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Es herrschte Stille. Ich hörte nur das Ticken der Uhr im Hintergrund, das stetig weitermachte. Trotz Jeongguks Worte. In dem Moment war die Zeit stehen geblieben, denn ich fühlte mich wie gefangen in einer Seifenblase. Aber so wie jede Seifenblase, platzte auch meine.

"Baekhyun?", brachte ich flüsternd über meine Lippen.

"Ja, er hat dich all die Jahre vermisst. Deswegen sind wir zurück gekommen und haben dich gesucht. Er wollte dich wieder finden. Wir sind für dich hier hergekommen, in dieses Dorf...", er redete weiter und versuchte um jeden Preis klar zu stellen, dass mein Bruder mich nicht vergessen hatte, aber alles was er sagte klang für mich wie ein gleichmäßiger Wasserfall. Ich hörte nicht wirklich zu und das Rauschen in meinen Ohren, das mich von meiner Umgebung abschottete wurde lauter.

"Baekhyun", wiederholte ich leise. "Tae, bitte sei ihm nicht böse, er wollte dich nicht zurück lassen, er musste gehe-" "Ich will ihn sehen", unterbrach ich ihn. Er schaute mich entschuldigend an. "D-das ist nicht so einfach." Er war sichtlich verunsichert, aber das interessierte mich grade nicht.

"Ich will ihn sehen", beharrte ich monoton. Etwas in meiner Tonlage schien ihn überzeugt zu haben, denn er nickte nach einem Seufzen. Er bereute es bestimmt jetzt schon. "Du hast wohl ein Recht darauf. A-aber sei vorgewarnt", murmelte er. Ich hatte die Worte aber, so wie eben schon, kaum wahrgenommen.

Ich war total darauf fixiert meinen Bruder wiederzu sehen. Ich zerbrach mir den Kopf, wie er wohl inzwischen aussah. Jeongguk stand auf und sah mich abwartend an. "Jetzt?", fragte ich mit großen Augen. Er kicherte. "Wann sonst? Er freut sich bestimmt dich gleich wieder zu sehen", sagte er und lächelte mich lieb an. Stirnrunzelnd schwang ich meine Beine von der Matratze und stand ebenfalls auf. Dabei knarzte der Boden unter mir auf eine vertraute Art und Weise.

Ich schaute zurück und sah, dass dort wo ich gelegen hatte, 2 Schlafplätze waren. War es etwa möglich, dass...

"Bitte krieg keine Panikattacke", nuschelte Jeon vor sich hin. Das bestätigte meine Vermutung. Ein Schauer überkam mich, aber ich blieb ruhig. "Du hast mich wieder hier hergebracht?", fragte ich gereizt. "Es war nie meine Absicht-" "Gehen wir", schnaubte ich und steuerte wortlos die hölzerne Tür der Hütte an. Vielleicht hatte ich meine Tage, vielleicht war ich auch einfach nicht gut auf Jeon zu sprechen, aber ich behandelte ihn wohl sehr unfreundlich. Aber zu dem Zeitpunkt fand ich, dass er es verdient hatte.

Er drückte den Eingang auf und gewährte mir den Vortritt und dann ging er vor. Ich bemerkte, dass die Hütte mitten im Wald lag. Ich war schon lange nicht mehr tagsüber im Wald gewesen, aber da merkte ich erst wieder was für einen Charme ein warmer Herbsttag bei Licht haben konnte. Die Blätter waren alle orange und der Boden bedeckt vom Laub. Bei jedem unserer Schritte raschelte es und für kurze Zeit fühlte ich mich wohl. Als wäre ich endlich zu Hause angekommen. In meinem richtigen zu Hause. Als wäre mein Leben bis jetzt nur eine Tarnung, eine Lüge in einer fremden Umgebung gewesen. Dieses Gefühl war wie ein Rausch, der mich aus der Realität zog. Jedes Geräusch, jeder Mitbewohner des Waldes, jeder Duft schien mir Heimat zu symbolisieren und mich wohl fühlen, obwohl ich nichts davon je so intensiv wahrgenommen hatte.

Jeongguk verlangsamte seine Schritte und legte seinen Arm um meine Schulter, um mich schneller vorantreiben zu können. "Ich weiß, wie berauschend sich grad alles anfühlt, aber wir haben nicht sehr viel Zeit, wenn du deinen Bruder sehen willst, bevor deine Eltern zurück kommen." Erst bei diesen Worten fielen mir die beiden wieder ein. Ich blieb stehen.  "Shit, Jeongguk, meine Eltern! Das Haus!" Panik stieg in mir auf "Wir beeilen uns", versprach er mir und zog mich weiter.

Meine Hände waren nervös zu Fäusten geballt, meine Fingernägel stachen unangenehm ins Fleisch und meine Handflächen wurden schwitzig. Ich würde gleich meinen Bruder wiedersehen. Mit jedem Schritt wurde mir wärmer und ein Schweißfilm bildete sich auf meiner Stirn. Nach so vielen Jahren. Anscheinend war ich verunsichert, denn meine Schrittgeschwindigkeit verlangsamte sich zögerlich. Das merkte ich daran, wie der Druck an meinem Rücken, von Jeons Arm immer stärker wurde.

"Willst du nicht?", fragte er und wurde ebenfalls langsamer. "D-doch, klar!", rief ich gespielt selbstbewusst und entfernte seine Hand von meiner Schulter, nur um dann selber einen Zahn zuzulegen.

Ich ging nun einige Schritte vor Jeongguk und wusste dementsprechend nicht genau, wo ich hin sollte. "Einfach weiter gradeaus", rief er mir von hinten zu. Einfach weiter gradeaus...

Was würde ich gleich sagen? Was würde er sagen? Ob er immer noch so aussah, wie früher? Ich hatte einige Fotos von ihm in meinem Zimmer stehen und hatte sie mir so gut eingeprägt, dass ich sie blind aufmalen könnte. Ich kannte jeden seiner Gesichtszüge. Ich wusste noch alles. War er immer noch so, wie früher? Sein Charakter, sein Lächeln, seine extrovertierte Art? Mein Herz schlug immer schneller. Wie würde ich ih-

"Hey, Kleiner", hörte ich hinter mir und es ertönte ein beklagendes Jaulen. Jeongguk lachte. "Schon gut, kleiner. Wir sind da", sagte Jeon. Ich war während dem Gehen so in meinen Gedanken vertieft gewesen, dass ich wohl nichts mehr mitbekommen hatte. Mein Herz raste inzwischen, wie nach einem Sprint.

Ich drehte mich um und was ich sah, ließ mich entsetzt zurückstolpern, über eine Baumwurzel straucheln und mit meinem Hintern schmerzhaft auf dem Boden landen.

Mir bot sich ein Anblick, wie Jeongguk in der Hocke sitzend einen Wolf umarmte. Den braunen Wolf.

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Plottwist: in Wahrheit sind alle aliens

𝐖𝐎𝐋𝐅.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt