Chapter 81

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Die Sterne leuchteten bereits am Nachthimmel, als wir uns zu den anderen begaben und unsere Zweisamkeit für einen Haufen betrunkener Hohlköpfe aufgaben. "Ich hätte nicht gedacht, dass meine Erlaubnis ernst genommen wird." Murmelte ich meinem kleinen Bruder zu, der neben mir auf der Veranda stand und ebenso erstaunt in die Menge sah. Milow war vor etwa zwei Stunden in mein Zimmer geplatzt und hatte mich darum gebeten die erfolgreiche Ausfahrt ins Gefängnis zu feiern. Ich hatte zugestimmt, aber nicht daran gedacht, was diese Zustimmung für Auswirkungen haben konnte. Ich war eindeutig noch keine ausgereifte Alphawölfin, doch genoss den Anblick von tanzenden und singenden Jungs, die schon lange nicht mehr so ausgelassen gefeiert hatten. Mit wachsamen Augen sah ich zum Strand und atmete auf, als ich nichts erkennen konnte. Wir machten uns angreifbarer denn je, doch auch solche Stunden gehörten dazu. Dass jeder andere Alpha dieses Planeten bei diesem Anblick den Kopf schütteln würde, ignorierte ich dabei schlichtweg und ließ mich lachend von Cody in das Getümmel ziehen. "Ich wusste nicht, dass du so gut tanzen kannst!" Kicherte ich amüsiert und legte die Hand an seine Hüfte, während die andere seine Hand umschloss. Der Rothaarige grinste mich bloß frech an und führte mich mit Leichtigkeit durch die Menge, die sich vor der Veranda versammelt hatte. Die Gewissheit, dass wir nicht feiern dürften und ich mich nach einem tanzenden Zachary sehnte, verstaute ich schleunigst in einer Schublade und zwang mich dazu, diesen Augenblick zu genießen. "Die Welt soll uns hören, wir sind nicht allein!" Brüllten die betrunkenen Jungs mehr, als dass sie sangen und bildeten einen Kreis um Cody und mich herum. Schüchtern versuchte ich mich aus der Mitte zu stehlen, doch der Rothaarige hielt mich energisch fest und wirbelte mich herum. "Cody!" Beschwerte ich mich und versuchte vergebens den Rhythmus seiner Schritte zu finden. Die klatschende Menge um uns herum machte mich zu Anfang nervös, doch umso länger wir diese Aufmerksamkeit genossen, desto leichter vielen mir seine Schritte und ich folgte ihnen konzentriert. Ehe ich mich versah sprang Cody schließlich in den applaudierenden Kreis und überließ Ethan seinen Platz, welcher zu meiner Erleichterung ruhiger tanzte. "Ich glaube, ich bin der Einzige, der vernünftig genug gewesen ist um nichts zu trinken." Schmunzelte der Dunkelhaarige und beruhigte mein schlechtes Gewissen ungemein. Wenigstens er hatte seine Sinne beisammen und hatte mögliche Feinde im Auge. Damit waren wir zumindest schon zu viert. Vorausgesetzt Zachary war ebenfalls nüchtern, aber da ich ihn nirgends entdecken konnte, zählte ich ihn zu den Vernünftigen unter uns dazu. "Ich habe nicht geahnt, dass es solche Ausmaße annimmt." Entschuldigte ich mich und bemühte mich derweil, ihm nicht auf die Füße zu treten. Nein, ich war nicht fürs Tanzen geboren. "Es sind gerade einmal zwei Stunden vergangen, was meinst du welche Ausmaße das noch annehmen wird." Er lachte amüsiert, doch mir blieb die Luft weg. Warum musste dieses Rudel so unreif und risikobereit sein? Sobald man einem von ihnen den kleinen Finger hinhielt, griffen sie nach dem gesamten Arm. "Wie wäre es, wenn du ausnahmsweise auch feierst und lachst? Die nächsten Tage werden ernst genug." Ehe ich antworten konnte reichte Ethan mich bereits weiter und so stand Jayden vor mir, der etwas unbeholfen meine Hand nahm und sich unsicher zur Musik bewegte. Die Worte von Ethan blieben zurück und so entschied ich mich dafür ihnen nachzugehen und Jayden zu führen. "Ich wusste nicht, dass du so schüchtern bist." Amüsiert zwinkerte ich ihm zu und bekam einen verachtenden Blick zugeworfen. "Ich wusste nicht, dass du so eine schlechte Tänzerin bist." Neckte er mich und wirbelte mich herum, wobei ich beinahe den Halt verlor und ihm in die Seite boxte, als er mich im letzten Moment auffing. Ich hörte Diego knurren und sah mich besorgt nach ihm um. Dass er sich jedoch nicht an mich wendete, sondern an einen muskulösen Blondschopf, dessen funkelnden Augen in meine sahen erschreckte mich so sehr, dass ich gar nicht mitbekam, dass Jayden sich aus dem Staub machte. Ich stand allein in der Mitte der aufgeregt tuschelnden Wölfe, dessen wilde Partymusik zu einer Art Ballade wechselte und mich an einen meiner Lieblingsfilme erinnerte. Mein Herz raste und machte einen Hüpfer nach dem anderen, während ich in die Augen desjenigen sah, dessen Anwesenheit ich vermisst hatte. Unsicher stand ich da und bemühte mich stark zu wirken und die aufkommende Angst zu unterdrücken, welche einer möglichen Enttäuschung vorbeugte. "Nun mach schon!" Stieg Ethan in das Knurren meines kleinen Bruders mit ein und schob den Blonden unsanft in meine Richtung. Am liebsten wäre ich auf der Stelle im Boden versunken oder davon gelaufen, aber meine Beine waren zu Eis erstarrt. Die Schmetterlinge in meinem Bauch machten mich verrückt, während ich mit schwitzigen Händen da stand und auf eine Reaktion meines Gegenübers hoffte. Der ließ seine spitzen Eckzähne aufblitzen und knurrte Ethan an, ehe er sich unsicher durch die Haare fuhr und mit einem unbehaglichen Knurren auf mich zu ging. Überfordert tänzelte ich auf der Stelle herum und dachte hastig darüber nach, was nun passieren würde. Bevor ich jedoch ein ausgefeiltes Konstrukt erdacht hatte stand der Blonde bereits vor mir und sah mit funkelnden Augen zu mir hinunter. Sein Knurren verblasste und hinterließ einen ausnahmsweise einmal zurückhaltenden Zachary zurück, welcher mich musterte und vorsichtig meine Hände ergriff. Mein Herz veranstaltete ein Feuerwerk, während wir uns zu bewegen begannen und zu der Ballade unbeholfen tanzten. Ich wagte es nicht, etwas zu sagen und sah Zachary stattdessen in seine lodernden Augen, welche ebenfalls auf mich gerichtet waren und keine Ablenkung zuließen. Ehe ich mich versah und aus meiner Trance wieder erwachte lagen meine Hände an seinem Hals und seine an meiner Taille und wir bewegten uns in Zeitlupe zu der Musik. Uns trennten nur noch wenige Zentimeter und ich spürte bereits seinen warmen Atem auf meinem Körper, während ich mich bemühte meine zittrigen Beine zu koordinieren. "Du tanzt nie wieder mit wem anderen, okay?" Stellte er mit einem beiläufigen Knurren klar, woraufhin ich, betäubt von seiner Stimme, nickte und die vergangene Auseinandersetzung und seine Worte aus meinem Gedächtnis verdammte. "Es bringt mich bloß ein weiteres Mal um, wenn ich dich mit einem von diesen hungrigen Straßenkötern sehe." Seine gehässige Bezeichnung fand bei mir keinen Anklang und wäre ich nicht so blind dank diesen überwältigenden Gefühlen hätte ich ihm eine geklebt. Aber die harmonieliebende Heather, die in mir schlummerte sah nichts anderes, als diese traumhaften Augen und diesen Kerl, der ihr unmissverständlich den Kopf verdreht hatte.

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt