Wir verließen das Schulgebäude und setzten uns mit dem Kleingeld, das wir in unseren Taschen bei uns trugen, in das nächstbeste Café mit der Ausrede, dass wir eine Freistunde hätten. Trotz der Tatsache, dass es im Umfeld unserer Schule etwas bewohnter war, gab es kaum Läden hier und die Kellner kannten uns alle. Sie stellten aber keine Fragen mehr, und so konnten wir uns in eine abgelegene Ecke des Ladens verkrümeln. Ich setzte mich Hoseok gegenüber und wir bestellten beide eine heiße Schokolade.
Ich erzählte ihm alles zwischen mir und Jeongguk. Alles, von meiner Abneigung am Anfang, bis hin zu den Gefühlen jetzt und auch wenn ich einiges weglassen musste, was Jeongguk in Gefahr bringen könnte, wenn es als Information an die falschen Leute geriet, war es unabstreitbar: Es tat gut mit jemandem zu reden.
Anfangs rückte ich nur zögerlich mit meinen Erzählungen raus und es war mir unangenehm, aber irgendwann gestand mir Hobi, dass er an meinem Geburtstag seine Jungfräulichkeit an einen Ravi aus unserer Stufe verloren hatte, und somit lockerte er die angespannte Stimmung meinerseits zwischen uns. Ich fühlte mich natürlich schlecht, in den letzten Wochen so sehr auf mich selber fokussiert gewesen zu sein, dass ich das nicht einmal bemerkt hatte, aber nun fiel mir ein Stein vom Herzen, mit ihm darüber reden zu können. Aber es war irgendwie seltsam, dass anscheinend alle Typen in meinem Umfeld mindestens Bi oder Schwul waren. Vielleicht sollte ich mir mal Gedanken darüber machen...
Ich redete mir die Seele vom Leib und als es nichts mehr zu reden gab, schaute ich ihn einfach an. Fühlte mich leer, denn alles was mich im Inneren belastet hatte, war raus und nun wusste ich nicht weiter. Es war so, als hätte ich alles, was mich bedrückte hatte raus in die Welt gelassen, es abgegeben. Was sollte ich mit dieser Leere?
"Hobi, warum fühlt es sich wie Liebeskummer an, obwohl es doch meine schönste Zeit im Teenageralter sein sollte?", jammerte ich schließlich mit nerviger Stimme. Er lächelte. "Weil du das zu schnell angegangen bist. Du hättest das deinen Eltern nicht von heute auf morgen erzählen sollen. Vor allem nicht alleine, während dein Freund am anderen Arsch der Welt ist. Aber keine Sorge, gib ihnen einfach Zeit, das wird sich schon wieder einpendeln", sprach er mir Mut zu und nun waren wir wieder an dem Punkt angekommen, an dem ich selber nicht weiter wusste.
Aber anscheinend war das meine einzige mögliche Option, also würde ich nun wirklich warten müssen. Was sollte ich auch sonst tun? Nur leider war ich kein sehr geduldiger Mensch...
"Danke Hobi", sagte ich schließlich, und er lächelte mich lieb an. "Nichts zu danken, Tae." Ich wusste, dass das so eine Floskel war, aber ich musste mich einfach richtig bedanken, denn er wusste gar nicht, wie sehr er mir grade geholfen hatte, indem er mir einfach zugehört hatte. "Nein, ich mein's ernst. Ich bin so dankbar, dich zu haben", sagte ich und wir schauten uns kurz an, ehe wir beschlossen zurückzugehen, bevor das hier noch zu cheesy wurde.
Die vierte Stunde sollte sowieso gleich enden, und dann sollten wir wieder im Gebäude sein, damit unser Fehlen möglichst wenig auffiel. Wir bezahlten und verließen das Café.
Auf unserem Rückweg kickten wir jeder vor sich Kieselsteine her, ohne wirklich zu reden. Um ehrlich zu sein, war die Stille grade angenehmer, nachdem ich mich so leer geredet hatte eben. Ich fühlte mich, als hätte ich neue Energie getankt, oder wenigstens die schlechte Energie abgegeben und das blieb auch so bis zum Ende des heutigen Schultags.
Unserem nächsten Lehrer war es überraschenderweise nicht aufgefallen, dass wir eine Doppelstunde gefehlt hatten, oder wenigstens sprach er uns einfach nicht darauf an. Und tatsächlich fiel es mir leichter mich am Unterricht zu beteiligen, in der Mittagspause wieder mit meinen Freunden zu reden, zu lachen und an Jeongguk zu denken.
Jedenfalls so lange, bis ich nach Ende der letzten Schulstunde auf den Pausenhof ging und dort prompt von meinem Vater in Empfang genommen wurde. Seufzend und mit gesenktem Kopf verabschiedete ich mich von meinen Freunden und ging auf sein Auto zu, um mich direkt auf den Beifahrersitz nieder zu lassen.
Er stieg ebenfalls ein, aber machte keine Anstalten sofort loszufahren. Nach einigen Minuten des Wartens schaute ich ihn neugierig an und merkte, dass sein Blick an mir vorbei, aus dem Fenster der Beifahrertür gerichtet war. "Wo ist er? Dieser... dieser Bengel", fragte er mich und ich konnte seine Stimmung nicht zuordnen. Kurz blühte in mir die Hoffnung auf, dass er sich für mich, mein Leben interessieren könnte, aber dann sah ich den kurzen, angewiderten Ausdruck in seinen Augen und senkte wieder enttäuscht meinen Blick.
Nein, er wollte nur wissen, ob ich täglichen Kontakt zu Jeongguk hatte. Ich wollte ihm nicht den Gefallen tun das abzustreiten, denn er wusste ja nicht, dass Jeongguk gar nicht mehr zur Schule kam. Also schwieg ich.
Das schien ihm nicht zu gefallen, denn ein eher abwertendes "Hm?" zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Er suchte immer noch den inzwischen etwas leereren Schulhof mit seinen Augen ab, anscheinend auf der Suche nach etwas, das er hier nicht finden würde, blieb dann aber mit seinem Blick an etwas hängen.
"Fahr doch bitte", murmelte ich schließlich, aber sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich. Halb neugierig, halb genervt folgte ich seinem Blick und suchte das, was er gesehen hatte, als ich etwas mitten auf dem Hof stehen sah, das rat- und planloser nicht hätte aussehen können. Mein Herzklopfen beschleunigte sich sofort etwas und meine Augen weiteten sich ungewollt. Ich konnte nicht verhindern aufgeregt zu werden. Und wahrscheinlich sah man mir das auch an.
Was machte Jeongguk mitten am hellichten Tage in unserer Schule?
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Taron war einfach mal zu, aber es war cool^^ (also Phantasialand)
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𝐖𝐎𝐋𝐅.
FanfictionScheiße, ich saß in der Falle. Für den Wolf war das anscheinend optimal, denn er trat aus seinem Mantel aus tiefschwarzen Schatten und näherte sich mir so sehr, dass mir das Mondlicht erlaubte ihn genauer zu betrachten. Sein Fell schimmerte in einem...