bewiesen, hier gehörte ich her. Ich konnte das Gefühl nicht beschreiben, aber es war da. Eine Art Geborgenheit, die ich an keinem anderen Ort zuvor verspürt hatte. Zuhause, dieses Gefühl verband ich mit meinem zuhause, meinem Rudel, meiner Familie. Normalerweise verließen Weibchen ihr Rudel nie. Sie waren dafür zuständig es am Leben zu erhalten und an die nächsten Generationen weiterzugeben. Das bedeutete nicht zwangsläufig, dass man gemeinsam in einer Art Rudelhaus wohnte. Das war in der heutigen Zeit nur noch selten vertreten. Die einzelnen Rudelmitglieder wohnten in der nahen Umgebung und gründeten dort ihre eigenen kleinen Familien. Sie waren sehr familiär, alle von ihnen. Würden die Menschen nach potentiellen Gestaltswandlern suchen, sollten sie dieses Kriterium zur Identifizierung wählen. Sie wären sicherlich erfolgreich. Doch Männchen, also Rüden und gleichermaßen die Herren des Hauses waren anders. Sie verließen ihr Rudel mit einem bestimmten Alter, oft mit der Volljährigkeit und gründeten ihr eigenes Rudel oder traten einem anderen bei. So vermischten sich die verschiedenen Rudel untereinander und wuchsen im ständigen Einklang heran. Auch Diego würde eines Tages fortgehen und sein Rudel gründen. Er würde ein Alpha werden, wenn er seine bis dahin errungene Kraft klug und bedacht einsetzte. Es war kaum vorstellbar. Dieser kleine, vorlaute und freche Zwerg sollte einmal ein Rudel führen? Er war schon sehr erwachsen für sein Alter, aber dennoch blieb er für mich mein kleiner Bruder. Das blieb er  für immer.

„Was glotzt ihr so doof? Heute Abend wird gegrillt!" Kündigte Zachary lautstark auf dem Hof an, als wir aus dem Wagen gestiegen waren und tonnenweise Fleisch anschleppten. Als hätte man einen Schalter betätigt, leuchteten die müden Augen auf und die Stimmung wendete sich. Über das ganze Gesicht strahlend widmete sich jeder einer zu erledigenden Aufgabe. Sogar Jayden half tatkräftig mit und dachte nicht einmal daran, Zachary zu meiden. Er ließ sich nun einmal nicht unterkriegen. Bewundernd beobachtete ich das Rudel dabei, wie alles hergerichtet wurde und ließ mich überglücklich auf der Terrasse nieder, als der Grillabend endlich eingeläutet wurde. Die Sorge, die Menge an Fleisch war viel zu hoch, verschwand in Windeseile. Jeder einzelne schaufelte sich die Salate und Steaks in die Luke und es wurde gelacht und miteinander geredet, wie schon lange nicht mehr. Man musste sich eben nur trauen. Den ersten Schritt gehen und zusehen, wie alle zusammen wuchsen und gemeinsam den Abend genossen. Trotz der Streitigkeiten einige Stunden zuvor, war die Stimmung herrlich und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als diesen Augenblick jeden Tag zu erleben. Dieser Abend blieb allerdings nicht so unbeschwert. Wir hatten uns mittlerweile im Garten verteilt und Zachary und ich hatten uns in eine eingerollt. Der Blonde hatte den Arm um mich gelegt und ich lehnte an seiner Schulter, während wir dem Rest des Rudels beim Fußball spielen zusahen. So idyllisch es sich bisher auch angefühlt hatte, so schnell wendete sich das Blatt und ehe ich mich versah, versteifte sich das Team, das einen wunderschönen Ausblick auf das Meer hatte, während des Spiels. Verunsichert sah ich zwischen den Jungs hin und her und löste mich von Zachary, als auch die anderen beunruhigt da standen und zum Zaun schlichen. Wie Statuen standen sie da und beobachteten etwas, mir in der Dunkelheit nicht zu Erkennendes. Ethan und Cody knurrten auf, woraufhin Zachary aufsprang und ebenfalls an den Gartenzaun eilte. Ich blieb auf der Terrasse zurück und hielt die Reaktion der Jungs für lächerlich. Als diese jedoch weiterhin knurrend dort stehen blieben wurde ich neugierig und schlenderte zu Ihnen. Ich stand etwa zwei Meter hinter den Jungs und suchte vergeblich nach einem Auslöser für ihr Verhalten. Die Dämmerung war schon eingetroffen, was die Sicht zunehmend hemmte. „Was ist dort?" Fragte ich Diego, als dieser mich sah und zu mir kam. Ohne ein Wort zu sagen deutete auf die Stelle, die dem Rudel solch ein Unbehagen bereitete und endlich sah ich es. Mein Herz begann wie wild zu klopfen, meine Hände wurden heiß und ich hätte am liebsten aufgequietscht, so süß war das, was sich uns dort bot. Zwei Welpen tollten im Sand herum und jagten die Wellen. Zuckersüß, wie sie stolperten, weil sie ihre Pfoten nicht richtig aufsetzten. „Wir gehen rein!" Knurrte Zachary plötzlich energisch, stapfte zu mir, griff mich an der Schulter und zog mich mit ins Haus. Verwirrt beobachtete ich ihn dabei, wie er die Tür zur Terrasse verschloss und dabei nicht annähernd so emotionslos wirkte, wie er es sonst tat. „Was, wenn sie sich verlaufen haben und nun ganz allein dort sind?" Zachary schüttelte antwortend den Kopf, hauchte mir einen Kuss auf die Stirn und versicherte mir, er wüsste zu wem die Welpen gehörten und dass ich mir keine Sorgen machen brauchte. Doch das tat ich, denn bekannte Welpen, hätten das Rudel in keinsterweise in solch einen Zustand versetzt.

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt