In Gedanken versunken warf ich den Plüschaffen durch das Zimmer und beobachtete die Welpen dabei, wie sie ihm hinterher jagten und schließlich wieder in meine Hand legten. Es war bereits Mittags und weder die Welpen noch ich hatten uns beim Frühstück blicken lassen. Stattdessen ließ ich mir von Logan und Diego die Reste bringen und aß mit Bayan und Cash in meinem Zimmer. Sie störten sich nicht an der heutigen fehlenden Sozialkompetenz meinerseits und tobten ebenso sorglos umher, wie sie es sonst taten. "Kaum zu glauben, dass sie Luciferwölfe sind, findest du nicht?" Desinteressiert schaue ich zu Logan, welcher die Zimmertür hinter sich verschließt und sich neben mich auf den Boden setzte. Bayan ließ von dem Spielzeug ab und schmiegte sich wie eine Katze an den Dunkelhaarigen, der ihn lächelnd hinter den Ohren kraulte und zu Cash sah, welcher jedoch mit dem Auseinander nehmen des Affens beschäftigt war. "Zumindest Bayan traut man eine solche Veranlagung nicht zu." Fügte Logan lachend hinzu, als er den Affen hoch hob und beeindruckt nickte. Cash dachte nämlich gar nicht daran von seinem Hab und Gut abzulassen und knurrte entschlossen, während er an den Beinen des Plüschtieres hing und hin und her pendelte. "Jeder Welpe, ob Hund oder Wolf, begeistert sich für solche Spiele." Brummte ich verärgert, nahm Logan das Plüschtier aus der Hand und überließ es Cash, welcher schwanzwedelnd mit seiner Beute davonlief. "Er hat in den letzten zwei Tagen mehr als zwei Wäschekörbe an Stofftieren zerlegt und das nicht gerade spielerisch." Der mahnende Blick von Logan ließ mich seufzend einlenken und widerwillig zustimmen. So sehr ich es mir auch wünschte, ihre Gene sprachen für sich und dagegen konnte vermutlich nicht einmal jahrelange Sozialisierung etwas ausrichten. "Wir werden sie auf den richtigen Weg bringen, versprochen. Jeder Einzelne von uns bemüht sich seit ihrem Ankommen darum." Hoffnungslos, was die Zukunft betraf, beobachtete ich Cash dabei, wie er den Affen in seine Einzelteile zerlegte und lehnte mich an Logans Schulter. "Sie sind keinen Monat bei mir und wachsen mir bereits über den Kopf." Er hauchte mir einen Kuss auf den Scheitel und strich mir tröstend über den Rücken, sagte jedoch nichts, was ich ausnahmsweise genoss. Stille war in den richtigen Momenten mehr Wert als jedes Wort der Welt und so schöpfte ich aus ihr die nötige Kraft für die bevorstehende Rudelbesprechung.Mit schweren Gliedern stand ich hinter dem überdimensional großen Schreibtisch und sog scharf die Luft an. Jeder Atemzug fiel mir schwer und umso länger ich in die erwartenden Gesichter sah, desto schlimmer wurde es. Sie suchten die nötige Führung bei mir, nicht bei Zachary. Sie suchten sie bei mir und hingen an meinen Lippen, wie ich es nie für möglich gehalten hatte. So musste Dad sich jedes Mal gefühlt haben, wenn unser Rudel zu ihm hinauf gesehen hatte. Ob ich mich jemals daran gewöhnen konnte wusste ich nicht, doch das spielte keine Rolle. Ich musste diesen Rat hinter mich bringen und das erste Mal in die Fußstapfen einer Leitwölfin treten. Es war soweit. Ich trat in die Fußstapfen meines Vaters. Eine gewonnene Schlacht besiegelte das Amt des Alphas, doch ich fühlte mich bereits jetzt unantastbar und war unfassbar dankbar für diesen Augenblick.
"Ich habe mich ausführlich mit den Sagen und Legenden von den Lucifer- oder auch Satanswölfe, wie sie genannt werden, beschäftigt. Ich habe eine Vorgehensweise für ihren Untergang vorbereitet und die Stärken von jedem Einzelnen von uns dort eingearbeitet. Wir werden morgen Abend mit dem Überfall beginnen." Ein motiviertes Knurren ging durch die Runde, während die funkelnden Augen aller unbeirrt auf mir lagen. "Ich habe Teams gebildet, um einen möglichst reibungslosen Ablauf sicherzustellen." Ich schnappte nach Luft, sah zu den Welpen, die auf dem Bürostuhl saßen und neugierig mit dem Schwanz wedelten, und setzte meinen Vortrag fort. "Wir werden uns morgen Abend bis zum Strand als Rudel bewegen und von dort aus in unseren Teams weiter gehen. Diego und Jayden werden von der Ferne aus beobachten und mich sowohl über die Standorte der Luciferwölfe, als auch über den Zustand jedes einzelnen von euch auf dem Laufenden halten." Diego nickt mir wissend zu, während die anderen fragende Blicke austauschten. Sie schienen nicht mit der Begabung meines kleinen Bruders vertraut zu sein, doch das mussten sie auch nicht. Der Austausch über Gedanken war das, was uns besonders machte und diese Begabung hatte jahrelang auf ihren Einsatz gewartet. "Milow und Milan übernehmen die kontaktfreudigen Aufgaben und halten sich strikt auf den Routen auf, die ich ausgearbeitet habe. Solltet ihr auf welche von ihnen treffen tut ihr das, was ihr am besten könnt. Unschuldig tun und dabei Verwirrung stiften." Amüsiert lachend gaben sich die beiden einen Highfive und ignorierten das drohende Knurren, das durch den Raum schlich. Ich war mir der Besetzung und dessen Zielen bewusst, weshalb ich mit dieser Reaktion gerechnet hatte und sie schlichtweg ignorierte.
"Noch bevor Milan und Milow sich in Bewegung setzen werden sich Ethan und Cody zu Amy wagen und ihr sowie Keith einen Friedensvertrag vorschlagen, welchen sie sicherlich ausschlagen werden und kehren daraufhin an den Waldrand zurück. Ich erwarte die Standorte von Diego und schicke euch daraufhin an die Flanke des Rudels. Zachary und Joshua heften sich an die andere Flanke und engen den zu erobernden Bereich bis hin zum Gipfel des Mountains ein." Joshua und Zachary knurrten mich drohend an, deutlich unzufrieden mit der Einteilung ihres Teams, woraufhin Bayan und Cash sich unter dem Schreibtisch verkrochen. "Ihr werdet jedem Wolf das Leben nehmen, dem ihr begegnet. Keine Gespräche, keine Gnade. Niemand anderes ist dazu in der Lage solche kaltblütigen Taten zu vollbringen, um die Zukunft unseres Daseins zu sichern." Erklärte ich entschlossen, doch stieß dennoch nicht auf Zustimmung der Zwei, weshalb ich mich den übrig gebliebenen widmete. "Logan und ich werden uns, sobald der Großteil des Rudels sein Leben lassen musste, auf die Suche nach Keith und Amy machen und dem Ganzen ein Ende setzen." Aufgeregt begannen die einen zu jaulen, während die anderen zu knurren begannen und ihren Unmut bekannt gaben. Ich jedoch hatte noch das ein oder andere Ass im Ärmel und verließ mit einem Gefühl den Raum, welches meinen Plan in seiner Festigkeit und Erfolgschance bestätigte.
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The Alpha And Me
Werewolf"Es gab Menschen, bei denen es eine zeitlang dauerte, bis sie sich einem öffneten. Es gab Menschen, die von Anfang an über Gott und die Welt redeten und dann gab es noch die Menschen, bei denen es eine Unmöglichkeit darstellte mit ihnen jemals auch...