"Okay, also... wo fange ich an." "Am besten am Anfang", sagte ich. Ich klang bestimmt immer noch eingeschnappt. Er sah mir in die Augen und atmete tief durch. "Der liegt weiter zurück, als du denkst", seufzte er.
"Also vor vier Jahren gab es ein bestimmtes Ereignis, in der einer aus meinem Rudel nachts einen Jungen gebissen hatte, der dann weggelaufen ist. Ich denke du weißt inzwischen von der Wolfssache Bescheid..?" Er wartete ein Zeichen ab. Ich nickte."Jedenfalls wurde dieser Junge förmlich verrückt, weil ihm keiner durch diese Zeit helfen konnte. Du kennst das Gefühl von Enge inzwischen wahrscheinlich auch." Er machte eine Pause und ich nickte. Das hatte ich in letzter Zeit immer häufiger. "Die Sache ist... Ich war der, der ihn gebissen hat." Er sah mich abwartend an, aber ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, was er jetzt von mir erwartete.
"Und? Was hat das mit mir zu tun?" Er lachte nervös. "Sei nicht so ungeduldig. Er kam größtenteils alleine klar, weil er ein Omega war. Die sind selten und ruhig, aber er war nicht einer der typischen Omegas, deswegen war es für ihn schwerer als für dich."
Da stutzte ich. "Für mich?"Er lachte wieder auf. "Ja du bist die Vorzeigeversion eines Omegas. Jedenfalls meistens. Du bist ruhig und lässt alles zu und.. naja, er war nicht so. Er war etwas lebendiger, temperamentvoller, deswegen hatte keiner damit gerechnet. Aber wie man so schön sagt, don't jugde a book by its cover." Sein Englisch klang lustig, deswegen musste ich mir ein Grinsen verkneifen. Ich wollte noch nicht wieder mit ihm lachen, ich war noch sauer. Das wollte ich jedenfalls.
Lach mich nicht aus.
Ich erschrak, als ich die Stimme hörte. Das hatte ich vollkommen vergessen. "Sorry", nuschelte ich, nicht ganz ehrlich gemeint, was er bestimmt auch mitbekam. Mein Verstand ging wieder zu dem Punkt, dass er mich einen Omega genannt hatte. "Was meinst du damit?", fragte ich, da ich ja wusste, dass er meine Gedanken gehört hatte.
"A-also darüber reden wir wann anderes.. oder jedenfalls später", er kratzte sich dabei verlegen am Hinterkopf, als wäre das grade das Vater-Sohn Gespräch über Sex. "Okay...? Gut, dann erzähl weiter." Er seufzte erneut.
"Es stellte sich heraus, dass er von uns wusste, weil er ein Rudelmitglied von uns kannte" "-nicht dich oder?", unterbrach ich. Er schüttelte leicht den Kopf. "Nein, nicht mich, das ist aber auch unbedeutend, denn er fand mich. Er fand mich und bat mich ihn aufzunehmen. An dem Tag an dem ich ihn gebissen hatte, hatte er ein Mitglied bedroht. Mehr oder weniger und für mich ist die wichtigste Regel, das Rudel zu schützen. So kam eines zum anderen, bis er mich täglich im damaligen Stadtpark, der an einem Wald grenzte, aufsuchte und aufforderte ihn aufzunehmen. Ich weiß nicht, warum er das wollte. Vielleicht weil ihn das Halbwolfsein überanstrengte, oder weil er mit seinem Leben unzufrieden war... Er hat es mir bis heute nicht erzählt. Ich konnte ihn jedenfalls noch nicht aufnehmen-" "Warum nicht?" Ich weiß, dass das unhöflich war, aber mir war seine Ruhe und Geduld grade relativ egal. Er atmete genervt aus. "Weil", da stockte er. "Weil er noch nicht 16 war." Dabei schaute er mir in die Augen und irgendwas machte Klick. "Sprich weiter...", sagte ich argwöhnisch.
"Ein gebissener Wolf kann sich erst ab dem 16. Lebensjahr verwandeln. Sonst würde sein Körper der Verwandlung nicht Stand halten. Du kennst ja die Schmerzen." Mich überlief eine unangenehme Gänsehaut, wenn ich daran dachte und ich nickte fast geistesabwesend. "Dieser Schmerz ist nur bei der ersten Verwandlung. Danach lässt es von Mal zu Mal nach", sagte er lächelnd, als wollte er mich aufmuntern. Ich tat als würde es mir nichts aus machen. "Und wenn schon, weiter", sagte ich gleichgültig, aber ich denke er hatte gesehen, welche Angst ich vor diesen Schmerzen hatte.
"Das erste Mal ist immer am unangenehmsten. Was alles angeht. Danach wird's besser", lächelte er. Ich wurde rot und fuchtelte beschämt mit den Armen: "Jetzt weich nicht ab."
"Okay, okay, ist ja gut", das Lächeln ließ nach. "Sobald er 16 war, kam er eine Nacht später zu uns. Ich half ihm mehr oder weniger bei der Verwandlung und ab da waren wir Partner. Bei uns ist das eine tiefgehende Bindung", erklärte er mir vorsichtig. "Aha", machte ich interessiert. Aber irgendwo in meiner Magendgegend piekste es. Unangenehm. Und ich verfluchte mich, dass ich ein offenes Buch für ihn war.
"Bevor du eifersüchtig wirst, lass mich zuende erzählen", grinste er traurig. "Er blieb von dem Tag an bei uns. Für immer. Bis heute." Ich verstand immer noch nicht genau was es mit mir zu tun hatte, aber ich hatte da eine Vermutung. In Verbindung mit dem, was er gestern gesagt hatte.
"Ich war damals über 20 Jahre alt, aber wir Wölfe nehmen immer das Alter der Person an, die wir beißen. Unseres Partners, damit er die Zeit nicht alleine überstehen muss. Solche Bindungen kann man auch unter Wölfen schließen, aber dafür gehört etwas mehr als beißen und bei der Verwandlung dabei sein. Bei denen muss man eine Zeremonie bei unserem Heiler abhalten, sowas wie für euch Hochzeiten." Er machte wieder eine Pause und auf Dauer nervte es mich, dass er Sachen erzählte mit denen ich nichts anfangen konnte. Es war als würde das entscheidende Puzzlestück fehlen.
"Um so eine Bindung zu brechen gibt es nur eine Möglichkeit." Er schaute mich an und ich wusste intuitiv was es war. "Eine neue Bindung eingehen", sagten wir gleichzeitig. Solangsam machte es Sinn...
"Als ich dich gebissen habe, hat direkt eine neue Bindung angefangen, ich kann dir auch nicht sagen warum. Deswegen sehe ich auch wieder aus, wie 16." Da stellte sich mir eine Frage: "Wie alt bist du wirklich?" Er lachte müde auf und für einen Moment sah ich die Weisheit mehrerer Leben in seinen Augen. "Alt. Ich hab aufgehört zu zählen." Das machte mich sprachlos. Also ein Pädophiler. Für diesen Gedanken kassierte ich einen Klaps auf den Hinterkopf und einen warnenden Blick. "Ist ja gut, worauf wolltest du hinaus?", lenkte ich ab, sein Alter im Hinterkopf behaltend.
"Die alte Bindung ist, wie du dir denken kannst kaputt gegangen und bei uns ist es so, wenn du keinen Partner hast, bleibst du in der Gestalt eines Wolfes gefangen, bis du wieder einen hast."
"Uuund?", fragte ich ungeduldig.
"Es war Baekhyun."
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Jo Leute, ich hab grad 'ne Sprachprüfung und während ich warte, dass ich dran komme, hab ich mal hier weiter geschrieben.
Edit: ist zuende, war kagge
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𝐖𝐎𝐋𝐅.
FanfictionScheiße, ich saß in der Falle. Für den Wolf war das anscheinend optimal, denn er trat aus seinem Mantel aus tiefschwarzen Schatten und näherte sich mir so sehr, dass mir das Mondlicht erlaubte ihn genauer zu betrachten. Sein Fell schimmerte in einem...