Zugegeben, es war nicht die ruhigste Art zur Schule zu fahren und ich kam nicht selten an den Punkt, dass ich einen Unfall erahnte. Mir war schon nach der ersten Minute klar gewesen, dass der Ort an dem Jayden seinen Führerschein gemacht hatte, keineswegs seriös gewesen war. "Auf dem Rückweg fahre ich mit dir." Murmelte ich Logan zu, der bloß verlegen schmunzelnd sein Motorrad abstellte und mit uns das Schulgebäude betrat. Auch wenn es eigentlich traurig war, dass Logan der Platz im Wagen vorenthalten wurde, war dies sicherlich eine der wenigen Dinge, die ihn nicht sonderlich störten. Wer bangte schon freiwillig auf dem Schulweg um sein Leben? Leider wurde der Morgen nicht wirklich besser, im Gegenteil. Ich fühlte mich wie im Affenkäfig. Das lag nicht unbedingt an den, mir noch fremden Schülern, die uns umgaben. Obwohl die auch schon einen komischen Eindruck auf mich machten. Viel mehr trugen Milow und der sonst so verhalten Milan zu einer Atmosphäre bei, welche meinen, sonst sehr niedrigen Scham, hervorlockte. Die beiden hüpften wie zwei schwer an ADHS erkrankte Kinder auf Droge durch die Gänge und dachten anscheinend nicht einmal im Traum daran ihr Verhalten einzustellen oder es gar an das der anderen anzupassen. Mir war zwar von Anfang an bewusst gewesen, dass die beiden noch ziemlich kindisch waren, aber dass es so schlimm um sie stand hätte ich mir nicht einmal zu erträumen gewagt. Da der Morgen schon anstrengend begann änderte sich dies natürlich auch im Laufe des Vormittags nicht. Nachdem ich mich beim Schuldirektor vorgestellt und alles Nötige besprochen hatte, begab ich mich mit Logan, der zu meinem Glück in die gleiche Klasse ging wie ich, zum Bioraum. Was ich bis dahin nicht wusste, auch Milan und sein bester Freund Milow, dem ich eine Therapie seiner Hyperaktivität nahelegte, ebenfalls in meine Klasse gingen. Spätestens jetzt wurde mir bewusst, die nächsten Schuljahre würden die reinste Tortur werden.
"Und deswegen sind Enzyme so wichtig für den Körper." Beendete Keith, einer meiner Klassenkameraden, seinen Vortrag und bedankte sich mit einem freundlichen Lächeln für den darauffolgenden Applaus. Es war eine reine Höflichkeitsgeste, denn er wusste genau wie jeder andere auch, nichts war so falsch wie der Applaus nach einem Schulreferat. "Ich danke Ihnen, für Ihren sehr informativen Vortrag! Wie wäre es mit Feedback?" Fragte die Lehrerin in die Runde und verdrehte die Augen, als zwei Mädchen zu kichern begannen. Mir war schon während dem Vortrag ihre außergewöhnlich interessierte Art aufgefallen. Keith schien Fangirls zu haben. Da sich, bis auf Milow, der diese Chance natürlich für einen blöden Spruch nutzen musste, niemand bereit erklärte Feedback zu geben überkam mich mein Mitleid gegenüber Keith. Mit einem Nicken gab die Lehrerin mir zu verstehen, dass ich beginnen durfte. Also faselte ich irgendetwas von dem, was ich während seinem Vortrag oberflächlich aufgeschnappt hatte und kassierte hasserfüllte Blicke aus den Reihen der Mädchen. Natürlich machte ich mich bereits in den ersten Schulstunden bei ihnen unbeliebt, so war es bisher meistens gewesen und das alles nur, weil ich mich mit Jungs grundsätzlich besser verstand. Es war ziemlich lächerlich zu denken, dass ich direkt an meinem ersten Tag Keith anspringen und begatten würde. So ein Unfug. Das würde ich nicht einmal nach Jahren tun, aber wer hörte schon auf meine Meinung? "Ich werde Sie nun in Gruppen einteilen. Als Vorbereitung für die Abschlussprüfungen kann man nicht genügend Referate halten." Ich kam mir vor wie in einem klassischen Hollywood Film. Eine Liebesschnulze zwischen zwei Teenagern, die durch ein gemeinsames Referat miteinander in Kontakt kommen und sich daraufhin unsterblich ineinander verliebten. Was ein Bullshit. Wer sah sich so etwas bitte an, außer verzweifelte Teenies? "Logan, Keith und Heather bilden eine Gruppe. Milan.." Ich stieß Logan schief grinsend an. "Ist doch perfekt. So kann ich dir auf die Nerven gehen und vor den Idioten beschützen." Der Dunkelhaarige nickte stumm. Er schien nicht sonderlich begeistert von dieser Gruppenkombination, aber wenn ich er wäre, was ich zum Glück nicht war, hätte ich wohl ähnlich reagiert. Er ahnte wohl schon, dass er wieder einmal das Thema Nummer eins zuhause war und Milow ihn bis aufs äußerste hochnehmen würde. Die Anstalten machte der Vollidiot von ADHS Kind jetzt schon, wurde jedoch mit seiner Gruppe nach draußen geschickt um weitere Unruhe im Raum zu vermeiden. Während Logan noch immer schwieg setzte Keith sich zu uns an den Tisch und schien ebenfalls begeistert von der Gruppenkonstellation zu sein. "Welches Thema wollen wir nehmen?" Fragte er begeistert und erlangte meine volle Aufmerksamkeit. Gründlich las ich die, zur Auswahl stehenden, Themen durch und deutete schließlich auf meine Wahl. Keith legte den Kopf leicht schief und grübelte einen Moment, eher er zustimmte und wir Logan neugierig beäugten. Er schien ziemlich abwesend zu sein, was mich zunehmend beunruhigte. Was war nur plötzlich los mit ihm? Hatte Milow doch noch einen Spruch abgelassen, den ich überhört hatte? Nein, eigentlich stand er über den dummen Bemerkungen seines Rudelmitgliedes. "Alkohol? Ist das nicht etwas einseitig?" Versuchte der Dunkelhaarige sich wenigstens interessiert zu zeigen, doch kam mit seiner Fragestellung nicht weit. "Nein, wir können viele wichtige Aspekte beleuchten und Passanten befragen. Das wird super!" Schwärmte Keith und wir gaben uns einen High-Five. "Na schön, wenn ihr meint." Stimmte Logan halbherzig zu und beobachtete Keith und mich bloß schweigend dabei, wie wir wichtige Unterthemen sammelten. Vielleicht wurde die Schulzeit ja doch gar nicht so schlimm.
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The Alpha And Me
Werewolf"Es gab Menschen, bei denen es eine zeitlang dauerte, bis sie sich einem öffneten. Es gab Menschen, die von Anfang an über Gott und die Welt redeten und dann gab es noch die Menschen, bei denen es eine Unmöglichkeit darstellte mit ihnen jemals auch...