Der lauwarme Wind wirbelte durch mein Fell und ließ es leicht wehen, während wir auf der Düne standen und auf den Strand hinab sahen. Koda sah sich gründlich um, obwohl er davon ausgehen konnte, dass sein Bauchgefühl ihn nicht betrügen würde. Er wusste genau, wo sie sich aufhalten, doch kontrollierte jeden Meter des Strandes um einer unangenehmen Überraschung vorzubeugen. Ungeduldig fletschte ich die Zähne und sah in die Richtung, aus der unser Rudel demnächst kommen würde. Das Haus war zu weit entfernt um mögliche Bewegungen auszumachen, weshalb ich mich wieder Koda widmete, der zum Wald hinüber sah. Ich folgte seinem Blick und trat einen Schritt zurück als ich in der Ferne wolfsähnliche Gestalten erblickte. "Was wollen sie?" Fragte ich unruhig, während mein Blick auf den Wölfen lag, welche sich in Seelenruhe auf uns zu bewegten. "Uns das Fürchten lehren." Knurrte Koda und ich überhörte den enttäuschten Unterton seines Knurrens keineswegs, als er seinen besten Freund am Horizont erkannte. Mit gesenktem Kopf trottete dieser hinter den anderen her und schien alles andere als glücklich über dieses Aufeinandertreffen zu sein. Ich versuchte Mitleid für ihn zu empfinden, doch konnte es nicht. Er war davongelaufen und hatte sich einer behüteten Zukunft entzogen. Er hatte die Möglichkeit bei uns zu bleiben und schlich sich davon. Nun konnte ich nichts weiter für ihn tun. Koda musterte mich einen Augenblick, ehe er die Düne hinab rutschte und ich ihm trotz meinem Instinkt, der mich mit aller Kraft davon abhalten wollte folgte. Es war in etwa die Höhe des Strandes, auf welcher wir den Kampf ausgetragen hatten. Diese Tatsache verunsicherte mich zunehmend und ich sah mich betend nach unserem Rudel um, welches jedoch weit und breit nicht zusehen war. Allmählich empfand ich den Plan meines kleinen Bruders als nicht ausgereift genug und dachte darüber nach davonzulaufen. Er würde mir folgen, denn allein konnte er diesem Rudel nicht gegenüber treten. Außerdem wollte er mich beschützen und das konnte er nur, wenn er mir hinterher lief. Als ich mich jedoch für diese Handlung entschieden hatte, stand das Rudel bereits unmittelbar vor uns und ich beschloss, dass eine Flucht zu gefährlich war. "Ihr bekommt sie nicht. Sie gehören nun unserem Rudel an." Knurrte Koda drohend und stellte sich vor mich. Unsicher, was ich nun tun sollte sah ich abwechselnd zu Keith und Amy und versuchte zu begreifen, dass diese Schönheiten die Gesannten des Teufels darstellten. Sie waren meine Freunde gewesen und nun verlangten sie nach meinem Blut und somit auch nach meinem Leben. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als das schneeweiße Tier einen Schritt vor trat und frustriert aufknurrte. "Ihr habt nicht das Recht sie euer Eigen zu nennen. Sie gehören uns und ihrem Schicksal, welches sie erfüllen müssen." Koda leckte sich über die Schnauze und legte den Kopf leicht schief. Er schien sich einer Antwort nicht sicher zu sein und richtete sich stattdessen drohend auf, als Keith einen weiteren Schritt hervor trat und an ihm vorbei, zu mir sah. Ich zog die Lefzen hoch und blitzte ihn verachtend an, auch wenn mein Herz noch immer vor Enttäuschung schmerzte und sich nicht eingestehen wollte, dass dieser Mensch in diesem Tier steckte. Ich hatte ihn gemocht, mich bei ihm so wohl gefühlt. "Wir fordern bloß das, was uns gehört. Jeder einzelne von euch wird verschont, darauf gebe ich mein Wort." Er leckte sich gierig über die Zähne und wendete seinen Blick nicht von mir ab. Ein Schauer lief mir über den Rücken, dieses Mal aus Ekel. Ich mochte es, wenn Zachary mich mit seinen fordernden Blicken ansah, doch in den Augen von Keith war etwas derartig abscheuliches, das ich seinem Blick nicht standhalten konnte. "Keiner von euch Höllenfressern bekommt auch nur ein Haar von den Welpen!" Koda trat einen Schritt vor und stand Keith nun so nahe, dass die Schnauzen der Beiden sich beinahe berührten. Das Vorderbein hielt mein kleiner Bruder angewinkelt, um jeglicher Reaktion seines Gegenübers voraus zu sein und Keith tat es ihm gleich, während er drohend auf Koda hinab sah. "Mir genügt die Trophäe. Die Welpen haben keinen Wert, wenn wir sie besitzen." Wieder schwenkte sein Blick zu mir und ließ meinen Körper verkrampfen. Sein Knurren trat tief aus seiner Kehle hervor, als er mutig an Koda vorbei schritt und kurz vor mir stehen blieb. Mein kleiner Bruder ließ ihn agieren und beobachtete ihn von seinem Standort aus. Instinktiv richtete ich mich auf und leckte mir drohend über die Schnauze. Spielerisch wedelte das schneeweiße Tier mit dem Schwanz und winselte auf. Das Spiel war mir bereits bekannt, weshalb ich den Kopf leicht schief legte und senkte, sodass er das Genick höher als ich trug. Ich hörte, wie Amy aufknurrte und sah in ihre funkelnden blauen Augen ohne meine Position zu verändern. Keith ignorierte ihre abgeneigte Haltung jedoch und somit auch die Warnung. Er trat einen Schritt auf mich zu und hob sein Vorderbein, woraufhin ich zurücktrat und spielerisch nach ihm schnappte. Wieder winselte er, trat einen Schritt näher an mich heran und stupste mich dieses Mal neugierig an. Ich legte den Kopf schief und wedelte auffordernd mit dem Schwanz, während mein Maul geschlossen nahe an seiner Kehle verweilte. Er leckte mir über den Kopf und winselte auf. Vollkommen von seinen Instinkten kontrolliert wedelte er mit dem Schwanz und legte sein Vorderbein auf meinen Rücken. Dann ging alles innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde. Ich verbiss mich in seiner Kehle und zog ihn knurrend zu Boden. Sein Schrei zeugte von einem gelungenen Überraschungsmoment und ich genoss den erschrockenen Blick in seinen Augen, während meine Zähne sich in seine Kehle bohren. "Das ist die letzte Warnung, die ich ausspreche. Nächstes Mal wird Blut fließen und ich schwöre dir, dass es deines sein wird." Das feindliche Rudel knurrte auf, doch griff nicht ein. Keith hatte sich mir allein genähert und demnach musste er auch allein aus dieser Situation entkommen. Ich ließ von ihm ab und starrte ihn nieder, während er sich eilig aufrappelte und knurrend zu seiner Familie eilte. Einige Meter hinter mir brach ein triumphierendes Heulen aus, auf welches Koda und ich einstimmten und dem Rudel dabei zusahen, wie sie in ihr Revier flüchteten. "Dad hatte Recht, du bist sowohl die Gejagte wie auch die Jägerin." Lachte Koda amüsiert auf und schmiegte sich an mich, als wir verstummten und uns zu den anderen umdrehten. "Jägerin und Gejagte, daran kann ich mich gewöhnen." Entgegnete ich und leckte meinem kleinen Bruder den Kopf, ehe wir uns in Bewegung setzten um diesen Sieg zu feiern.
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The Alpha And Me
Werewolf"Es gab Menschen, bei denen es eine zeitlang dauerte, bis sie sich einem öffneten. Es gab Menschen, die von Anfang an über Gott und die Welt redeten und dann gab es noch die Menschen, bei denen es eine Unmöglichkeit darstellte mit ihnen jemals auch...