Chapter 19

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"Das kannst du vergessen." Genervt und gleichzeitig am Rand der Verzweiflung knurrte ich auf. Diese Diskussion heizte sich bereits seit einigen Minuten permanent auf, was die zahlreichen Zuschauer nicht gerade zu entschärfen versuchten. Im Gegenteil, Milow war bereits dabei die Wetten einzusammeln. Auch wenn ich anfangs fest davon überzeugt gewesen war, die Diskussion mit Logan zu gewinnen begann ich langsam aber sicher deutlich an meinem Sieg zu zweifeln. "Es ist nur die Fahrt zur Schule!" Erklärte ich ihm zum wiederholten Mal im scharfen Flüsterton, dass er sich anstellte. Mir gingen allmählich die Argumente aus, weswegen ich sie bloß wiederholte. In der Hoffnung ihn doch noch umstimmen zu können, aber Logan blieb stur. Jeder Esel wäre wohl leichter zu überzeugen gewesen. "Ich dachte, du nutzt die Chance, die ich dir gebe." Der Dunkelhaarige sah unbeeindruckt auf mich hinunter. Er versuchte möglichst distanziert auszusehen, seine flimmernden Augen übersah ich jedoch nicht. Er wollte den Tag bloß zügig hinter sich bringen und jede Verzögerung raubte ihm weitere Nerven. Auf eine Diskussion zu verzichten und ihm weiterhin die Erlaubnis erteilen, sich auszugrenzen, kam jedoch nicht einmal im Traum infrage. Logan war ein Teil des Rudels, ob er es wollte oder nicht. Also blieb ich stur und gewann letztendlich doch. Stolz, über das ganze Gesicht strahlend, griff ich nach seiner Hand und zog ihn hinter mir her zu den Autos, die bereits auf der Auffahrt standen. Ein jubelndes Pfeifen der Betas kam mir noch zu Ohren, dann war nur noch ein verschrecktes Grummeln zu hören. Fragend sah ich mich nach dem Grund dieser plötzlichen Verstimmung um und legte den Kopf leicht schief, als ich Zachary auf der Veranda stehen sah. Wenn Blicke töten könnten, wären Logan und ich wohl bereits verbrannt. Warum, kam mir nicht in den Sinn. Schließlich war ich der Alpha und konnte meine eigenen Entscheidungen treffen. Dennoch war es logisch gewesen, dass Zachary meine Umsetzung nicht gefallen würde. Er bereute seine Entscheidung wahrscheinlich schon jetzt zutiefst. "Wie lange wollt ihr nun eigentlich noch Wurzeln schlagen?" Fragte ich in die Stille hinein, die sich mittlerweile gebildet hatte und erweckte, so schien es mir, das Rudel wieder zum Leben. Wie von der Tarantel gestochen rannten Milow und Milan an mir vorbei, auf die Motorräder zu, die an der Mauer lehnten. Mit großen Augen beobachtete ich die zwei dabei, wie sie ihre Helme aufsetzten und die Bikes vom Hof rollten. "Seit gestern sind beide Maschinen fahrtüchtig. Ich gebe  beiden 24 Stunden, dann haben sie einen Unfall gebaut." Lachte Ethan und klopfte mir tröstend auf die Schulter. Seufzend schüttelte ich den Kopf. Damit hätte ich wohl rechnen müssen. Vor allem Milow lebte vom Risiko und dummen Ideen. Es würde mich nicht wundern, wenn er bereits auf dem Weg zur Schule verunglückte. Dass das im Endeffekt nicht geschah, betitelte ich als pures Glück.

"Du scheinst an Neurobiologie sehr interessiert zu sein." Stellte Keith mit einem verschmitzten Lächeln, wie er es immer auf den Lippen trug, fest und ich nickte zustimmend. "Es ist erstaunlich was alles unterbewusst geschieht." Schwärmte ich und musterte mein Gruppenmitglied dabei, wie er sich mein Buch unter den Nagel riss und selbst zu lesen begann. "Das ist wohl wahr. Ich hoffe, du bringst deine Kenntnisse in unser Referat mit ein?" Erfreut über sein Interesse nickte ich und sah fragend zu Logan, der ebenfalls Mitspracherecht hatte. Zwar arbeitete er vorbildlich an unserem Thema und bemühte sich sichtlich, dennoch gefiel es mir nicht, dass er kaum bis gar nicht sprach. Es gehörte nun einmal zu einer Gruppenarbeit miteinander zu kommunizieren. Mit mir sprach er schließlich auch über Gott und die Welt. Es musste also wohl an Keith liegen. Was auch immer an ihm das Problem darstellte. Ich konnte nichts negatives an ihm feststellen. Er war interessiert und arbeitete fleißig daran eine möglichst gute Note zu erreichen. Eben genau das, was wir alle wollten. Energisch stieß ich den Dunkelhaarigen an, der mich bloß irritiert ansah. Er war wieder einmal so sehr in die Bücher vertieft gewesen, dass er alles um sich herum ausgeblendet hatte. Wenn er etwas hervorragend konnte, dann das. "Neurologie ins Referat?" Fragte ich kurz und bündig, woraufhin Logan mit einem gezwungenen Lächeln nickte. Ich seufzte leise und wendete mich wieder meinem Thema zu. Logan war wirklich ein ziemlich harter Brocken. Und ich dachte wirklich Zachary war schlimm. Dabei schien der Omega des Rudels die eigentliche Herausforderung zu sein. Zumindest dachte ich das momentan. Ich dachte. Nichts weiter. Während ich dabei war meine gesammelten Informationen zu ordnen und unwichtige auszusortieren entging mir der prüfende Blick eines anderen Rudelmitgliedes keineswegs. Zuerst hatte ich an einen zufälligen Blickkontakt gelaubt, doch mittlerweile erschien Milan mir äußerst interessiert an unserer Gruppe. Er schaute ständig zu uns rüber und musterte besonders Keith auffällig bei seiner Arbeit. Was war an ihm nur so schlimm, dass selbst Milan Interesse an ihm hegte? Es hatte mich schon gewundert wieso keiner meiner Rudelmitglieder auch nur im entferntesten daran dachte mit Keith eine Konversation zu führen, jedoch ansonsten keinerlei Abneigung gegen andere Klassenkameraden hegten. Dieser Tatsache musste ich aufjedenfall in Zukunft auf den Grund gehen.

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt