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"Was?", fragte ich perplex und schaute verwirrt zu Jeon. Aber anders, als erwartet, sah er auch erstaunt und verwirrt aus.

"Was willst du damit sagen?", fragte nun auch mein Bruder. Der Heiler schloss die Augen und hob bestimmend die Hände. "Immer mit der Ruhe", sprach er und wenn ich sage, ich hatte das Gefühl ihm nicht widersprechen zu sollen, dann redete ich glaube ich für alle. Nur meinen Bruder traf es anders als erwartet und ihn schien diese ruhige Art etwas aufzuregen, denn ich sah ein unauffälliges Augenrollen.

Was war aus ihm geworden? Er hatte sich irgendwie sehr verändert. Ich konnte mich nicht daran erinnern, ihn je respektlos gesehen zu haben, oder gar selbstsüchtig. Er war immer mein Vorbild, was war passiert?

Ich hasste es zu sehen, wie sich Menschen veränderten. Ich hasste es zu sehen, wie sie älter wurden, sich von einem entfernten, aber das hier hasste ich mehr als alles, was ich je davon erlebt hatte. Als ich daran gedacht hatte, ihn wieder zu sehen, hatte ich gehofft genau die gleiche Person wieder anzutreffen, die ich damals verloren hatte. Ich hatte gehofft, dass wir dort weiter machen konnten, wo wir getrennt wurden. Ich hatte gehofft, dass immer noch alles so war wie früher.

Wie naiv von mir. Natürlich konnte nicht mehr alles sein wie damals. Zeit verändert Menschen und wir müssen lernen damit umzugehen, denn wenn wir dagegen halten, wird uns die Zeit nur noch mehr rauben.

Aber ich hatte nicht vor meinen Baekhyunie aufzugeben, er musste noch irgendwo da drin sein. Er hätte mir niemals die Schuld für so etwas gegeben, eher hätte er mich sogar mit jedem ihm zur Verfügung stehenden Mittel abgehalten meine Freiheit für ihn zu opfern. Aber nun schien er sogar enttäuscht, dass es nicht geklappt hatte.

Nach einer ewigen Pause sprach der Heiler endlich weiter: "Sie gehören zusammen. Daran kann niemand etwas ändern. Nicht du, nicht ich, nicht sie selber, nicht einmal die Geister. Nur der Tod kann sie trennen", sprach er und bei diesen prophezeihungsartigen Worten lief mir ein Schauer über den Rücken. Es klang fast wie die Worte die ein Pfarrer zu einem Brautpaar sagen würde.

"Wie jetzt?", fragte ich dumm nach. Ich hatte das Gesagte, sowie den Zusammenhang dahinter wohl verstanden, aber es klang so absurd, dass ich fast schon reflexartig nachgefragt hatte.

Baekhyun lachte spöttisch auf. "Klar", zischte er und wendete seinen Blick ab. Ich sah verletzt zu ihm. Galt diese Reaktion mir?

"Was ist dein Problem?", fragte Jeongguk ihn gereizt und sprang von dem Bettgestell ab, um auf meinen Bruder zuzugehen. Dieser antwortete aber nicht.

"Jahrelang hast du mich über deinen Bruder zugetextet: Taehyung hier, Taehyung da. Und jetzt wo du ihn wiedersiehst? Ist das der Dank? Was ist dein Problem?", wiederholte er und stand nun genau vor dem Wolf. Ich hörte raus, dass er genervt war, aber trotz der Tatsache, dass Baekhyun mich verletzt hatte, wollte und konnte ich nicht zulassen, dass das ausartete und die beiden sich stritten, also stellte ich mich  kurzehand auch hin und zog ihn an seinem Oberarm sanft aber bestimmend wieder zu mir zurück. Ich sagte nichts, ebenso Baekhyun. Aber bei dieser Geste schien er die Augen zusammen zu kneifen.

"Nein", murrte Jeongguk und versuchte sich aus meinem Griff zu befreien, aber daraufhin schlang ich meine Arme um den seinen und hielt ihn noch besser fest. Ich schaute ihm in die Augen und er erwiderte den Blick verwirrt. Das ist es nicht wert, versuchte ich ihm mit einem weiteren Blick zu überbringen. Zum Glück verstand er es und blieb auch seufzend neben mir stehen.

"Was mein Problem ist?", ertönte plötzlich eine etwas aufgebrachte Stimme. Baek sah nach wie vor nicht begeistert aus. "Du bist mein Problem", sagte er.

Er sagte es zu Jeongguk und warf mir einen kurzen und undefinierbaren Blick zu. "Ich?", wiederholte dieser sarkastisch. "Du weißt genau wovon ich rede", antwortete mein Bruder und für einen Moment klang er verletztlich. Seine Stimme ging höher und sein Blick, seine Augen war ebenso verwundbar.

Das erinnerte mich an meinen wirklichen Bruder und ich war drauf und dran, ihn tröstend zu umarmen, als Jeon warnend eine Hand auf meine legte. Ich sollte mich nicht vom Fleck rühren. Zugegeben wurde ich bei Baekhyun ziemlich schnell wieder ziemlich weich, aber was sollte ich tuen?

"Ich glaube ich bringe für heute Taehyung zurück nach Hause", presste er hervor und griff nach meiner Hand. "Komm", flüsterte er beruhigend an mich gerichtet und zog mich aus dem Raum.

"Tae, pass auf, er will dir nichts Gutes!", rief mein Bruder mir noch hinterher, aber da schloss sich schon die Tür hinter uns.

"Was meinte er damit?", fragte ich vor der Hütte musstrauisch.

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Lol, ich feier irgendwie, wie ihr euch alle gegen Baekhyun stellt, weil das so goldig (sagt man das heutzutage noch?) ist, aber andererseits tut es mir leid, weil er noch seinen Part bekommen wird und... ahhh xD
Struggle of an Autor.
Übrigens danke für die ganzen neuen leser^^♡

𝐖𝐎𝐋𝐅.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt