Chapter 57

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Es war ein schrecklicher Schrei, der über den Strand hallte, als Ethan seine Zähne in dem unschuldigen Rüden versenkte. Erschrocken quietschte ich auf und als sich das fremde Rudel in Bewegung setzte eilten Logan und Cody ebenfalls zur Hilfe. Jayden biss ebenfalls zu und schleifte den Rüden einige Meter von unserem Rudel weg. Versteinert stand ich da und war mit der Situation so überfordert, dass ich es nicht schaffte, mich zu bewegen. Joshua stupste mich prüfend an und musterte mich neugierig, bis er sich sicher sein konnte, dass ich unverletzt war. "Er hat nichts getan!" Brachte ich hysterisch heraus und versuchte mit aller Kraft, meine Beine zum gehen zu überreden, doch mein Körper war erstarrt. Ich konnte nicht, wusste nicht wie. "Ich weiß, solange du hier bleibst, wird nichts geschehen." Skeptisch sah ich Joshua an. Diese Worte klangen nicht annähernd so, als würden sie Sinn machen. "Vertrau mir, wie damals in der Nacht." Ich wusste nicht wieso, aber etwas in seiner Stimme beruhigte mich und überredete mich gleichzeitig zum ruhig bleiben. Ich hatte keine andere Wahl, als auf seine Worte zu hören. Ansonsten würde ich das Rudel wohl nur in seiner Auseinandersetzung behindern. Schließlich hatte ich bisher noch nie gekämpft. Dad hatte mich noch nie zu solch einem Treffen mitgenommen. Er war zu besorgt um mein Wohl gewesen. Joshua stupste mich noch einmal an und eilte dann zu den anderen. Um genauer zu sein lief er zu Jayden, der sich an dem Rüden zu schaffen machte und seine Beute vor Koda verteidigte, welcher seinen Freund zu beschützen versuchte. Joshua, der von seinem höheren Rang im Rudel Gebrauch machte, schickte Jayden zu den anderen und überließ Koda den verwundeten Jungwolf, welcher regungslos im Sand lag. Ich wich erschrocken zurück, als ich das fremde Rudel sah, welches nicht mehr aus vier, sondern aus acht Wölfen bestand. Die anderen hatten sich wohl bedeckt gehalten. Es war ein beängstigendes Bild, das sich mir dort bot. Zwei Rudel, die einander gegenüber standen und darauf warteten einen blutigen Kampf zu eröffnen. Milan und Milow hatten sich die Welpen gegriffen und trugen die winselnden Tiere in meine Richtung, weit genug von beiden Rudeln entfernt. Zachary tropfte bereits der Sabber aus dem Maul, was nichts Gutes heißen konnte. Er trat einen Schritt vor und zeigte sich äußerst imposant. Sein aufforderndes Knurren ließ die anderen verstummen und jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. Nicht einmal die Welpen wagten es, die Stille zu unterbrechen und ließen sich von Milow und Milan zu mir tragen. Als wäre es selbstverständlich, dass ich aufpassen würde, ließen die beiden die Welpen neben mir fallen und trotteten zum Mittelpunkt des Geschehens. Die Welpen sahen ängstlich zu mir hoch und krabbelten zwischen meine Beine, als ein weiteres Knurren erklang und jeden von uns erschaudern ließ. Ich wollte ihn aufhalten. Davon überzeugen, dass er einen großen Fehler beging und diese Situation auch friedlich beenden könnte. Doch er würde nicht auf mich hören. Dafür war es bereits zu spät. Der wahnsinnige Blick in seinen Augen verriet nur annähernd das, was er tief im inneren verspürte und dennoch reichte es aus, um mir Angst vor dem einzujagen, was nun folgen sollte. Eines der Elterntiere trat hervor, hob die Lefzen und leckte sich genießerisch über die Zähne, ehe er Zachary erneut dazu aufforderte, diesen Ort zu verlassen. Doch dieser Alpha war entschlossener als jeder andere und ließ sich nicht so einfach von einem Kampf abbringen. Die schneeweiße Wölfin trottete auf Darcon zu, der sich langsam aufrichtete und von Koda gestützt wurde. Als dieser die Wölfin sah richtete er sich imposant auf und ließ sich von seiner körperlichen Unterlegenheit nicht davon abbringen, ihr zu drohen. Diese ließ sich nicht auf eine Diskussion ein, drängte sich an Koda vorbei und beschnupperte den jungen Rüden, welcher sich dieses Prozedere angespannt gefallen ließ. Um seinen Freund zu schützen schnappte Koda nach ihr und als das keinen Anklang fand, war nicht Zachary derjenige, der einen Kampf eröffnete, sondern mein kleiner Bruder. Mit funkelnden Augen und aufgestellten Nackenhaaren sprang er der Wölfin an die Kehle und riss sie von dem jungen Rüden weg, welcher hastig versuchte, die Düne zu erklimmen. Wie auf Kommando brach der Kampf aus und der schneeweiße Rüde, der zuvor Zachary zugewandt war, eilte seiner Gefährtin zur Hilfe. Joshua hielt ihn jedoch auf und verbiss sich in seine Flanke. Ich konnte kaum etwas erkennen, so sehr wirbelte der Sand während dem Kampf auf und ließ mich nur erahnen, dass das fremde Rudel entschlossener kämpfte, als jedes andere. Panisch suchte ich nach Koda, der im Sand versunken war und kein Zeichen von sich gab. Ich musste ihn beschützen! Ich verengte meine Augen zu Schlitzen, in der Hoffnung mehr erkennen zu können, doch es half nichts. Aus dieser Entfernung war nichts als der aufwirbelnde Sand zu erkennen. Erschrocken zuckte ich zusammen, als mir ein stechender Geruch in die Nase kam. Ich wendete meinen Blick ab und wich einen Schritt zurück, als ich den schneeweißen Wolf war, dessen rot schimmernde Augen mich interessiert musterten. Er stand keine zwei Meter von mir entfernt und schnappte drohend nach den Welpen, als wären es für ihn völlig Fremde, als diese ihn aufgeregt begrüßten. Verschüchtert suchten sie hinter mir Schutz und wagten es nicht, noch einmal ihr Rudelmitglied zu begrüßen. Ich zog die Lefzen hoch und spannte mich verängstigt an, als der Rüde näher an mich heran trat und neugierig beschnüffelte. Ich hielt den Kopf so hoch ich konnte und legte die Ohren unbehaglich zurück, während ich versuchte, ihn nicht zu verärgern. Ich wollte nicht kämpfen, war darin nicht erprobt und somit mehr als unterlegen. Panisch sah ich mich nach Hilfe um, doch niemand schien uns zu sehen. Steif im ganzen Körper ließ ich es über mich ergehen, dass er mir die Lefzen leckte und damit sein Interesse an mir zum Ausdruck brachte. Lieblich knabberte er mir daraufhin am Ohr und rieb sich an mir, wie eine Katze am Bein. All das hätte mir vermutlich Vertrauen vermittelt, wenn es sich dabei nicht um einen solchen Wolf handeln würde. Ich konnte erahnen wozu er fähig war und fürchtete mich selbst vor seinen Blicken. Er legte eine Pfote über meinen Rücken, leckte mir über das Fell und imponierte mir, da knurrte ich auf und gerade als er mir mit einem tiefen Knurren antwortete, sprang Zachary dazwischen und riss den Rüden mit sich. Eilig machte ich mich aus dem Staub, um nicht im Kampf involviert zu sein und schleppte die Welpen mit, die mir hilflos hinterher getrottet kamen. Das Knurren, das Zachary von sich gab klang so kaltblütig und tobend, wie ich es zuvor noch nie gehört hatte. Blut tropfte aus seinem Maul, während die Rüden umeinander kreisten und sich niederstarrten. Joshua eilte mir zur Hilfe und stellte sich schützend vor mich. "Viel zu selten treffe ich auf Hybriden. Wo treibt ihr euch bloß herum?" Ich legte den Kopf schief, konnte mit dieser Bezeichnung von Scar, wie ich ihn aufgrund seiner Narbe nannte, nichts anfangen. "Euer Blut ist beinahe so wertvoll, wie das was ich verlange." Lüsternd sah er zu mir, woraufhin Zachary die Fassung verlor und ihm an die Kehle sprang. Ich schrie panisch auf und kniff die Augen zusammen. Der aufflammende Schrei seines Opfers jagte mir solch eine Angst in die Knochen, dass ich die Flucht ergriff. Joshua musste mich nicht dazu überreden, er schlug es bloß vor, da griff ich mir bereits die Welpen und rannte davon.

The Alpha And MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt