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Je näher mein Geburtstag rückte, desto unwohler wurde mir. Es war inzwischen nur noch ein Tag hin. Alle Vorbereitungen waren getroffen und meine Freunde hatten größtenteils alle zugesagt, abgesehen von ein paar wenigen die weiter weg wohnten und mir versprachen, stattdessen wann anders etwas mit mir zu unternehmen.

Heute schrieben wir noch eine Klassenarbeit und dann war da auch schon das Wochenende und irgendwas sagte mir, dass sich ab da einiges verändern würde.

Jeon hatte sein Versprechen nicht gebrochen. Es schien, als würde er mich absichtlich provozieren. Als würde er vor meinen Freunden extra so tun als hätten wir etwas, um meine Grenzen auszutesten. Er suchte kontinuierlich meine Nähe und hielt Körperkontakt. Entweder er legte einen Arm um mich,  lehnte sich offensichtlich gegen mich, umarmte mich dauernd oder gab seltsame Kommentare. Ich wusste, dass er es nur tat, um zu provozieren, also ging ich nie drauf ein, aber wahrscheinlich kam meine Gleichgültigkeit nicht sehr glaubwürdig rüber, denn die anderen schenkten uns schon verwirrte bis vielsagende Blicke und Hobi sprach mich noch mal auf das "Jeon bezahlen" an.

Jetzt grade war einer dieser Momente. Wir saßen alle an meinem Tisch versammelt und redeten über dies und das und lasen uns noch mal unsere Spicker für die Klausur durch. Nur Jeon hatte seine Augen bei mir.

"Was lernst du da?", trällerte er in der Stimmlage, in der meine Eltern zueinander redeten, wenn sie gut gelaunt waren. "Die Formen", grummelte ich und erhielt ein einheitliches Brummen von meinen Freunden, die das gleiche Problem hatten. Er lehnte sich über mein Blatt und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Mir wurde warm, aber ich sagte nichts.

"Die da?", sagte er mit gekünstelt unschuldiger Stimme und deutete mit seinem Finger auf einen Block Verben, während er mit großen Augen zu mir aufschaute. Für meinen Geschmack war sein Gesicht meinem in dem Moment viel zu nahe. Ich schaute ungewollt in seine Augen und nickte. Mein Gehirn setzte irgendwie aus und ich war nicht fähig ihn wegzudrücken. Wenn er jetzt etwas unbedachtes tat, wären wir, beziehungsweise ich, geliefert.

Aber anscheinend war das gar nicht nötig, denn es bildete sich ein wissendes bis dreckiges Grinsen auf seinen Lippen und er schaute wieder auf mein Blatt, als wäre nichts. Was war das denn? Ich guckte auf und sah, wie mich alle meine Freunde anstarrten und die Stirn runzelten.

Das Blut schoss mir in die Wangen. "Was ist?", zischte ich und wich ihren Blicken aus. "Ihr saht grad bestimmt 2 Minuten lang so aus, als würdet ihr euch gleich küssen", antwortete Jin wie selbstverständlich. "Sagt der richtige", zischte ich zurück und starrte mit brennenden Wangen wieder auf den Spicker, Jeon immer noch an mich gelehnt. Ich spürte an meiner Schulter, wie er grinste. Der würde mir das büßen...

Nur wie? Ihm schien immer alles so gleichgültig zu sein... außer eben ich...

In dem Augenblick klingelte es und die Schüler liefen aufgeregt auf ihre Plätze. Nur einer rührte sich nicht von Fleck. Ich zuckte mit den Schultern, um dem jenigen zu signalisieren, sich doch bitte auch zu verziehen, aber seine Reaktion war, wie zu erwarten, nicht die gewünschte.

Er hob murrend den Kopf ein wenig an, als hätte ich ihn grade aus seinem Winterschlaf geweckt und sah mir in die Augen. "Viel Glück, Schatz", sagte er lächelnd, laut genug, dass mein Umfeld es mitbekam, und küsste sanft meine Schulter, ehe er zurück auf seinen Platz rutschte.

DIESER...

Nervös lächelte ich meinen Sitznachbarn an und winkte ab. "Er tut das nur um mich zu ärgern", hing ich an, aber Taemin schien nicht überzeugt. "Ich wusste gar nicht, dass du vom anderen Ufer bist", sagte er mit gehobenen Augenbrauen. "Nein, nein, nein, nein!", widersprach ich sofort. "Du hast was falsch verstanden." Aber es bildete sich nur ein Grinsen auf seinem Gesicht. "Schon okay", sagte er und zwinkerte mir zu.

Ich seufzte. Scheiße. Um meinen Ruf kümmern, musste ich mich wohl später, denn die Lehrerin traf nun ein und der Spaß begann.

_____

"Hab ich nicht gesagt du sollst es lassen?", zischte ich Jeongguk an, sobald er den Raum verließ und drückte ihn an die Wand, versteckt hinter der Tür. Hier sah man uns nicht direkt.

Er lächelte lasziv und drehte den Kopf amüsiert zur Seite. "Sind wir wieder hier angelangt?", fragte er mit seltsamen Unterton und schaute mir wieder in die Augen. "Ich hab dich gewarnt", knurrte ich.

"Und was willst du machen?" Seine Stimme klang kein Bisschen verängstigt, im Gegenteil; es schien als freue er sich auf das Kommende. Ich überlegte. Was würde ihn stören, was wäre ihm unangenehm?

"Da siehst du? Du hast nichts gegen mich in der Hand", säuselte er und leckte sich vorfreudig über die Lippen. Dieser Perversling. Ich drückte ihn an seinen Oberarmen stärker gegen die Wand, bewusst, dass sich meine Kraft in letzter Zeit verdoppelt hatte. "Vielleicht beschwer ich mich bei den Lehrern wegen Belästigung? Dann hast du ein Problem."

Er lachte auf und beugte sich etwas vor. Seine Augenlider senkten sich etwas, sein Blick auf meine Lippen gerichtet. Ich war überrascht, tat aber nichts dagegen, wahrscheinlich war ich zu geschockt. "Das würdest du niemals tun, dafür genießt du das hier zu sehr", hauchte er und kniff mir daraufhin grinsend in den Hintern.

Ich quietschte empört auf. Er hatte das wieder nur getan, um... um... um mich bloßzustellen!

"Na warte", knurrte ich und löste mich schlagartig von ihm. Ich wollte grade umkehren, da griff er nach meinem Unterarm und zog mich daran zurück zu sich. "Du wartest jetzt", flüsterte er noch, ehe ich eine Hand an meinem Nacken spürte und unsere Lippen aufeinandertrafen.


𝐖𝐎𝐋𝐅.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt