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Ich hatte ein Deja-vù und starrte panisch umher. Meine Atmung beschleunigte sich und ich bekam fast keine Luft. Meine Brust fühlte sich beengend an und ich fing unkontrolliert an nach Luft zu schnappen. Ich dachte ich würde hyperventilieren.

"Hey, was ist los?", fragte Taemin und legte eine Hand auf meine Schulter und im nächsten Moment saß Hobi neben mir. Er nahm mich in den Arm und redete auf mich ein, aber es brachte alles nichts.

Plötzlich griff etwas nach meiner Hand und ich wurde aus dem Kreis gezogen. "Ich gehe mit ihm an die frische Luft", presste die Person hervor und schon schaltete sich mein Gehirn aus. Ich bekam nur noch mit, wie wir über diverse Menschen, Flaschen oder Gegenständen die auf dem Boden lagen stolperten und kletterten und, dass ich gelegentlich gegen schwitzende Körper knallte, aber irgendwann war diese Folter vorbei und ich stand vor unserem Haus. Draußen war es dunkel.

Dort erlaubte ich mir, mich selber etwas zu beruhigen und der Person zu folgen. Sie zog mich aber weiter, weiter Richtung Koppeln. Hier an der Luft ging es mir allmählich besser. Hier erschien das Geschehene wieder surreal. Hatte ich mir die Stimme in meinem Kopf eingebildet? Ich wusste sofort, dass es wieder die Stimme gewesen war und das hatte mir einen Flashback gegeben. Einen unangenehmen, denn ich dachte nicht gerne daran zurück. Warum auch immer fühlte ich mich dabei immer unwohl, aber diese Einbildung hatte mich wahrlich überwältigt. Mit mir stimmte definitiv etwas nicht, aber wenigstens beruhigte sich meine Atmung wieder.

"Besser?", fragte mein Begleiter und als ich aufschaute, sah ich die pechschwarzen Haarsträhnen,  die ihm dank mir wieder ins Gesicht fielen. Ich lächelte etwas und nickte, um ihn zu beruhigen.

Ich schaute mich um und erkannte einige Jugendliche rauchend weiter weg, nahe am Hauseingang. Wissend, was sie da in den Händen hielten.

"Vielleicht sollte ich auch mal mit Kiffen anfangen", grummelte ich gereizt mir selber zu und ließ mich erschöpft ins Gras fallen. "Was meinst du damit?" Ich schaute erschrocken auf, hatte schon fast vergessen, dass er ja noch bei mir war. Es klang weniger wie eine Frage, eher wie eine Drohung an mich, die Finger von Drogen zu lassen. Trotzdem antwortete ich ihm. "Damit ich entspannter bin", sagte ich und schaute auf in den Sternenhimmel.

Er seufzte und ließ sich neben mich ins Gras fallen. Anscheinend konnte er mir nicht widersprechen.

Ich suchte den Himmel nach dem Mond ab und fand ihn schließlich intensiv leuchtend, fast hinter dem Wald versteckt. Er war nur halb gefüllt, aber trotzdem hatte er eine sehr seltsame Anziehungskraft. Wie wenn man abends alleine an einem ruhigen idyllischen Ort spaziert und völlige Freiheit verspürt und für immer an diesem Ort bleiben will. So fühlte ich mich in diesem Augenblick, wenn ich den Halbmond anschaute.

Dann suchte ich weiter. "Guck mal da", flüsterte ich und zeigte auf ein Sternenbild. "Siehst du die zwei Sterne da? Ich und mein Bruder haben sie nach uns getauft." Ich war mir nicht sicher, ob Jeon mir zuhörte oder ob das für ihn im geringsten interessant war, aber ich musste mich irgendwie beruhigen. "Einmal haben wir uns nämlich verlaufen. In der Stadt, bevor wir hier hergezogen sind, als wir abends aus dem Fenster geklettert und zu einem Bahnhof geschlichen sind. Wir hatten große Panik, er hatte natürlich für mich versucht die Ruhe zu bewahren, aber wir wussten beide nicht weiter. Und da waren wie auf wundersame Weise diese beiden Sterne die hellsten am Himmel. Sie haben uns irgendwie geholfen", ich redete in ruhiger Stimme weiter und merkte, dass sich mein Puls wieder fast vollständig beruhigt hatte. "Das klingt für dich jetzt vielleicht albern,", setzte ich dran und schaute bedrückt runter ins Gras. "aber für mich war es, wie ein Schutzengel im Himmel."

Ich schaute vorsichtig zur Seite, hatte Angst er würde mich schräg angucken, als hätte ich sie nicht mehr alle, nachdem ich eine der wichtigsten Erinnerungen in meinem Leben mit ihm geteilt hatte. Ich hatte Angst, dass er es nicht so sehen würde, dass er darüber lachen, es nicht verstehen würde. Mir den Moment zerstören mit seiner kalten Art. Und ich bereute es ihm davon erzählt zu haben.

Aber als ich in sein gutmütig schauendes Gesicht blickte und die Wärme sah, die sich in seinen Augen spiegelte, war ich froh es getan zu haben. Sie spiegelten bedingungsloses Verständnis wieder. Er hatte anscheinend die ganze Zeit mich angeschaut. Mich, nicht den Himmel. Mich, nicht die Wälder. Mich, nicht die Sterne. Warum?

"I-ich...", meine Stimme brach und meine Augen brannten. Brannten von den Tränen die sich ihren Weg suchten. "Ich weiß", nuschelte Gguk und zog mich in seine Arme. Er legte einen Arm um meine Schulter und ich vergrub mein Gesicht in seiner Brust. 'Shhh', machte er, als das erste Schluchzen ertönte. "Ich bin hier."

Ich kam mir albern vor, nach so vielen Jahren dort zu sitzen und in den Armen eines eigentlich Fremden zu weinen, aber irgendwie hatte ich es nie richtig verarbeitet. Trotz der ganzen Briefe. Trotz der Bemühungen ihn im Himmel stolz zu machen. Trotz allem.

"Er ist stolz auf dich und er liebt dich." Nach diesen Worten war es um mich Geschehen und ich gab meinen Tränen freien Lauf.

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𝐖𝐎𝐋𝐅.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt