Uns verbindet, was andere trennt
Sie sind Vollwaisen. Sie alle. Jeder von ihnen. Ich schnappte nach Luft, konnte es nicht realisieren geschweige denn verarbeiten. Sie hatten ihre Eltern bereits als Kinder verloren. Allmählich leuchtete es mir ein. Mir wurde bewusst, weshalb sie alle eine Einheit bildeten, obwohl es hier zu ging, wie im Affenkäfig. Ich begann zu verstehen, warum Logan sich nicht längst abgewendet hatte. Dieser Zusammenhalt, die Liebe zueinander war stärker als die körperlichen Schäden, die ihn begleiteten. Er war schon einmal davongejagt worden, das wollte er kein weiteres Mal erleben. Jayden, der es nicht über das Herz brachte dieses Rudel zu verlassen, weil ihm Ethan und Zachary ans Herz gewachsen waren, weil sie ihn vor dem Verderben bewahrten. Milan und Milow, die nur hier sich selbst treu bleiben konnten. Die nur hier so leben konnten, wie es für sie bestimmt war. Kein verleugnen, kein Schämen für das, was man nun einmal war. Eine Art Fabelwesen, wenn man es so nennen wollte. Cody, der sich gebraucht fühlte. Der seinem besten Freund niemals den Rücken zukehren würde. Joshua, der in Zachary ein Stück weit sich selbst sah und täglich damit zu kämpfen hatte, sich von seinem alten Ich zu verabschieden und einen Neuanfang zu starten. Und Ethan, der in Zachary mehr sah, als seine blutrünstige Fassade, der die andere Seite von ihm kannte und schätzte. Es ergab alles einen Sinn.
Mir fehlte bloß ein wichtiges Puzzleteil..
"Wer sind Amy und Keith?" Ich bekam diese äußerst befremdliche Frage kaum über die Lippen. Wer sie waren? Meine Freunde, klar. Sie waren lieb, überaus interessiert und neugierig. Ich konnte nichts negatives an dem Geschwisterpaar entdecken. Wahrscheinlich war es genau das, was mich in eine Falle locken sollte. Zumindest, wenn man Zachary glauben schenken möchte. "Sie sind etwas für das es keinen Namen gibt. Wir wissen nicht besonders viel über sie. Wir wissen nur, dass bereits die ersten Wölfe von ihrer Erscheinung erzählten. Sie verkörpern das Böse, sollen die Hölle mit der Welt verbinden können und ihre Opfer ohne Blut zu vergießen oder ähnlich auffälliges dorthin verschleppen." Gänsehaut breitete sich über meinen Körper aus. Ich zweifelte seine Aussagen zwar an, konnte aber nicht anders als sie mit meiner Erfahrung zu verbinden und ich erschrak, als seine folgenden Worte mein Erlebtes wiederspiegelten. "Mithilfe des Berges ziehen sie ihr Opfer in den Bann. Es ist einem nicht möglich diesem zu entfliehen, was nicht einmal nötig wäre, da sich niemand einer solchen Überflutung von positiven Emotionen entziehen möchte. Wir beschreiben dieses Phänomen als Gang über die Nebelbrücke. Ohne es aktiv mitzuerleben, betritt man bereits einen Ort, den man nie wieder verlassen kann und befindet man sich wieder bei vollem Bewusstsein, der Nebel ist demnach verschwunden, ist es bereits zu spät." Ich atmete schwer, als mich sein Blick streifte. Konnte es wahr sein? Gab es diese Existenz, dessen Aufgabe darin bestand potentielle Artgenossen in die Hölle zu überführen? "Ich habe geahnt, dass sie dich früher oder später mitnehmen werden und bin außer mir gewesen, als du plötzlich vom Boden verschluckt warst. Es hätte schließlich längst zu spät sein können." Ich biss mir auf die Unterlippe, unterdrückte weitestgehend die aufkommenden Schmetterlinge in meinem Bauch und hielt mich für verrückt, in solch einem Augenblick so zu reagieren. Das war kein guter Zeitpunkt um ein ganz normales Teenagermädchen zu sein und schon gar nicht, so etwas ihm gegenüber zu empfinden! "Das wollte ich nicht." Entschuldigte ich mich mehr oder weniger und schaute bedrückt zu Boden. Nicht, weil es Zachary wegen mir schlecht gegangen war, nein. Ich fühlte mich schuldig, weil ich das Geschehene hätte verhindern können. "Es ist nicht deine Schuld. Du wusstest es nicht besser und wer kann schon ahnen, dass wegen einem Treffen mit Freunden das Rudel in eine Beißerei gerät." Versicherte er mir, strich mit seinem Finger über meine Wange und hob mein Kinn vorsichtig an. Ich erstarrte zu Eis, während sich meine Körpertemperatur gleichzeitig um ein vielfaches erhöhte. Überfordert mit der Situation starrte ich den Blonden einfach nur an und versuchte mit allen Kräften nicht wie ein hilfloses Reh auszusehen. "Ich verspreche dir, dass dir niemals jemand auch nur ein Haar krümmen wird. Nie wird dir jemand zu nahe kommen." Seine Augen funkelten wieder so liebevoll, wie sie es am Vorabend getan hatten und ich war felsenfest davon überzeugt, dass spätestens dieser Augenblick ein eindeutiger Beweis dafür war, dass Zachary ein ganz normaler Kerl war. Einer, der auch fühlte. Er zeigte es nur nicht jedem. "Ich werde nicht zulassen, dass sie mir dich auch noch nehmen." Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, der zwar einen Funken Wehmut trug, doch von hyperaktiven Schmetterlingen sofort in den Hintergrund gedrängt wurde. "Meinetwegen ziehe ich ihnen auch das Fell erst über die Ohren, nachdem sie einen angenehmen Tod erlebt haben. Ich kann sie auch bis ins Jenseits jagen und foltern." Bemühte er sich, es mir recht zu machen, doch ich schüttelte schmunzelnd den Kopf. "Wie wäre es, wenn du nichts dergleichen tust? Wenn du den Hass ablegst und damit beginnst die schönen Seiten des Lebens zu sehen?" Er strich mir eine Strähne hinter das Ohr und nickte daraufhin schwach. Als seine Augen wieder meine trafen hüpfte mein Herz erneut. "Ich werde alles tun, um dich glücklich zu machen. Alles, um dich bei mir haben zu können und wenn das heißt, dass ich mich nie wieder jemandem gegenüber aggressiv werde, für dich alles auf dieser Welt." Mit zittrigen Händen schaute ich in seine Augen, genoss die Schmetterlinge und das Hüpfen meines Herzens und wünschte mir inständig, dieser Augenblick würde nie enden. Ich wollte nie darüber nachdenken was hier gerade passierte. Es war nicht durchdacht und das war das Wunderbare daran. Ich dachte nicht, ich fühlte. Die herrschende Stille perfektionierte das Geschehen und als er plötzlich näher kam und seine Lippen schließlich meine trafen, verlor ich mich in ihm.
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The Alpha And Me
Werewolf"Es gab Menschen, bei denen es eine zeitlang dauerte, bis sie sich einem öffneten. Es gab Menschen, die von Anfang an über Gott und die Welt redeten und dann gab es noch die Menschen, bei denen es eine Unmöglichkeit darstellte mit ihnen jemals auch...