Mein Magen knurrte und obwohl ich gar nicht runter wollte, kam ich nicht drum herum meine Zimmertür etwas aufzuziehen und nach draußen zu spähen. Ich stand bestimmt 10 Minuten lang so dort und wartete auf eine Regung, während mein eigener Atem das einzig hörbare Signal für Leben in meinen Ohren war.
Mein Magen knurrte erneut.Kurz entschlossen, dass sie grade vielleicht gar nicht im Haus waren, tappste ich den Weg die Treppen runter in die Küche, denn ich hatte seit gestern nichts gegessen und auch wenn ich ihnen wirklich nicht über den Weg laufen wollte, so gewann doch mein Hunger nun die Oberhand.
Gestern war ich keinem mehr begegnet, denn sie schienen den Kontakt zu mir tatsächlich meiden zu wollen und so hatte ich mich ebenfalls an diese unausgesprochene Regel gehalten.
Ich kam im Flur an, als Geräusche aus dem zweiten Badezimmer zu mir drangen und im nächsten Moment etwas mit einem Poltern zu Boden fiel, ehe meine Mutter fluchend rauskam.
"Oh", machte sie fast schon tonlos, als wir die Präsenz des jeweils anderen registrierten. Ich wusste zuerst nicht, was ich tun sollte, aber diese peinliche Stille war mir unangenehm, sodass ich wortlos an ihr vorbeiging und wieder mein ursprüngliches Ziel verfolgte.
Sie schien zunächst unentschlossen zu sein, denn der kontinuierlichen Stille zufolge, war sie im Flur genauso stehen geblieben, wie ich sie zurück gelassen hatte, aber nach einer Weile, während ich mir grade ein Toast machte, schwang die Tür hinter mir auf, und ich ging schwer davon aus, dass meine Mutter sich entschlossen hatte, nun doch zu mir zu kommen.
Ihr daraufhin folgendes Verhalten war verdächtig, denn sie tat so als wäre ich gar nicht im Raum, fing an Geschirr in die Spülmaschine einzuräumen, wo nichts mehr einzuräumen war und wischte über Stellen, die längst sauber waren. Ich beachtete sie genauso wenig, sodass wir in weiterhin peinlicher Stille unsere Arbeiten nebeneinander verrichteten.
Ehe ich irgendwann endlich fertig war, mein mit Käse überbackenes Toast auf einen Teller ablegte und damit bereits wieder auf mein Zimmer verschwinden wollte, als sie mich am Arm zurückhielt. Ich blickte verwirrt auf die Finger die sich zögerlich aber bestimmend um meinen Unterarm schlangen und seufzte innerlich. Wenn sie mir jetzt eine Standpauke halten wollte, könnte ich genauso gut einfach weitergehen. Aber das würde die Sache nur verschlimmern...
"Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist", hauchte sie leise und als ich mit einem vorgegeben ahnungslosen Blick fragend die Augenbrauen hochzog, deutete sie auf meine Knutschflecken. Also war das tatsächlich immer noch ihr größtes Problem. Mir ging der gestrige Tag nochmals durch den Kopf, dass sie mich beide mieden, nicht einmal ansatzweise an meinem psychischen Zustand interessiert waren. Das Verbot, dass sie mir gegeben hatten. Dass ihre Liebe zu mir anscheinend nicht reichte, um über diese Tatsache hinwegzusehen. Mein Bauch fühlte sich an, als würde er brennen.
Verächtlich schnaubte ich, schaute sie an und brachte sie mit meinen folgenden, provokant ausgesprochenen Worten zum Schweigen: "Er hatte Recht, er ist aber auch ein guter Küsser. Oh Gott, und im Bett erst-", weiter kam ich nicht, denn ein Schmerz zog sich durch meine Wange und breitete sich in meinem Gesicht aus.
Mein Kopf verharrte nach der Backpfeife in der gleichen Position und obwohl der Schmerz erträglich war, sah ich, wie meine Mutter plötzlich die Luft einzog und sich ungläubig eine Hand auf ihren Mund legte, während sie mit weit aufgerissenen Augen ihre andere, schuldige Hand anstarrte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und als sie mich anschaute, erkannte ich Bedauern und Reue in ihnen, denn sie wollte mir sichtlich nicht wehtun.
Ich stupste mit meiner Zunge von innen gegen die Stelle, die inzwischen warm und wahrscheinlich auch rot wurde, stellte den Teller wieder zurück und lief zur Tür. "Taehyung...", erklang ihre Stimme erneut. Ich blieb stehen, drehte mich aber nicht zu ihr um. Im Grunde war es meine Schuld. Ich hatte sie provoziert. Aber ich hätte nicht erwartet, dass sie sich so leicht darauf einlassen würde.
"Ich bin auf meinem Zimmer", sagte ich mit rauer Stimme, während ich einen Blick in die Küche warf, sie aber nicht anschaute. Und dann verkroch ich mich wieder oben. Wieder mit leerem Magen. Und ich verließ auch den restlichen Tag nicht mehr das Zimmer, außer für Badezimmerbesuche, aber zum Glück war genau vor meiner Tür eins.
___
Die Schule hatte wieder für mich angefangen, was so viel hieß, wie ich durfte, oder wohl eher musste, jeden Morgen alleine und zu Fuß zur Schule, wurde nach Schulabschluss aber unverzüglich abgeholt und in mein Zimmer verfrachtet.
Für das Problem mit dem Essen hatte ich bereits eine Taktik entwickelt, denn ich wollte ihnen dabei immer noch nicht unter die Augen treten, und zwar stahl ich mich immer nachts in die Küche, wenn alle schliefen und stibizte jedes Mal genau so viel, dass es niemandem auffiel.
Also dauerte es nicht lange, bis meine Eltern sich Sorgen um mich und mein Essverhalten machten, denn natürlich magerte ich mich, durch nur eine kleine Mahlzeit am Tag, etwas ab. Es kam bis an den Punkt, an dem mir täglich um Mittag eine warme Mahlzeit vor die Tür gestellt wurde. Anfangs wartete meine Mutter mit dem Essen so lange, bis ich aufmachen würde, um die Nahrung entgegenzunehmen und gezwungenermaßen mit ihr zu reden. Als sie aber merkte, dass ich nicht nachgeben würde, stellte sie das Essen einfach ab, damit ich wenigstens etwas zu mir nahm.
Aber die Tatsache, dass es sie verletzte und besorgte, wenn ich nichts aß, war für mich ein Ansporn den täglichen Teller kaum anzurühren. Manchmal wurde ich aber schwach und aß ihn komplett weg, denn ich hatte ja dennoch großen Hunger, nur wollte ich ihnen nicht die Genugtuung geben, mit mir alles machen zu können was sie wollten. Und es war der einzige Weg, auf dem ich still streiken konnte, ohne mich direkt in einen Streit verwickeln zu müssen.
So lief eine Woche ab. In der Schule wurde ich gefragt, wo Jeongguk sei und nachdem ich keine Antworten auf die Fragen geben konnte, mich generell ziemlich schlecht gelaunt verhielt und mich zurückzog, beschenkten mich meine Freunde bereits mit skeptischen Blicken. Sie sprachen mich ebenfalls darauf an, aber ich wollte nicht darüber reden. Über gar nichts.
Der einzige mit dem ich über alles reden konnte, ohne irgendwelche Geheimnisse auszuplaudern oder Skandale auszulösen, der einzige der vom Anfang bis zum Ende dieser Geschichte dabei gewesen, darin integriert war, dem ich nichts erklären bräuchte, weil er selber bestens Bescheid wusste, der wusste, wie ich mich fühlte; der einzige mit dem ich darüber reden wollte, war grade Jeongguk.
Und der war nicht da.
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Omg danke für rang 1 bei #Wolf ^^
(ich bin inzwischen ziemlich stolz auf mich, dass der Müll der in meinem Kopf rumschwimmt tatsächlich zu einer Story zusammengekommen ist und nun von euch gelesen und anscheinend gewertschätzt wird. Das macht mich einfach irgendwie glücklich ^^)♡♡Und guckt auch gerne bei meiner "neueren" ff "Fake World" vorbei^^
Oke, Schleichwerbung Ende xDEdit: mit Müll meinte ich nicht die Story an sich, sondern meine noch unumgesetzten Ideen, also beruhigt euch xD aber danke für die lieben worte^-^
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𝐖𝐎𝐋𝐅.
FanfictionScheiße, ich saß in der Falle. Für den Wolf war das anscheinend optimal, denn er trat aus seinem Mantel aus tiefschwarzen Schatten und näherte sich mir so sehr, dass mir das Mondlicht erlaubte ihn genauer zu betrachten. Sein Fell schimmerte in einem...