🐺106

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"Erm", räusperte sich jemand und ich löste mich etwas von Jeongguk, um zu sehen woher oder wohl eher von wem das kam. Und erst da bemerkte ich; ich saß in einem Auto.

"Ich will euch nur ungerne stören", erklang wieder die Stimme, die ich direkt nach meinem Aufwachen gehört hatte, "aber soll ich jetzt den Weg zum Krankenhaus fortführen oder nicht..?", fragte er nervös. Da ich auf der Rückbank gelegen hatte, Jeongguk vor beziehungsweise nun neben mir sitzend, konnte ich sie Person am Steuer immer noch nicht richtig erkennen, aber auf dem Beifahrersitz saß eindeutig dieser Yoongi von Jeongguks Foto.

"Ja zur Hölle, siehst du nicht, wie er aussieht?", schnauzte Jeongguk den Fahrer an und ich zuckte kurz erschrocken zusammen. Das kam zu plötzlich. Der Typ am Steuer schien auch nicht sonderlich begeistert von dieser unnett geäußerten Anweisung und hob abwehrend die Hände.
"Schon gut", sagte er und ich spürte, wie sich der Motor wieder anschaltete und uns ein leises Brummen umgab.

"Woosung!", rief ich, nachdem ich einen Blick in den Rückspiegel erhaschen konnte.
"Hey, Kleiner", antwortete er mir knapp ohne die Augen allzu lange von der Straße zu nehmen, nur um mir über den kleinen Spiegel vor ihm einen besorgten Blick zu schenken.

"Wie.. was...  warum?", stammelte ich verwirrt, denn dass er uns durch Zufall gefunden hatte, wäre schon ziemlich großes Schicksal.
"Lange Geschichte", antwortete er knapp und presste seine Lippen aufeinander. Auch seine sonstige Mimik schien irgendwie angespannt.
Warum so wortkarg?

"Weniger Reden mehr Fahren", kam wohl auch schon die geknurrte Antwort auf meine Frage. Ich schaute zu meinem Freund rüber und runzelte verwirrt die Stirn.

Kennst du ihn?

Es kam zunächst keine Reaktion, aber ich stupste ihn ungeduldig mit dem Knie an, damit er mir doch endlich eine Antwort gab und wiederholte nachdrücklich meine Frage flüsternd.

"Mehr oder weniger, er ist ein Freund Yoongis. Er wollte ihn über ein paar Tage besuchen", antwortete er angespannt und knirschte mit den Zähnen.

Ich schaute verblüfft nach vorne. So klein war die Welt also.

Und warum fahren wir noch ins Krankenhaus? Ich meine, mir geht's doch besser, ich bin wach. Was ist mit eurem Heiler, der müsste mich doch richten können? Ist es nicht zu riskant mit dieser Bissspur ins Krankenhaus zu gehen?, bombadierte ich ihn per Gedanken mit Fragen, aber abermals folgte keine Antwort. Ich atmete genervt aus und wiederholte meine Frage erneut gerade so laut, dass die beiden vorne es hören konnten, sodass Jeongguk quasi gezwungen war mir eine Antwort zu geben.

"Scheiße Taehyung, du wärst fast tot!", rief er plötzlich und seine Augen wurden erneut glasig, aber er versuchte ganz offensichtlich sich mit aller Macht zusammenzureißen. "Der Biss ist an einer sehr unvorteilhaften Stelle, ich will auf Nummer sicher gehen", sagte er nun wieder etwas ruhiger und starrte stur nach vorne, auf die Straße.

Ich zog die Augenbrauen zusammen und folgte seinem Blick.
"Ich will das Profis überlassen", flüsterte er. "auch wenn wir uns dadurch verraten könnten."
Mein Herz setzte aus und ich blieb still.
Okey, anscheinend war ich ihm das wert.

Aber dann fragte ich mich; wie gesund konnte diese Beziehung sein, wenn wir bereit waren für den jeweils anderen unser beider Leben und das unseres Umfeldes zu riskieren. Sollten wir es vielleicht beenden, bevor es zu spät war und wir andere gefährdeten?

Nein, dachte ich mir sofort und schüttelte den Kopf. Dumme Idee, denn sogar wenn wir es wollten, da war doch diese Bindung, die uns dieses Vorhaben zur lebenden Hölle machen würde. Wahrscheinlich würden wir psychisch daran kaputt gehen...

_____

Im Krankenhaus wurde die Wunde als entzündet identifiziert und ich musste operiert werden, damit es genäht werden konnte. Die Ärzte verlangten natürlich nach der Zustimmung meiner Erziehungsberechtigten und dabei setzte sich Woosung für mich ein. Wir erfanden eine eigentlich total unglaubwürdige Lüge für den Grund meiner Verletzungen, die jeder normale Mensch sofort hinterfragt hätte, aber aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht und der Tatsache, dass der Laden überfüllt war, wurden wir nicht mehr damit konfrontiert.

Alles in einem zog dieser Tag wie ein Wirbelwind an mir vorbei und nun wachte ich am nächsten Morgen in meinem Krankenbett, mit furchtbar grellem Licht auf und fand einen schlafenden Jeongguk auf einem Stuhl an meinem Bett vor. An gestern nach der Op konnte ich mich nur waage erinnern, was wahrscheinlich an der Narkose lag.

Aber was davor geschehen war, war in meinem Gedächtnis noch brandaktuell.
"Baekhyun!", rief ich also plötzlich und weckte damit aus Versehen meinen Freund.
"Du bist wach", begrüßte er mich mit einem Lächeln, nachdem er einige Male geblinzelt hatte. Unter seinen Augen zeichneten sich starke Augenringe ab und es schien nicht so, als hätte er tief und fest geschlafen.

"Was ist mit Baekhyun?", wiederholte ich besorgt, denn immerhin hatte er einen schmerzvoll aussehenden Hieb von Chanyeol für mich eingesteckt.
"Keine Sorge, unser Heiler kümmert sich um ihn und dann ist er in Null Komma Nichts wieder auf den Beinen", beruhigte mich Ggukie und ich atmete erleichtert aus.

Wir schauten uns kurz in tiefer Stille in die Augen und ich konnte nicht anders als glücklich über die momentanige Lage zu sein. Nicht dass ich Krankenhäuser mochte, oder meinen Bruder verletzt sehen wollte, aber ich wusste dass es nun vorbei war, denn das versprachen mir die sterilen Wände dieses Gebäudes.
Und damit meinte ich jetzt nicht die Ereignisse der letzten beiden Tage, sondern allgemein dieses unerträgliche Hin und Her mit Jeongguk.

Ich liebe dich, dachte ich, obwohl wir eigentlich grade alleine in meinem Zimmer waren, aber ich fand, dass es auf diese Weise ausdrucksstarker und authentischer war, und schenkte ihm all meine Zuneigung mit einem sehnsüchtigen Blick. Er erwiderte meinen Blick und beugte sich für einen Kuss vor, aber auf meinen Gedanken folgte nichts. Irgendetwas stimmte nicht.

Ich schob ihn mit einer Hand an seiner Brust von mir weg bevor sich unsere Lippen berühren konnten und schaute ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
"Was ist? Willst du keinen Kuss?", fragte er verwirrt.

"D-do-.. hörst du mich nicht mehr?", fragte ich stammelnd nach, denn es war mir suspekt, dass er meine Worte nicht erwidert hatte. Immerhin konnte es nicht an fehlender Zuneigung liegen, das hatte er mir alleine gestern oft genug bewiesen.

"Was hören?", fragte er, nach wie vor verwirrt nach, und da setzte mein Herz zum gefühlt hundertsten Mal aus.

Also wirklich... er hörte meine Gedanken nicht...

~~
Hier übrigens das richtige Kapitel 106.
Uff i love u leudis, wir steuern auf die 100k zu...

Ps: Woosung war der, der Tae mit dem Auto mitgenommen hatte AND HE'S UFF

𝐖𝐎𝐋𝐅.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt