Chapter 38

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Mein ganzes Leben wurde mittels eines Kusses auf den Kopf gestellt. Nichts war so, wie es vorher gewesen ist und auf irgendeine Art und Weise hatte sich dennoch nichts verändert. Zachary war am nächsten Tag schon in den frühen Morgenstunden nicht mehr aufzufinden, weshalb ich mich zu Cody in die Werkstatt gesellte. Der Rothaarige schraubte ausnahmsweise wieder an seinem Motorrad herum, zumindest sollte es mal eines werden..
Ich haderte mit mir, ob ich ihn einweihen sollte oder das Geschehene doch lieber verschwieg. Etwas an der Tatsache ändern, dass ich bis über beide Ohren in einen aggressiven, unfreundlichen Alpha verliebt war, würde es sowieso nicht. Dennoch wäre es schön, mit jemandem darüber sprechen zu können. Was das alles nun für Zachary und mich bedeutete, wusste ich schließlich nicht. Ob er überhaupt einen Gedanken an mich verschwendete? Vielleicht interessierte er sich nicht für den Kuss, geschweige denn für mich. Mir entfuhr ein verzweifelter Seufzer, durch den Cody auf mich aufmerksam wurde. „Du bist schon den ganzen Vormittag so still, was bedrückt dich?" Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern. Selbst wenn ich ihm in meine Gedanken einweihen würde, konnte er mir nicht helfen. Der Einzige, der meinen Gemütszustand ins positive Licht rücken könnte, war nun einmal Zachary. Der Zachary, der sicherlich nicht vor dem Abend zurückkommen würde. "Ich habe einfach einen schlechten Tag." Murmelte ich und hatte ihm damit immerhin keine Lüge aufgetischt. Dieser Tag war nun einmal nicht schön und das brauchte ich auch nicht zu verheimlichen. So etwas gab es nun einmal. "Bist du sicher, dass das nicht mit Gestern zu tun hat? Ich wollte dich wirklich nicht belasten." Seine Anspielung auf Amy und Keith, die ich bisher gekonnt hinten anstellte, ließ mich kalt. Ich hing viel zu sehr mit meinen Gedanken bei Zachary, als dass ich verarbeiten konnte, welches Geheimnis meine Freunde gehütet haben. Dass sie mich in große Gefahr hätten bringen können, daran wollte ich nicht denken. „Schon gut, ich hätte damit rechnen müssen." Erklärte ich ihm, obwohl ich dennoch fest der Überzeugung war, dass ich selbst niemals dazu in der Lage gewesen wäre, den beiden so etwas grausames anzuhängen. Warum auch? Sie waren schließlich meine Freunde und die Geschichte, die Cody mir erzählt hatte, war so abstrakt, dass meine Fantasie nie im Leben ausgereicht hätte um diese zu konstruieren. „Du brauchst vor mir nicht so tun, als wäre nichts." Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. Mit diesen Worten hatte ich nicht gerechnet und das Cody mich ohne mit der Wimper zu zucken auf etwas ansprach, das ich dachte verheimlichen zu können ließ das Gespräch unangenehm werden. So unangenehm, dass ich nur Wortfetzen herausbekam und Cody schmunzelnd den Kopf schüttelte. „Du hast doch nicht wirklich geglaubt, dass auch nur ein einziges Rudelmitglied im Dunkeln tappt." Das gesamte Rudel? Das gesamte Rudel wusste Bescheid? Jeder wusste von etwas, dass ich selbst nicht einmal verstehen konnte? Das wäre absurd! „Wir haben regelrecht darauf gewartet, dass du es endlich einsiehst und jetzt sitzt du seit zwei Stunden hier und bist so vertieft in deine Gedanken, dass jeder Blinde dahinter kommen würde, was in deinem kleinen Köpfchen vor geht." Verärgert verschränkte ich die Arme vor der Brust. Ich war doch keine Attraktion, auf dessen Eröffnung man wartete! Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was für Wetten über mich im Umlauf waren, ohne dass ich etwas davon mitbekommen hatte. „Das habt ihr mir solange verheimlicht?" Der Rothaarige schüttelte den Kopf. „Wir haben dir den Grund für seine Taten verheimlicht. Wir wollten nicht, dass du dir die Schuld für etwas gibst, wofür du nichts kannst." Unschlüssig legte ich den Kopf schief, woraufhin Cody seufzte und weitersprach. „Du warst ihm schon vom ersten Tag an versprochen und wenn dir jemand, in seinen Augen, zu nahe kam, korrigierte er dessen Verhalten." Er korrigierte? Nannte man so das Verprügeln und Schikanieren eines Rudelmitgliedes? Korrigieren? Unerwünschtes Verhalten mit Gewalt korrigieren, das klang definitiv nach dem Kerl, der von Nächstenliebe keinerlei Kenntnis hatte. „Er war eifersüchtig auf Logan und hat sich an ihm gerächt." Fuhr Cody fort und jagte mir einen Schauer über den Rücken. Es lag auf der Hand. Das alles war geschehen, weil ich hier war. Weil ich der Grund für Zachary war, um solche Taten zu begehen. Er verletzte meinen besten Freund, weil ich darauf bestanden hatte mit ihm den Großteil meiner Zeit zu verbringen. Ich brachte ihn in Gefahr, ohne davon in Kenntnis gesetzt worden zu sein. Ich hatte Logan zum Opfer gemacht. „Was ist mit dir? Er hat sich schließlich auch an dir ausgelassen." Der Rothaarige nickte leicht, zog seine öligen Handschuhe aus und strich mir stärkend über den Arm. „Er ist kein normaler Wolf, Heath. Er ist nicht wie wir." Diese Aussage überforderte mich gleichermaßen, wie die Tatsache, dass Zachary allein wegen mir diese Taten beging. „Er tut Dinge, weil er davon überzeugt ist, dass er sie tun muss. Ganz gleich, was das für die anderen bedeutet." Ich nickte verständnisvoll. Dass er nicht solche Gefühle hegte, wie wir, wusste ich. Ich hatte es geahnt. Aber dass das alles wegen mir geschehen war, konnte ich nicht verstehen. Ich brachte alle in Gefahr und das nur, weil ich Freunde suchte? Weil ich mich mit Logan und Cody verstand, leideten sie darunter? Das war nicht fair. Nichts davon war fair. Und dass eben dieser besagte Zachary in diesem Augenblick auf den Hof fuhr, aus dem Wagen stieg und uns nicht eines Blickes würdigte, trieb es auf die Spitze. Und ich hatte wirklich gedacht, es würde alles gut werden. Ich hatte gedacht, der Kuss hätte alles verändert.

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt