Chapter 26

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"Wie geht es dir?" Weckte ich Logan mit einer, nicht leicht zu beantwortenden, Frage aus dem Traumland und riss die Fenster auf. Für mich stellte es eine Unmöglichkeit dar, bei geschlossenem Fenster zu schlafen. Umso mehr verwunderte es mich, dass Logan dazu fähig war. Er war sich doch sonst so sensibel. Wahrscheinlich war ich einfach von komischen Macken geprägt und, was das anging, abnormal. "Ausnahmsweise wohl besser als dir." Murmelte der Dunkelhaarige verschlafen und zog sich die Decke über den Kopf, ehe er sich doch aufrichtete und ausgiebig streckte. Unbehaglich biss ich auf meiner Unterlippe herum. Ich hasste es zuzugeben, dass mich Sorgen plagten. Ich wollte diejenige sein, die in meinem Umfeld positive Stimmung entfachte und aufrechterhielt. Ich konnte es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, dass ich diese Stellung nicht vertrat. Ich war die Glückliche, die Fröhliche, die alle immer wieder aufmunterte und zum Weiterkämpfen animierte. Ich durfte nicht unglücklich oder nachdenklich sein. Das konnte ich nicht zulassen und dennoch musste ich mir in diesem Augenblick eingestehen, dass, diese Position aufrechtzuerhalten, sich als äußerst schwierig entpuppte. "Dann muss es dir ausgezeichnet gehen, schließlich fühle ich mich gut." Log ich bewusst und stöberte währenddessen in seinem Kleiderschrank herum. Ihn dabei ansehen, während ich das Gegenteil von dem behauptete was wirklich in mir vorging, konnte ich nicht. Ich fühlte mich so schon schlecht genug. Dabei log jeder Mal, weshalb es auch keineswegs verwerflich war. "Versuch gar nicht erst mich davon zu überzeugen, dass das Ganze spurlos an dir vorbei gegangen ist." Mit einem T-Shirt in der Hand drehte ich mich zu meinem, mittlerweile besten Freund, um und wollte gerade widersprechen, da überlegte ich es mir anders und entschied mich für einem theatralischen Seufzer. "Ich werde einfach nicht schlau aus Zachary. Was soll der ganze Stress? Wofür soll das gut sein? Wieso lebt man nicht einfach glücklich und zufrieden Seite an Seite?" Logan griff nach dem T-Shirt, zog es sich über und deutete mir, dass ich mich setzen sollte. Ohne zu zögern nahm ich sein Angebot an, kuschelte mich unter die warme Decke und starrte betreten zu den Boden. "Kaum jemand schafft das, was du vorraussetzt. Sonst würde es schließlich keine Kriege geben. Jeder möchte der Beste sein, das Beste besitzen, das Beste erhalten." Unbeeindruckt von seiner Aussage zuckte ich mit den Schultern. Ich hielt nichts davon die gesamte Menschheit über einen Kamm zu scheren. Jeder war individuell und hatte individuelle Gründe für seine Handlungen. Zacharys waren mir bloß noch nicht in den Sinn gekommen. Eine plausible Erklärung musste es für das alles hier aber geben. Da war ich felsenfest von überzeugt. "Du solltest aufhören Gründe zu suchen. Das führt zu nichts." Verärgert biss ich mir wiederholt auf die Unterlippe. Das klang mir zu sehr nach aufgeben und das kam nicht infrage. Ich durfte mich nicht damit zufrieden geben. Jeder weitere Eintrag in mein Tagebuch zeigte es mir auf. Ich musste irgendwie weitermachen. Meine Strategie durchsetzen, das war der Plan. "Was hast du vor? Zachary zur Rede stellen? Jeden einzelnen ausquetschen? Oder schmollen bis jemand dich bemitleidet und dir deine erwünschten Gründe nennt?" Logan provozierte mich mit gutem Gewissen, das war mir klar. Er wollte mir aufzeigen, wie kompliziert mein Plan war, dass er zum scheitern verurteilen war. Aber das sollte mir egal sein. Logan würde schon noch sehen was er davon hatte. Ich ließ mich von diesem arroganten Schnösel von Alpha sicherlich nicht unterkriegen. Im Gegenteil, er sollte sich mir unterwerfen.

„Ich glaube, das ist eine ganz schlechte Idee." Murmelt Josh vor sich hin, war dabei aber immer noch so deutlich, dass ich seine Warnung deutlich hören konnte. Seine Haltung mir gegenüber war nicht unbedingt freundlich, aber er schien keinem gerne zu begegnen, weshalb er keinem hier freundlich gesonnen war. Etwas eingeschüchtert schaute ich durch das Rudel und bemerkte schnell, Zachary hatte Veränderungen vorgenommen. Die Betas saßen nicht an ihrem Platz und für Logan war nicht gedeckt. Mein Alpha-Status schien wohl doch nicht so viel wert zu sein, wie ich angenommen hatte. Normalerweise war es mir vorbehalten so etwas zu koordinieren. „Ich warte draußen auf dich." Hauchte Logan mir enttäuscht zu und hatte, bevor ich reagieren konnte, das Haus bereits verlassen. „Was erhofft man sich von der neuen Tischordnung, wenn ich fragen darf?" Verärgert verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah mit einem drohenden Blick durch die Runde. Milow und Milan waren ausnahmsweise still und wagten es nicht einmal mich anzuschauen, während Josh nur gleichgültig mit den Schultern zuckte. „Es wird doch nicht wirklich geglaubt, dass mich diese Sitzordnung in irgendeiner Art und Weise beeinflusst." Setzte ich nach, doch wieder erhielt ich keine Antwort. „Es ist lächerlich sich von einer Person so herum kommandieren zu lassen!" Wutschnaubend stapfte ich hinauf und kochte innerlich. Dass dieser arrogante Vollspacko die Wette überging war die eine Sache, dass er Logan vom Frühstückstisch vertrieb war nichts Neues, aber dass er nun auch den Betas den Kontakt mit dem Rudel verwehrte ging zu weit. Viel zu weit! Ohne nachzudenken lief ich zum Zimmer des Schuldigen und ließ mich dabei auch von Diego nicht unterbrechen. Der Kerl konnte was erleben! Vor Wut und Hass tobend schlug ich schon beinahe auf die Tür ein, doch wartete nicht auf eine Antwort und stürmte direkt ins Zimmer. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?! Was kommt als nächstes? Meinen Bruder wegsperren? Du bist doch völlig bescheuert!" Brüllte ich in dem Raum, ohne überhaupt darauf zu achten, wo der Alpha sich genau aufhielt. Ich war außer sich und hatte große Mühe, mich noch einigermaßen in Zaum zu halten. Ich ließ vieles mit mir machen, aber das garantiert nicht! „Und wenn du denkst, ich lasse mich davon einschüchtern, dann hast du dich geschnitten!" Fest davon überzeugt, dass er im Badezimmer war, stapfte ich auf die Tür zu, klopfte stürmisch an und riss die Tür gerade auf, da räusperte sich jemand lautstark in meinem Rücken. Beschämt fuhr ich herum und lief rot an. Mein Gesicht brannte wie Feuer als ich Zachary im Türrahmen lehnen sah. „Darf ich dich fragen, was du hier tust?" Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch kein Wort könnte das beschreiben, was ich in diesem Moment fühlte. Er war nicht hier gewesen? Ich hatte ins Leere geschrien? Peinlich berührt stürmte ich an dem Alpha, auf den ich zuvor noch so wütend gewesen war, vorbei und verbarrikadierte mich in meinem Zimmer. „Ich bin nicht mehr zu retten!" Seufzte ich in mein Kissen und hätte auf der Stelle anfangen können zu weinen, da klopfte es zaghaft an meiner Tür..

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt