Und tatsächlich kam mir niemand hinterher, auch wenn ich mich auf halber Strecke immer wieder mal umdrehte und fast schon enttäuscht war, dass Jeongguk mir nicht nachgelaufen war. Aber das zeigte mir doch, dass er meine Freiheiten und Wünsche respektierte. Oder?
Egal wie sehr ich versuchte es mir schön zureden, ich fand es irgendwann unverschämt von ihm. Und das war eigentlich unfair von mir, denn ich hätte ihn auch angeschnauzt, wenn er mir nachgekommen wäre. Aber ich konnte mich nicht davon abhalten auf dem kompletten, restlichen Rückweg still vor mich her zu schimpfen und ihm in Gedanken vorzuwerfen, dass ich ihm nicht wichtig genug sei. Ich wusste auch nicht, wie genau ich zu diesem Entschluss gekommen war, aber ich ging in meiner Rolle, als der beleidigte Freund vollkommen auf.
Als ich fertig damit war, Jeongguk zu beschimpfen, wechselte ich zu meinem Vater und machte die Vorstellung von ihm in meinen Gedanken zur Schnecke. Dass er mehr Respekt zeigen sollte, sich benahm wie ein Kindergartenkind. Nicht mal, wie ein zurückgebliebener Neandertaler.
Damit war die Sache aber auch nicht erledigt. Ich fing an, mich über alles und jeden aufzuregen und irgendwann stiegen mir Tränen der Wut in die Augen. Warum wollte das Leben nie einfach und nach Plan verlaufen? Warum waren alle Menschen so unfassbar egoistisch? Warum dachte jeder nur an sich? Und dennoch gehörte ich auch dazu. Und so fing ich an, mich auch über mich selbst zu beschweren.
Ich würde im Nachhinein wirklich gerne wissen woher diese Stimmungsschwankungen kamen...
Aber in diesem Moment war ich so vertieft darin alles zu beleidigen, dass ich kaum etwas aus meiner Außenwelt zur Kenntnis nahm.
Somit erschrak ich auch zu Tode, als ich vor meinem Haus ankam, den Weg über die Wand nahm, durch's Fenster sprang und dort auf meinem Bett einen halb schlafenden Jeongguk vorfand.Ich wischte mir schnell über die Augen, hoffte kein rotes, verheultes Gesicht zu haben und schnappte mir das nächstbeste Kissen, um es auf ihn zu werfen. Er keuchte auf, fing es ab und ohne Vorwarnung ließ ich mich neben ihm rücklings auf's Bett fallen.
Ich hatte keine Lust zu reden. Und er merkte das. Also blieb es still. Nach etwa zehn Minuten drehte ich meinen Kopf zu ihm und schaute in seine, auf mich gerichteten, dunkelbraunen Augen. "Wie bist du reingekommen?", fragte ich ihn. Er lächelte mich an. "So wie du eben."
Ich nickte unmerklich und drehte meinen Kopf wieder Richtung Decke.Ein Rascheln neben mir zog meine Aufmerksamkeit auf sich, aber ich beachtete es absichtlich nicht.
"Was ist los, Prinzessin?", fragte Jeongguk und strich mir mit seinen Fingern vorsichtig einige Strähnen aus der Stirn, während er sich auf seinem Ellbogen abstützte. Ich schaute ihn aus funkelnden Augen an und versuchte den bösesten mir möglichen Blick aufzusetzen. "Nenn mich nicht so!", sagte ich, aber es klang mehr nach schmollen. Er lachte. "Wie soll ich dich denn sonst nennen, Prinzessin?"
Ich schaute wieder weg, ignorierte ihn und den amüsierten Blick den er mir zuwarf. Auf einmal spürte ich ein weiches Lippenpaar an meinem Kiefer, das sanfte Schmetterlingsküsse verteilte. "Komm schon. Erzähl mir was los ist", sagte er zwischen zwei Küssen. "Ich sehe, dass es mehr ist, als das eben auf dem Schulhof." Ich zog meinen Kopf von ihm weg, aber er ließ das nicht mit sich machen und zwang mich meinen Kopf zu ihm zu drehen, indem er mich am Kinn packte und sanft aber bestimmend zu sich zog.
Er küsste mich kurz, aber da drückte ich ihn schon wieder etwas weg. Er griff stattdessen nach meiner Hand, verschränkte unsere Finger und sah mich abwartend an. Okey, das war jetzt die Gelegenheit mit ihm zu reden. Ich musste nur meinen Mund aufkriegen.
"Ich hab e-es ihnen erzählt", nuschelte ich und wurde unabsichtlich immer leiser. Er antwortete nichts darauf, konnte sich das wahrscheinlich bereits erschließen. "U-und sie haben nicht so...", ab dem Zeitpunkt ging meine Stimme höher und meine Augen füllten sich mit Tränen. Schniefend schaute ich Ggukie an, aber weil es das nicht besser machte, schaute ich wieder weg, raus aus dem Fenster. "Was denn, Baby?", hakte er liebevoll nach und half mir damit weiterzureden. Die Geduld, die er aufbrachte, war mehr, als ich in der letzten Zeit bekommen hatte.
"Sie haben nicht so gut reagiert. Aber das weißt d-du ja schon", schniefte ich und versuchte dieses verdammte Zittern aus meiner Stimme zu verbannen. Ich hasste es vor anderen zu weinen und vor allem hasste ich es meine Tränen nicht kontrollieren zu können. Aber zum Glück war es Jeongguk, denn er strich mir sanft die Tränen aus dem Gesicht und umschlang meine Hüfte mit dem Arm, der eben noch meine Hand gehalten hatte, um mich näher an sich zu ziehen.
"Aber das schlimmste ist: Sie scheinen dich zu hassen", sagte ich und eine Träne rollte mein Gesicht hinab, kitzelte dabei mein Ohr und tropfte dann auf das Bettlaken unter mir. Er küsste meine Schläfe, auf der sie eben noch runtergekullert war und schmiegte dann sein Gesicht an meines, vergrub es in meinen Haaren. "Sie lieben dich trotzdem", flüsterte er in mein Ohr und ich schluchzte verzweifelt auf. "Ja, das weiß ich doch, aber..." Ich fuchtelte mit meinen Armen in der Luft und versuchte mein Problem klar zu stellen, aber er schien es nicht zu begreifen. Das machte mich wütender.
"Sie werden mich irgendwann auch akzeptieren", sagte er und gab ein Küsschen auf meine Wange. "Irgendwann!", wiederholte ich aufgebracht und wusste selber nicht einmal auf wen ich sauer war. Auf meine Eltern? Auf Ggukie? Auf alle? Oder auf mich selbst?
"Und du warst nicht mal hier", schniefte ich, damit bemüht meine Tränen zu stoppen, aber ich bewirkte eigentlich nur das Gegenteil. Je mehr ich mich damit abmühte mit dem Weinen aufzuhören, desto schlimmer und unkontrollierter wurde es. "Das tut mir leid", sagte er und schaute mich ernst an. "Aber warum hast du denn auch nichts gesagt?" Ich fuchtelte wieder mit meinen Armen, schluchzte noch mal laut auf und verzog mein Gesicht nun spürbar, zum heulen.
Mein Freund lachte.
"Baby, du hast deine Tage", sagte er und ich schaute ihn wieder wütend an. "Hör auf, ich find das nicht lustig", sagte ich. Er nahm meine Gefühle nicht ernst!"Doch, ich meine das vollkommen ernst", sagte er nun, lachte aber immer noch.
"Ich bin ein Junge. Hör auf mit dem Quatsch", schniefte ich und boxte ihm gegen den Oberarm, ehe er mich empört anschaute, aber hinter dem beleidigten Gesichtsausdruck immer noch ein Lachen unterdrückte.
"Das ist kein Quatsch! Erinnerst du dich noch an unser Gespräch über Omegas?", fragte er und da hielt ich kurz unbewusst die Luft an. Ja, das sagte mir was...
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Leute ich hab momentan genauso Stimmungsschwankungen. Original. Aber ich weiß nicht woran's liegt xD
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𝐖𝐎𝐋𝐅.
FanfictionScheiße, ich saß in der Falle. Für den Wolf war das anscheinend optimal, denn er trat aus seinem Mantel aus tiefschwarzen Schatten und näherte sich mir so sehr, dass mir das Mondlicht erlaubte ihn genauer zu betrachten. Sein Fell schimmerte in einem...