"Dann bleibe ich hier!" Knurrte Zachary mit einem jammernden Unterton, wie ein bockendes Kind ihn hätte und strafte mich mit einem vorwurfsvollen Blick. Seufzend setzte ich Bayan und Cash in ihr Körbchen und kraulte beiden die Ohren, bevor ich Zachary unsanft aus dem Zimmer schob und die Tür hinter uns schloss. "Es sind bloß wenige Stunden und nicht dein gesamtes Leben, das du mit ihm bestreiten musst. Außerdem lebt ihr seit Jahren unter einem Dach, da wird es doch möglich sein euch eine gemeinsame Aufgabe zu erteilen." Hoffnungsvoll sah ich in seine Augen, doch musste feststellen, dass er nicht von seiner Meinung abzubringen war. Für ihn stellte Joshua ein unüberwindbares Hindernis dar, welches er nicht einmal für mich überwinden wollte. Vielleicht war Zachary innerlich doch noch fünf Jahre alt, das würde sein Verhalten wenigstens nachvollziehbar gestalten. Als ich nichts erwiderte machte der Blonde auf dem Absatz kehrt und steuerte Kopf schüttelnd auf sein Zimmer zu. Er setzte seinen Sturkopf durch, mal wieder. Es lag nahe, dass er sich am morgigen Tag wirklich nicht aus dem Haus bewegen würde, weshalb ich mich dazu entschloss ihm zu folgen. Als er erneut mit belanglosen Argumenten um sich warf entfuhr mir ein Seufzen. Er litt definitiv an chronischen Hormonschwankungen und war gleichzeitig manisch veranlagt. Anders konnte ich mir sein Verhalten zumindest nicht erklären. Andererseits war ein jammernder Zachary mir deutlich lieber als der, der ununterbrochen auf mich einschrie und womöglich handgreiflich wurde. Ich traute ihm mittlerweile alles zu und wunderte mich zunehmend, dass ihm noch nicht die Hand ausgerutscht war. Vermutlich hatte er seine Wut bisher einfach an den anderen ausgelassen, anstatt an mir. Zögerlich biss ich auf meiner Unterlippe herum. Diese Erklärung lag gar nicht so fern. Wieder schaltete sich mein nervtötendes schlechtes Gewissen ein, das von mir im nächsten Augenblick mühevoll beiseite geschoben und in einer Schublade eingeschlossen wurde. Es gab wichtigere Dinge als die Vergangenheit, Heath. Viel wichtigere Dinge und eines davon stand vor dir und schaute dich auch noch erwartungsvoll an. "Du benimmst dich wie ein Kleinkind. Sobald etwas nicht nach deiner Nase läuft wirfst du dich auf den Boden und bekommst einen Wutanfall." Er stand bereits in seinem Zimmer, als ich meinen Satz beendete und mir verschränkten Armen im Türrahmen verharrte. Zachary legte den Kopf leicht schief und versuchte meinen Blick zu deuten, woraufhin es in meinem Kopf zu arbeiten begann. Entweder er flippte jeden Augenblick völlig aus oder er schickte mich ohne jegliche Diskussion fort. Für diesen Menschen gab es bloß zwei Optionen. Aggression oder Isolation. Welche dieser beiden Formen für den weiteren Verlauf förderlicher war konnte ich mir nicht ausmalen, aber irgendeine würde in Kürze über mir zusammenbrechen. "Ich möchte dich bloß warnen. Du weißt nicht, worauf du dich einlässt, Heath. Sie sind so viel mehr als Wölfe. Schau dir Cash an. Er ist noch ein Welpe, schläft mehr als dass er wach ist und übt sich dennoch im Töten, sobald er die Möglichkeit dazu bekommt. Er ist schon jetzt unberechenbar." Meine Augen weiteten sich. Er sollte doch vor Wut toben und alles um sich herum in Stücke zerreißen. Er sollte mich wenigstens aus seinem Zimmer verbannen und sich verbarrikadieren. Wenigstens davonlaufen und erst in ein paar Stunden zurückkehren. Doch nichts davon geschah. Im Gegenteil, er zeigte Verständnis, sorgte sich um mich und die anderen. Ungläubig begutachtete ich den Blonden, der für den ein oder anderen Psychologiestunden sicherlich spätestens jetzt ein Paradebeispiel für eine Hausarbeit war. Seine manischen Züge waren wahrscheinlich sogar komplex genug für eine Doktorarbeit. "Heath, bitte." Er trat einen Schritt an mich heran, woraufhin ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte und die Gänsehaut, die darüber hinweg jagte, mit allen Poren meines Körpers genoss. Das war nicht gut, ganz und gar nicht gut. Die Kontrollverlustlampe in meinem Kopf begann panisch zu leuchten und jegliche Männchen, die für das Führen einer Konversation zuständig waren, rannten nur noch wahllos umher. Zacharys Hände legten sich auf meine Taille, während seine funkelnden Augen eindringlich auf mich hinab sahen. Die Luft blieb mir weg und die tanzenden Schmetterlinge in meinem Bauch vermehrten sich im Sekundentakt. Es war wieder einer der Momente, der alles egoistische, aggressive und zerstörerische, das ihn begleitete, aus meinem Kopf verbannte. Es blieb nichts weiter zurück, als den Anblick eines besorgten Schafes, welches ausnahmslos Gutes im Herzen trug. Dass dieses Schaf innerhalb von Sekunden zu einem mörderischen Löwen mutieren konnte, ließ ich dabei außer betracht. "Lass mich an deiner Seite gehen, Heath." Seine Stimme klang sanft und beinahe flehend, dass ich gerade dabei war auf seinen Vorschlag einzugehen, als sich mein Verstand zurückmeldete. Wenn etwas in meinem Kopf während Ausnahmesituationen funktionierte, dann waren es mein Instinkt und mein Verstand, wobei der Verstand die deutlich bessere Wahl in diesem Augenblick war. Er erinnerte mich an mein Ass im Ärmel, von dem bisher nur Diego und Logan etwas wussten. Das sollte auch so bleiben, denn sie waren die Einzigen, die sich darauf einließen. Zachary würde mein Vorhaben nicht akzeptieren, das stand fest und genau deswegen verneinte ich seinen Vorschlag und die miteinhergehende Harmonie zwischen uns. Der besorgte Ausdruck in seinen Augen, das Schaf in seiner Stimme, es verflog in Windeseile und ließ nichts weiter als einen tobenden Löwen zurück. Bevor dieser jedoch seine fletschenden Zähne an meiner Kehle platzieren konnte stand Ethan hinter mir. Wutschnaubend nahm Zachary ihn zur Kenntnis und rannte aus dem Raum, die Treppe hinab und über den Hof zu seinem Wagen. Ethan, der mit solch einer Reaktion nicht gerechnet haben schien sah mich fragend an, bekam jedoch bloß ein Schulterzucken als Antwort. Zachary Sawyer war kein normaler Mensch. Er war kein normaler Gestaltswandler. Er war kein normaler Hybrid. Er war anders.
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The Alpha And Me
Lobisomem"Es gab Menschen, bei denen es eine zeitlang dauerte, bis sie sich einem öffneten. Es gab Menschen, die von Anfang an über Gott und die Welt redeten und dann gab es noch die Menschen, bei denen es eine Unmöglichkeit darstellte mit ihnen jemals auch...