Ich erstarrte, als er seinen Satz beendet hatte. Feinde? Amy und Keith, Feinde? Nein, die beiden waren alles andere als Feinde. Sie konnten nicht diejenigen sein, von denen Cody gesprochen hatte. "Sie sind meine Freunde." Murmelte ich schüchtern und hoffte inständig, dass eine Verwechslung vorlag. "Hör gefälligst auf, sie als deine Freunde zu bezeichnen." In den Augen meines Gegenübers war die Verzweiflung deutlich zu erkennen. Er wollte sie mir nicht ausreden, mir ein normales Teenagerleben ermöglichen, doch er konnte nicht. Irgendetwas hinderte ihn daran, seiner eigentlichen Überzeugung entgegenzutreten. "Sie sind nicht irgendwelche Teenager, Heath. In ihnen steckt so viel mehr, als das Dasein eines normalen Menschen." Energisch schüttelte ich den Kopf. Ich wollte es nicht wahrhaben. Ich konnte es nicht. Es war mir doch wohl möglich Freunde zu haben. Echte Freunde. Gute Freunde. Freunde, die nicht zu meinem Rudel gehörten. "Was ist an den beiden so schlimm, dass ich nicht mit ihnen befreundet sein kann?" Fragte ich, mit der festen Überzeugung dennoch mit Keith und Amy Zeit zu verbringen. Nur wegen einem Konflikt, den Cody mit ihnen hatte, musste ich nicht auf meine Freunde verzichten. So gerne wie ich ihn auch hatte, aber da blieb ich egoistisch. "Das ist kompliziert." Begann er, woraufhin ich kläglich seufzte. "Kompliziert? Das scheint alles hier zu sein. Von nichts werde ich in Kenntnis gesetzt! Dann doch wohl wenigstens über deine angeblichen Feinde!" Cody seufzte, ließ sich neben mir nieder und atmete tief durch, um seinen Puls zu regeln. "Jeder von uns ist mit ihnen verfeindet, das ist eine Rudelthematik. Mehr kann ich dir leider nicht erzählen, tut mir leid." Wütend pustete ich mir eine Strähne aus dem Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. "Bitte versprich mir, dass du dich von ihnen fern hältst." Entschlossen stand ich auf, versprach Cody genau das Gegenteil und stapfte aus dem Zimmer. Es sollte das letzte Mal gewesen sein, dass mir etwas verschwiegen wurde. Mit diesem Ziel vor Augen lief ich zu Zacharys Zimmer, schlug meine Faust gegen die Holztür und betrat, ohne auf eine Antwort zu warten, den Raum. "Heath!" Hörte ich Cody noch rufen, der jedoch, brav wie er war, vor der Türschwelle stehen blieb und sich nicht traute, das Zimmer zu betreten. Ich ignorierte ihn jedoch geflissentlich, riss die Vorhänge auf und stand schließlich mit verschränkten Armen vor dem, noch schlafenden, Alpha. Der zog eine verschlafene Grimasse und rieb sich die Augen, bevor er mich wahrnahm und ihm ein Knurren entfuhr. "Warum um alles in der Welt, versucht jeder von euch, mir das Leben unerträglich zu machen?!" Knurrte ich wutschnaubend und hatte das erste Mal das Gefühl Zachary selbstsicher gegenüber zu treten. Vielleicht lag es daran, dass er noch im Halbschlaf war und dementsprechend keine Bedrohung, aber darauf kam es nicht an. Die Hauptsache war, dass ich eine Antwort erhielt. Eine Antwort, die ich nun endgültig erfahren musste. "Ich habe sicherlich besseres zu tun, als dein Leben zu verunstalten." Er setzte sich auf, streckte sich und als er Cody erblickte war dieser in sekundenschnelle verschwunden. "Was haben dir meine Freunde getan, dass selbst dein, mir sonst alles Glück der Welt wünschender, Beta sie mir versucht auszureden?" Genervt stand der Blonde auf und ließ mich kaum merklich zwei Schritte zurückweichen. Stark bleiben, Heather. Ich war lange genug eine Mimose gewesen. "Ich hoffe, du hast einen ausgezeichneten Grund um mich aus dem Bett zu jagen. Wenn nicht, gnade dir Gott." Seine eiskalte Stimme jagte mir eine Angst einflößende Gänsehaut über den Rücken, die sein niederträchtiger Blick nur noch verstärkte. "Wer sind Amy und Keith und was haben sie dir getan, dass Cody mich so eindringlich vor ihnen warnt?" Es herrschte einen Augenblick Stille. Wieder einmal. Stille, die ich absolut nicht leiden konnte, da sie der Vorbote für einen Sturm war. Ein Sturm, der bei Zachary nicht gerade glimpflich ausgehen würde. "Wer?" Vergewisserte der Blonde sich und als ich mich traute ihm zu antworten, fegte der Sturm über mich hinweg. Bevor ich realisierte was hier gerade geschah stand ich bereits an der Wand und winselte nach Luft, die Zachary mir abdrückte, während er mit der anderen Hand meinen Arm massakrierte. "Dort bist du gewesen? Bei diesem Pack?!" Brüllte er mich an, sodass mein Herz seine Koffer packte und davonlief. Weit weg ins Niemandsland und es schwörte sich, dass es nicht wieder zurückkommen würde. Zitternd schüttelte ich den Kopf, doch es war schon zu spät. Ich hatte mich verraten und mich anscheinend mit diesem Treffen ins Fegefeuer eingeschrieben. "Ich habe geahnt, dass sie sich dir nähern würden, aber dass du so naiv bist und auf sie reinfällst? Wo warst du mit ihnen? Auf dem Berg?" Ich brachte kein Wort über die Lippen, stand einfach nur da und sah in die vor Hass funkelnden Augen. Wo war das Liebevolle, Harmonische in ihnen, das sich mir am Vorabend geboten hatte? Wo er meine Wange gestreichelt hatte, wo war es? Nur Einbildung? Nur der Wunsch, dass er ein guter Mensch war, wie jeder andere auch? "Sag es!!" Vermutlich. Panisch nickte ich, doch diese Art von Antwort war nicht die, die ihm genügte. "Ich will es hören! Wo warst du mit ihnen?!" Mit aller Überzeugungskraft versuchte ich, mein Herz wieder an den rechten Fleck zu befördern und damit mein Selbstbewusstsein zurückzuholen. Ich konnte mich ihm gegenüber behaupten, ich musste es tun! Sonst war ich nicht besser als Logan, an dem ich die dermaßen ausgeprägte Unterwürfigkeit immer kritisierte. "Wir waren auf dem Berg, na und? Das geht dich nichts an, absolut nichts! Ich kann tun und lassen was ich will, verstanden? Du hast mir nichts zu verbieten, vor allem nicht, solange ich von dir zum Alpha gesprochen bin." Eine Sekunde glaubte ich es. Eine einzige Sekunde glaubte ich, ihn in die Knie gezwungen zu haben. Ich glaubte fest daran, dass es nun vorbei war, er sich abregte und wir in Ruhe miteinander sprechen würden. Ich glaubte, dass er nur jemanden gebraucht hatte, der sich ihm entgegen stellte. Ja, ich glaubte. "Du bist noch so jung und naiv." Ein amüsiertes Schmunzeln zierte seine Lippen, was nichts Gutes verheißen konnte. "Ethan hat recht, du kannst nichts dafür, weil du es nicht weißt." "Dann gib mir die Chance und erkläre es mir."
DU LIEST GERADE
The Alpha And Me
Werewolf"Es gab Menschen, bei denen es eine zeitlang dauerte, bis sie sich einem öffneten. Es gab Menschen, die von Anfang an über Gott und die Welt redeten und dann gab es noch die Menschen, bei denen es eine Unmöglichkeit darstellte mit ihnen jemals auch...