Chapter 60

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Vorsichtig öffnete ich die Tür und sah in den abgedunkelten Raum. Zachary hatte die Vorhänge zugezogen und saß auf seinem Bett, mit dem Rücken zu mir. Leise schlüpfte ich durch den Türspalt und schloss beinahe lautlos die Tür hinter mir. Zachary rührte sich nicht, weshalb ich mit einem Lächeln auf den Lippen auf ihn zu ging. „Du hast uns beschützt." Begann ich eine Konversation, kletterte über das Bett und lies meine Finger über seinen Rücken fahren. Gänsehaut breitete sich bei ihm aus, ehe er auf die Zähne biss und sich verkrampfte. „Es hätte verhindert werden können, wenn.." Er brach ab, sah zu Boden und ballte daraufhin seine Hände zu Fäusten. Hätte ich ihn noch nicht so lange gekannt, wäre ich wohl verängstigt gewesen, doch ich belächelte seine Reaktion bloß. Ich nahm sie nicht ernst. Spielte das, was geschehen war, unbewusst herunter. „Das was zählt ist, dass wir es überstanden haben. Gemeinsam." Seine Muskeln spannten sich deutlich an. Sein Atem wurde schwerer, langanhaltender. Zögerlich nahm ich meine Hand zurück und erwartete einen Vulkanausbruch. Das war seine übliche Reaktion in solchen Momenten, weshalb ich auf alles gefasst war. Meine kreisenden Bewegungen hielten inne und ich wich vor ihm zurück. Knurrend stand der Blonde auf, schleppte seinen schwachen Körper zum Fenster und sah nach draußen. "Es wird nicht wieder geschehen." Versuchte ich zu schlichten und zuckte zusammen, als mich sein eiskalter Blick traf. Das Blut gefror in meinen Adern und ich senkte den Blick, um ihn nicht noch mehr zu provozieren. Meine beschwichtigende Geste jedoch, ignorierte er, knurrte frustriert und schmetterte seine Faust gegen die Wand. Ich biss die Zähne zusammen und bereute meine vorausgegangene Absicht, die mich zu ihm geführt hatte. Ich wollte ihm beichten, dass wir neue Mitglieder zu begrüßen hatten. Ich hatte vorgehabt, diesen Schritt zu gehen. "Sie werden zurückkommen und uns alle vernichten, verstehst du das nicht?!" Vor Wut tobend, trat er nach seinem Wäschekorb und schnaubte knurrend, während er mich mit geballten Fäusten niederstarrte. "Wir haben sie besiegt, das wird ihnen eine Lehre sein." Entgegnete ich ruhig, stand auf und versuchte unbemerkt einen Sicherheitsabstand aufzubauen. Er würde mir nichts tun und dennoch zwang mich mein Instinkt zu solch einer Maßnahme und ich hatte keine andere Wahl, als diesem nachzugeben. "Die Opfer, die wir erbringen mussten, erklären keinen Kampf als gerechtfertigt!" Ein Schmunzeln legte sich auf meine Lippen und ich realisierte erst viel zu spät den Ernst dieser Situation. "Du interessiert dich also doch für das Wohl deines Rudels." Noch bevor ich reagieren konnte stand Zachary direkt vor mir, erdolchte mich mit seinen funkelnden Augen und drängte mich an den Schrank zurück, welcher mir jegliche Fluchtmöglichkeit raubte. "Sie leben, um zu töten. Nichts an ihnen ist menschlich oder liegt den Instinkten eines Wolfes nahe. Jeder von ihnen ist von Lucifer geschickt worden um ihm Dienste zu leisten." Ich schluckte schwer und winselte innerlich auf, als seine Fäuste sich gewaltsam gegen den Schrank stemmten und mich einkesselten in seinem Hass. Ich rang nach Luft und hielt diese angestrengt an, als er noch näher kam und uns gerade einmal wenige Millimeter trennten. Seine lodernden Augen sahen genau in meine und jagten mir eine ungeheure Angst ein, die ich kaum zu kontrollieren wagte. "Du hast sie zu uns gelockt. Sie wollen unschuldiges Blut, wie deines und sie werden nicht aufgeben, bis sie es schmecken können." Die Tür sprang auf und ich seufzte erleichtert auf, als ich Ethan erkannte. Seine bloße Anwesenheit entspannte die Situation und Zachary ließ von mir ab, strich sich durch die Haare und schüttelte den Kopf. Die Verzweiflung stand ihm im Gesicht geschrieben, doch die Angst vor ihm war zu groß, als dass ich ihn in diesem Augenblick unterstützen konnte. Stattdessen lief ich aus dem Raum, die Treppen hinunter und sprang Cody in die Arme, der mich auffing und mir tröstend über den Rücken strich. Tränen rannen über meine Wangen und ich spürte förmlich, wie mein Herz in sich zusammensackte und zusammengerollt im letzten Winkel meines Brustkorbes verschwand. Mit zitternden Gliedmaßen klammerte ich mich an dem rothaarigen fest, als ginge es um mein Leben und schluchzte ungehemmt los. Alles fiel von mir ab. Die Ungewissheit, der vergangene Kampf, die Geheimnisse, das Heimweh, die nicht erwiderte Liebe, die fehlende Geborgenheit, die Sehnsucht nach der Unbeschwertheit. Alles ließ mich los und verflog, während meine Tränen über meine Wangen flossen und in Codys Shirt versanken. Beruhigend redete er auf mich ein und drückte mich an sich. Ich war noch nicht bereit dafür. Den Krieg. Das Führen eines Rudels. Ich war keine Luna. Keine Alpha Wölfin. Ich war bloß ein Teenager Mädchen, das versuchte die Liebe zu verstehen. Nichts weiter. Doch die Entscheidung für mein Dasein und meine Aufgabe in dieser Welt, fällte nicht ich. Sie war bereits gefallen und allmählich wurde mir bewussst, dass ich vor ihr nicht fliehen konnte.

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt