The Alpha And Me

Chapter 6

Die Lage hatte sich mittlerweile etwas beruhigt, weshalb ich die Chance nutzte und die einzelnen Motorräder auf dem Gelände genauer unter die Lupe nahm. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, Motorräder lagen nicht einmal annähernd in meinem Interessenbereich. Im Gegenteil, ich war oft mit Dad gefahren und träumte schon seitdem ich klein war von einer eigenen Maschine. Natürlich eine, die auf den Straßen alle hinter sich ließ. Mit Harleys und ähnlichem konnte ich nichts anfangen, aber das musste ich auch gar nicht, da die Jungs meine Leidenschaft zu teilen schienen. Zumindest sah ich nur sportliche Maschinen, die sicherlich nicht an PS gespart hatten. Als ich an einer der Maschinen hängen blieb wurde Ethan auf mich aufmerksam, stellte seine Arbeit ein und wischte sich die Hände an einem alten Lappen ab. "Interessiert?" Fragte er neugierig und ich nickte, ohne ihn anzusehen. Mit den Fingern fuhr ich die Konturen der Maschine entlang und biss mir auf die Unterlippe. Was würde ich dafür geben solch ein Motorrad einmal zu fahren? Vermutlich eine Menge. "Sie ist frisch von der Rennstrecke." Erklärte Ethan und präsentierte mir den schnurrenden Motor. Ein Schmunzeln schlich über meine Lippen. Besser ging es doch gar nicht. "Sie war ziemlich hinüber, als ich sie geholt habe, aber nun schnurrt sie wieder wie ein Kätzchen." Der Motor verstummte wieder. "Raubkatze meinst du wohl." Verbesserte ich den Schwarzhaarigen, der sich am Hinterkopf kratzte und verlegen nickte. "Sicher. Eine Höllenmaschine, wenn du die nicht im Griff hast stürzt sie dich in den Tod." Ich ignorierte die Kernaussage seines Satzes. Ich ließ mir den Spaß von der Gefahr nicht nehmen. Höllenmaschine hin oder her, sie machte sicherlich Spaß. "Bist du schon einmal gefahren?" Ich begutachtete die Maschine gründlich, ehe ich nickte. "Mit meinem Dad. Einen inoffiziellen Führerschein habe ich aber." Ethan schmunzelte über die Führerscheinsache. Tja, fahren konnte ich. Ich durfte mich nur nicht erwischen lassen. Inoffizielle Bescheinigungen waren im kriminellen Geschäft nun einmal gang und gebe. "Wenn du willst können wir die Tage mal eine Runde drehen." Meine Augen funkelten begeistert auf und ich musste mich zusammenreißen Ethan nicht direkt um den Hals zu fallen. Stattdessen nickte ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Er schien in Ordnung zu sein. Mir war allerdings noch niemand der Jungs untergekommen, der nicht in Ordnung war. Klar, Milow war ein Fall für sich aber bisher war mir niemand blöd gekommen. Als einer der Jungen die Musik einschaltete verzog ich das Gesicht. "Hört ihr nichts vernünftiges?" Legte ich mich mit Joshua an, der mich abwertend musterte. "Willst du mir gerade erzählen, dass ausgerechnet du vernünftige Musik hörst?" Selbstsicher nickte ich und schlenderte an ihm vorbei, auf die Musikanlage zu. "Nur weil ich blond bin heißt das nicht, dass ich keinen Musikgeschmack besitze." Ein verärgertes Knurren kam aus der Richtung von Joshua, welches ich jedoch geflissentlich ignoriere und mich bei der Musikauswahl für Skillet entschied. "Das nennt man Musik." Stellt ich klar und verschränkte die Arme vor der Brust. Joshua verdrehte die Augen und machte sich wieder daran an einem Motorrad zu schrauben, während die Anderen mir mit ihren Blicken bei meiner Musikwahl zustimmten. Manche kamen eben besser mit der plötzlichen weiblichen Unterstützung im Rudel zurecht, als andere. Joshua brauchte wohl einfach noch etwas um diese Tatsache zu akzeptieren.

Sachte klopfte ich an die Zimmertür und öffnete sie daraufhin, obwohl ich keine Antwort erhielt. Schmunzelnd musterte ich Logan, der noch immer schlief, und schloss die Tür hinter mir. So leise wie möglich schlich ich in sein kleines Badezimmer, wofür ihn die anderen sicherlich beneideten, und kramte alles nötige für die nächste Behandlung aus seinem Medizinschrank. Als ich an sein Bett heran trat wachte er auf und stöhnte vor Schmerzen. "Es wird noch eine Weile dauern, bis alles verheilt ist." Erklärte ich ihm und setzte mich an die Bettkante. Mit meiner Hilfe schaffte der Dunkelhaarige es schließlich sich aufzusetzen und einen Schluck Wasser zu trinken. Ich entfernte die Verbände und begutachtete seine Wunden und blauen Flecken ausgiebig. Es war mehr als deutlich zu sehen, dass es sich hierbei um Wolfsbisse handelte. "Ich hoffe, sie verheilen wieder komplett." Murmelte ich in Gedanken und cremte die nötigen Stellen ein. Logan nickte schwach. "Wieso haben sie dich so zugerichtet? Hast du ihnen etwas getan?" Fragte ich interessiert und wartete geduldig, bis Logan in der Lage war, zu antworten. "Nein, nicht direkt." Ich seufzte. Es kam nicht selten vor, dass ohne Grund auf jemanden eingeprügelt wurde. Selbst in der Menschenwelt stand dies an der Tagesordnung. Traurigerweise. "Ich hatte etwas mit.." Er hustete. Besorgt strich ich ihm über den Rücken, bis er sich beruhigt hatte. "Ich hatte etwas mit einem Mädchen, das Zachary für sich wollte." Ich schmunzelte. Ein Streit um ein Mädchen also. "Läuft bei dir." Anzüglich wackelte ich mit den Augenbrauen und zauberte damit ein Lächeln auf die Lippen des Dunkelhaarigen. "Und der Alpha macht sich natürlich nicht die Finger schmutzig und schickt seine Handlanger?" Harkte ich nach woraufhin Logan rasch nickte. Das sah Zachary ähnlich. Ein arrogantes Arschloch, das seine Finger natürlich nicht schmutzig machte. Warum auch? Seine Untertanen übernahmen dies ja für ihn. "Ziemlich feige, findest du nicht?" Er seufzte. "Besser sie, als dass er mich zu Tode prügelt." Ich biss mir auf die Unterlippe und hoffte inständig Zachary würde nicht soweit gehen, auch wenn die Geschichten über ihn etwas anderes sagten. "Obwohl das wahrscheinlich besser gewesen wäre als so.." Murmelte er vor sich hin. Erschüttert über diesen Gedanken schüttelte ich energisch den Kopf. "Denk nicht so. Jetzt bin ich ja da und halte dir den Rücken frei." Er musterte mich kurz, ehe er mit einem verlorenen Blick ins Leere sah. "Du kannst es auch nicht ändern. Niemand kann das." Diskutieren wollte ich mit ihm nicht. Worte konnten noch so schön sein, nur Taten bewiesen sie. Also beschloss ich meinen Worten Taten folgen zu lassen und zuckte bloß mit den Schultern. Logan würde noch sehen wozu ich im Stande war.