Chapter 98

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Mein Herz schlug ins Unermessliche und ich betete im Sekundentakt für meinen Instinkt und das Leben von Cash, welcher wie eine Raubkatze auf die drohend knurrenden Wölfe zu schlich. Seine Nackenhaare waren zu einem Kamm aufgestellt und gaben ein erschauderndes Bild ab. Steif bewegte er sich vorwärts und blieb tief knurrend vor dem gehässig lachenden Wolf stehen, welcher schief grinsend auf ihn hinab sah. Amy und Keith verharrten in der Mitte der Lichtung und beobachteten das Geschehen aus sicherer Entfernung. Ich war mir sicher, dass sie jeden Einzelnen von uns gewittert hatten, doch ließ mich davon nicht verunsichern. Das muskulöse Tier beugte sich zu Cash hinunter und leckte ihm über das Maul. Es herrschte einen Augenblick Stille, da lachte das Tier heiser und verjagte sogar die schlafenden Vögeln aus ihren Nestern. "Ein Nachfolger wie er im Buche steht. Tötet den älteren Bruder um den Thron zu besteigen." Er heulte jubelnd auf und der andere ging auf sein Geheul ein. Verunsichert sah ich zu Jayden, den diese Worte nicht zu wundern schienen. "Du wurdest vor ihm gewarnt." Knurrte Ethan mir zu, als dieser sich neben mich legte und auf die Lichtung sah. Eifrig versuchte ich mich an die Warnungen zu erinnern, von denen Ethan sprach und als Cash nach seinem Gegenüber schnappte und sich sogar bei einem erwachsenen Tier daraufhin Respekt verschaffte fiel es mir wieder ein. Sie brauchten einen Nachfolger für die nächsten Generationen. Es musste ein blutrünstiges und instinktiv handelnder Nachkomme sein, dessen Gene stark genug ausgeprägt waren um diese Aufgabe fortzuführen und als Luciferwolf zu dienen. Noah hatte keine von diesen Eigenschaften in sich getragen. Es mussten also Cash oder Bayan diejenigen sein, die als gelungene Nachkommen zählten. Ich hatte die Gene eines Luciferwolfes genutzt um dieses Rudel zu erlegen. Ich hatte Cash geschickt um zu töten, weil ich gespürt hatte, dass er dazu fähig war. Er tötete sein eigenes Rudel, wenn es von ihm verlangt wurde. Kein Wolf würde sein Rudel vernichten. Es widersprach unserer Ideologie. Ihrer jedoch nicht. Sie hatten keine. Sie verlangten bloß das Blut ihrer wahllosen Opfer.

"Wer fiel deinem Blutdurst, deiner Mordlust zum Opfer, Cash?" Fragte Keith mit hoch erhobenem Kopf und sah in den leichten Nebelschwaden noch viel eleganter und stärker aus, als er es ohne tat. Sein Anblick faszinierte mich und auch wenn ich wusste, dass ihr Erscheinungsbild genau dieses Gefühl in mir auslösen sollte, konnte ich meinen Blick nicht von ihm nehmen. "Wer tötete Noah?" Sprach er das Unaussprechliche aus und Cash heulte stolz auf. Die Leibwächter stimmten mit ein und mir gefror das Blut in meinen Adern. Koda hatte es mit ansehen müssen, schoss es mir durch den Kopf, doch ich hatte keine Wahl. Ich musste meine Pflicht erfüllen.

"Und er wird dich töten." Drang meine Stimme durch das Geheul hindurch und gelangte zu Keith, welcher neugierig mit den Ohren spielte. Er war nicht überrascht von meiner Anwesenheit, was mich nicht sonderlich verwunderte. Cash verstummte und damit auch die feindlichen Leibwächter. Sie hoben stattdessen ihre Nasen in die Höhe und begannen leise zu winseln. Es war unerträglich für sie, nicht über mich herzufallen und das Blut, nach denen sie sich so sehnten, zu schmecken. Cash wedelte freudig mit dem Schwanz und sah mir neugierig entgegen. Er war noch so naiv und unerfahren, dass er den Ernst dieser Situation nicht annähernd realisieren konnte. "Zu schade, dass mein Rudel euch mit einer solchen Leichtigkeit auslöschen konnte, findet ihr nicht? Ich habe eine Schlacht erwartet und stattdessen bloß ein Massaker gesehen." Entschlossen ging ich auf Keith und Amy zu, welche mich aus der Ferne beobachteten. Keith leckte sich gierig über das Maul und schien meine Worte gar nicht wahrzunehmen. "Diese Straßenköter töten nicht einmal einen Hasen." Knurrte Amy amüsiert, doch verstummte schlagartig, als Milow die Lichtung betrat und einen Wolfskopf fallen ließ, ehe er wieder hinter den Büschen verschwand. "Ich liebe das Spiel mit dem Feuer, wisst ihr?" Mit hoch erhobenem Kopf blieb ich einige Meter vor den beiden stehen und ließ meinen Schwanz leicht im Wind hin und her wiegen. Keith trat aufgeregt an mich heran und knabberte an meinen Nackenhaaren. "Einen Halbstarken zu töten ist noch lange keine Heldentat." Amys höhnischer Blick entlockte mir ein verärgertes Knurren. "Jäger werden innerhalb von wenigen Atemzügen zu Gejagten." Ich genoss den arroganten Blick der Wölfin und genoss es noch mehr zu sehen, dass dieser im Boden versank, als Joshua auf die Lichtung trat. Er zog einen Körper hinter sich her, der selbst die Aufmerksamkeit von Keith erlangte. Genießerisch knurrend schüttelte Joshua sein Opfer noch einmal, ehe er uns die Sicht auf das Tier gewährte und zurück trat. "Wie fühlt es sich an, seinen Vater ausgeweidet dort liegen zu sehen?" Die Nebelschwaden verschwanden, als Amy an den Körper heran trat und ihn mit ihrer Schnauze anstupste. Auch Keith ließ von mir ab und winselte kläglich, als auch er den Tod seines Vaters mit eigenen Augen bezeugen konnte.

"Wir haben zwar keinen Namen, wie ihr. Aber mit Wölfen im Schafspelz spielt man nicht." Streute ich amüsiert knurrend Salz in die Wunde und stellte die Nackenhaare auf, als Amy und Keith mich blutrünstig knurrend ansahen. "Ihr könnt uns nicht töten. Keiner von euch kann das!" Lachte die Wölfin höhnisch, doch ich war mir dessen bewusst. Ich hatte mich über sie und die längst verstaubten Legenden und Sagen informiert. Ich hatte ihnen geglaubt, auch wenn viele es nicht taten. Ich wusste, wie man ihnen das Leben nahm.

"Auge um Auge und die Welt wird blind." Gab ich ihnen als letzten Ausweg zu verstehen, da sprangen sie bereits auf mich zu. Es verflog wie in Zeitlupe. Cody und Logan krampften und fielen winselnd zu Boden, ehe sie überhaupt die Lichtung betreten hatten. Milow und Milan griffen die Leibwächter an und verbissen sich zielstrebig in dessen Kehlen. Ethan und Jayden verbissen sich in Amys Fell und versuchten sie mit allen Kräften von mir herunter zu zerren und Zachary und Joshua fielen über Keith her.

Ich hätte schreien können. Ich hätte winseln können und vor Schmerz mein Bewusstsein verlieren, doch ich brachte nichts heraus. Ich spürte weder etwas von ihren messerscharfen Zähnen in meinem Körper, noch realisierte ich das Geschehen in realer Zeit. Es war als bewegten sich alle bei halber Geschwindigkeit, während ich auf dem Boden lag und Keith und Amy sah, welche todeswütig über mir standen und ihre Zähne immer und immer wieder in meinen Körper bohrten. Meine Lungen schnürten sich zu und ich schnappte hilflos nach Luft. Meine Augen wurden schwach und die Sicht verschwamm, da wurden Amy und Keith endlich überwältigt und ich konnte meinen Körper mühsam auf die Beine bringen.

Schwer nach Luft ringend und mit wackligen Beinen stand ich in mitten des Geschehens und sah wie mein Blut auf den Boden tropfte. Ich erinnerte mich an meine Aufgabe, an meine Ansprache, an meine Einteilung der Teams, an mein Ziel. Der Schmerz kroch in Richtung meines Herzens, während ich versuchte die Kontrolle über meinen Körper wieder zu gewinnen. Mühsam setzte ich eine Pfote vor die andere und kämpfte mit meinem Gleichgewichtssinn. Meine trüben Augen fixierten Keith, der von Zachary und Joshua zu Boden gedrückt wurde und dennoch keineswegs besiegt war. Todeswütig biss er um sich und versuchte an die Kehle seiner Angreifer zu gelangen. Etwas kleines schmiegte sich an mich und ich atmete erleichtert aus, als ich Cash vermutete.

"Ich hoffe, du wirst jemals verstehen was Liebe ist. Ich hoffe, du wirst in deinem nächsten Leben nachvollziehen können, was ich für dich empfunden habe, als meinen Freund. Das Vertrauen, das ich dir geschenkt habe. Ich hoffe, du wirst in meinen Pfoten stehen und vor dem ausnahmslos Bösen stehen und dennoch ruft dein Herz, dass du ihm Gnade erweisen solltest." Meine Stimme war schwach, kaum hörbar und dennoch schenkte Keith mir mit seinen Augen seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Im nächsten Augenblick hörte ich sein Genick brechen und eine Träne verließ das Auge des schneeweißen Wolfes, ehe ich Cash das Zeichen gab und er seine Zähne in die Kehle des Tieres stieß.

Schwach drehte ich mich um, kämpfte gegen meinen erschöpften Körper an. Jede meiner Gliedmaßen zitterte. Meine Augen waren zu schwach, um mir eine klare Sicht zu ermöglichen. Der Schmerz war in meinem Herzen angekommen und erstreckte sich über jedes meiner Organe. Verschwommen nahm ich Amy war, die sich flink aus Ethan und Jayden heraus winden konnte, welche daraufhin winselnd zu Boden gingen. Ihre Kräfte waren stark genug um vier ausgewachsene Wölfe durch ihre Bisse zu Boden zu bringen. Ihre Augen lagen auf Keith, ehe sie zu mir schnellten. Alles in mir schrie nach der Vollendung meines Plans, doch als ihre Pfoten den Boden verließen und sie auf mich zu sprang gaben meine Beine unter meinem Körper nach.

Es war Koda, der im rechtzeitigen Moment die Lichtung erreichte und Amy im Sprung abfing. Sein Knurren konnte ich unter tausenden wiedererkennen. Meine Ohren versagten, die Geräusche um mich herum verstummten und ich konnte nur noch vermuten, dass Cash der kleine Schatten war, welcher sich vor Amy aufbaute und ihr das Leben nahm.

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt