Diego POV:
"Noah!" Knurrte ich amüsiert und sprang meinem besten Freund in den Nacken, welcher daraufhin zu Boden ging und diesen Augenblick ausnahmsweise nicht als eine Spielaufforderung interpretierte. Ich rappelte mich auf, legte den Kopf schief und erwartete eine Erklärung. Noah jedoch würdigte mich keines Blickes und setzte seinen Weg fort. "Was ist mit dir?" Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend folgte ich meinem Freund und wurde von Schritt zu Schritt unruhiger. Wir waren mittlerweile an der Lichtung angekommen, die wir damals als unseren Treffpunkt ausgemacht hatten und demnach tief im Wald. Die Wunden des Kampfes waren noch nicht annähernd verheilt und so humpelt wir mehr, als dass wir liefen. "Wo willst du hin? An den Strand?" Aufgeregt sprang ich um ihn herum und sog scharf die Luft an, als sich ein hölzerner Schmerz durch meinen Körper zieht. Noah fletschte drohend die Zähne und hielt in seiner Bewegung inne, während sein strafender Blick auf mir lag und ich einen Schritt zurückwich um die Situation zu entschärfen. "Du musst gehen, Koda. Dein Rudel braucht dich und ist sicher besorgt." Ich lehnte ab, doch Noah blieb bei seiner Forderung. "Ich muss zurück zu meiner Familie, Koda. Mir bleibt keine andere Wahl." Ungläubig stand ich da, konnte nicht begreifen, was er gesagt hatte. Konnte nicht verstehen, warum er solch eine Entscheidung traf. "Familie? Sie haben dich mit uns gehen lassen. Eine Familie kämpft um sein Rudel." Bisher war ich der Meinung gewesen, dass wir uns darauf geeinigt hatten. Darauf, dass mein Rudel in Zukunft seine Familie werden würde. Darauf, dass er nun endlich das Leben in einer Familie kennenlernen konnte. Doch das war leichter gesagt, als getan. Ich wollte mich auch nicht von meiner Familie trennen und zählte die Tage, bis ich wieder bei ihnen sein konnte. "Ich bin nicht wie ihr, Koda. Meine Bestimmung ist eine andere." Protestierend winselte ich auf, doch Noah hatte seine Entscheidung längst getroffen. Ich konnte ihn nicht aufhalten und musste mir eingestehen, dass sein Weg nicht meiner war. "Deine Bestimmung? Was ist deine Bestimmung? Ich kann dir sicher helfen, sie auch bei uns zu erfüllen." Versuchte ich es noch ein letztes Mal und zuckte bei dem drohenden Knurren, das mir entgegen kam kaum merklich zusammen. Sein Körper versteifte sich und die sonst so fröhliche Ausstrahlung meines besten Freundes, wich zu einem triebgesteuerten Raubtier, das seine Beute verfolgte. "Denkst du, es ist leicht Gott zu spielen? Über Leben und Tod zu entscheiden und sich dagegen nicht wehren zu können?" Ich wich wieder einen Schritt zurück, woraufhin Noah auf mich zu kam. "Wer will so leben? Als blutrünstiges Monster, das Leben in Scharen nimmt!" Ich schluckte schwer, versuchte ihm aus dem Weg zu gehen und seinem herausfordernden Blick auszuweichen. "Ich will auch tot sein um dieser Bestimmung zu entfliehen und keine weiteren Opfer zu erbringen! Ich will nicht mehr morden, Koda. Aber ich kann nicht anders. Es liegt mir im Blut." Drohend hob ich die Lefzen und knurrte meinen Gegenüber an, welcher daraufhin seine aggressive Haltung verlor und zurückwich. Erschöpft senkte er den Kopf und wendete sich von mir ab. "Ich hab vor allem Angst. Angst mich zu bewegen und jemanden damit zu verletzen. Angst zu atmen und den Mörder in mir zu wecken. Angst davor, dir zu nahe zu kommen." Ich versuchte etwas zu sagen. Mit jeglicher aufzubringender Mühe versuchte ich etwas tröstendes oder gar aufmunterndes zu sagen, aber ich konnte nicht. So sehr ich es auch versuchte, kein Wort kam über meine Lippen. "Tu mir einfach den Gefallen und lass mich zurückgehen. Es ist der Einzige Ort, an dem ich das sein kann, was ich bin. Der einzige Ort, an dem ich nicht von allen Seiten angeschaut werde, als wäre ich ein Monster." Ich seufzte enttäuscht, trat an Noah heran und rieb meinen Kopf an seinen. "Du wirst immer mein bester Freund sein, Darcon." Er spielte mit seinen Ohren und stupste mich aufmunternd an. Doch selbst die schönsten Gesten und Geschenke konnten mich in diesem Augenblick nicht trösten. Meine Beine waren schwach und auch mein Herz schlug nur noch so oft, wie es musste. Keine Bewegung mehr, als unbedingt nötig ging durch meinen Körper und mein Herz riss in zwei Hälften, als Noah sich von mir verabschiedete und davon lief. Winselnd stand ich auf der Lichtung und sah ihm nach. Das konnte nicht das Ende sein. Nach Jahren fand ich einen Freund, dem ich mein Leben anvertrauen würde und so endete es? War das die Begleiterscheinung von Freundschaften, dass sie auseinander gingen? Ich blieb noch eine ganze Weile auf dieser Lichtung stehen. Die Hoffnung, er würde sich umentscheiden und zurück kommen, hielt mich davon ab, fortzugehen. Erst als die Dämmerung einsetzte schleppte ich mich mühsam in Richtung Heimat. Mit dem stechenden Schmerz des Verlustes in der Brust und den müden Augen, die bloß trostlos auf den Boden starrten.
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The Alpha And Me
Werewolf"Es gab Menschen, bei denen es eine zeitlang dauerte, bis sie sich einem öffneten. Es gab Menschen, die von Anfang an über Gott und die Welt redeten und dann gab es noch die Menschen, bei denen es eine Unmöglichkeit darstellte mit ihnen jemals auch...