Ich war unentschlossen, was ich jetzt tun sollte. Einfach sitzen bleiben und losfahren? Aber innerlich wollte ich grade einfach auf ihn zulaufen, ihn umarmen, küssen und nie wieder los lassen. Was sollte ich jetzt also machen?
Jeongguk unterbrach aber plötzlich mein innerliches Dilemma, indem sein Blick in unsere Richtung schweifte und an mir hängen blieb, während seine Augen sich, sogar über diese Distanz, deutlich erhellten und er fündig einige Schritte auf uns zumachte.
Shit, jetzt war ich in einer miesen Situation und obwohl ich grade wirklich zu ihm wollte, zog ein warnendes Grummeln neben mir meine Aufmerksamkeit auf sich. Mein Freund blieb abrupt stehen und zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Ich warf ihm einen entschuldigen Blick zu, und wollte mich grade schon wieder mit einem schlechten Gewissen abwenden, um nicht in Versuchung zu geraten, als mein Vater sich zu Wort meldete.
"Ich verbiete dir jeglichen Kontakt zu dieser Schwuchtel", sagte er und diese Worte trafen mich wie Messerstiche. Er schien sofort einen prüfenden Blick in meine Richtung zu werfen, als hätte er gemerkt, dass er zu weit gegangen war, aber wenn Worte einmal ausgesprochen wurden, konnte man sie, und den Schaden den sie anstellten, nicht einfach wieder ungeschehen machen. Und der Schaden grub sich in mein Herz.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich fasste einen Entschluss. Ich wollte mir nicht die Nähe zu meinem Freund verbieten. Nicht weil ich seine Nähe grade am meisten brauchte, ihn liebte und vermisste, nein, sondern einfach weil es doch mein eigenes Recht war, entscheiden zu dürfen mit wem und wann ich meine Zeit verbrachte, ohne dafür verurteilt zu werden. Wir schrieben das Jahr 2019, es sollte heutzutage doch akzeptiert werden, wenn ich mich als Junge in einen anderen Jungen verliebte. Wo war das Problem?
Ich würde durch meine Nähe zu Jeongguk doch keine Krankheiten auslösen, keinen Krieg oder Hass. Der Hass entstand einzig aus der Kraft anderer Menschen, die es nicht verstanden. Und warum verstanden sie es nicht? Keine Ahnung, ganz ehrlich.
Ich wollte mich nicht kontrollieren, von der Person die ich liebte fernhalten lassen. Ich hatte nichts getan, niemandem geschadet, oder nicht? Ich hatte nur geliebt. Geliebt mit meinem ganzen Herzen, also was daran war so verwerflich? In meiner Klasse gab es auch andere Pärchen, die ihre Liebe teilten, also was war an meiner Liebe zu Jeongguk so anders, so falsch?
Tränen der Wut bildeten sich in meinen Augen und ich griff nach dem Türgriff. Gerade noch rechtzeitig, denn als die Tür aufsprang, war mein Vater soeben dabei, das Auto in Bewegung zu setzen. "Spinnst du?", rief er und blieb sofort wieder stehen, denn sonst wäre es ja zu gefährlich.
Mir passte es nicht, dass er Jeongguk dafür beschimpfte, was wir füreinander fühlten, obwohl es von beiden Seiten ausging. Ich war auch daran beteiligt, aber so wie mein Vater sich benahm, könnte man meinen er gäbe Jeongguk die Schuld. Als sei ich unschuldig gewesen und nur wegen diesem neuen Schüler in Verführung gekommen. Als hätte er mich gegen meinen Willen in diese Beziehung gezogen, denn mein Vater hatte mir bereits gepredigt, dass Ggukie ein schlechter Einfluss gewesen wäre.
Ich wollte ihm endlich beweisen, dass ich nicht der unschuldige kleine Junge war, der unwillig das mitmachte, was der aufregende neue Zuzügler verlangte. Und mit diesem Gedanken setzte ich einen Fuß aus der Tür und ignorierte die aufgebrachten Worte, die mein Erzeuger mir hinterherrief. Schnurstracks und mit großen Schritten ging ich auf Jeongguk, meinen Jeongguk zu, der immer verwirrter aussah. Er öffnete den Mund, schien mich etwas fragen zu wollen, aber ich gab ihm gar nicht die Gelegenheit dazu, denn sobald ich bei ihm ankam, drehte ich ihn samt mir so zur Seite, dass wir beide gut sichtbar für meinen Vater waren und presste daraufhin mit geschlossenen Augen meine Lippen auf seine.
Sobald sie aufeinander trafen und die Blitze sich zwischen uns auslösten, kullerten zwei Tränen über meine Wangen. Aus Erleichterung. Aus Verzweiflung. Aus Sehnsucht. Man, warum war ich nur so eine Heulsuse?
Ich konnte den Kuss aber nicht wirklich genießen, denn es war ein anspannendes Gefühl meine Liebe zu ihm vor der halben Schule, samt meines Elternteils zu demonstrieren. Denn auch wenn viele den Schulhof verlassen hatten, so standen hier immer noch kleinere Grüppchen, die unter sich bleiben wollten, für die wir grade gefundenes Fressen sein könnten. Ich öffnete ein Auge und warf meinem im Auto sitzenden Vater einen kurzen Seitenblick zu und wie erwartet, schien er jeden Moment in die Luft zu gehen. Ich schloss meine Augen wieder und griff in Ggukies Nacken, um seine Lippen mehr an meine zu pressen.
Jeongguk löste sich zuerst von mir, strich mir besorgt die Tränen mit seinen beiden Daumen weg, indem er mein Gesicht in seine Hände nahm und sah mich mit großen Augen an. Ich wusste was er dachte, wollte es ihm erklären, aber dafür hatten wir keine Zeit.
Also tat ich das, was mir am nächsten kam."Ich liebe dich", flüsterte ich unter Tränen und beobachtete, wie er mich mit abermals besorgtem Blick in die Arme zog. Mein Gott, hatte er immer schon so gut gerochen? Nach Wald, nach Zuneigung, nach Liebe. Nach zu Hause. "Was ist passiert?", flüsterte er mir ins Ohr, aber bevor ich ihm antworten konnte, wurde ich aus seinen Armen gezogen, förmlich nach hinten gerissen. Gerissen aus unserer gemeinsamen kleinen Seifenblase und ich sehnte mich sofort wieder nach der Wärme, die mich umschlungen hatte.
"Halt dich von ihm fern", schnauzte mein Vater Jeongguk grob an, schien sich aber sofort wieder entfernen zu wollen, denn eine große Szene zu veranstalten, wäre das schlimmste von allem. Im Wesentlichen war doch das, was andere von ihm denken würden, wenn sein Sohn sich als schwul outen würde, der größte und schwerwiegendste Grund, warum er meine Beziehung zu Jeongguk nicht akzeptieren wollte.
Mein Vater zog mich an meinem Handgelenk zurück, aber Jeongguk ließ sich das nicht so einfach gefallen. Nach dem anfänglichen Schock, zog er mich an meinem anderen Arm wieder zu sich zurück, schlang wieder seine Arme um mich und obwohl ich mich wie ein Spielzeug, dass zwischen zwei Kindern hin- und hergezerrt wurde, fühlte, konnte ich es nicht verhindern, einige Glücksgefühle in mir zu verspüren, als mein Handgelenk aus der unheilvollen Hand meines Vaters glitt, und mein Oberkörper wieder von angenehmer Wärme umgeben war.
Ich ließ mich fallen; fallen wie die goldgelben Blätter im Herbst die langsam und gemächlich zu Boden rieselten ohne Angst vor dem Fall an sich, da sie wussten der Boden würde sie schon auffangen. Ich hatte keine Angst und vertraute meinem Gegenüber, er würde mich schon nicht entgleiten lassen. Ihn und mich selbst verlieren lassen.
"Was ist das Problem?", fragte er in einem ruhigen, aber dennoch bedrohlichen Tonfall.
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𝐖𝐎𝐋𝐅.
FanfictionScheiße, ich saß in der Falle. Für den Wolf war das anscheinend optimal, denn er trat aus seinem Mantel aus tiefschwarzen Schatten und näherte sich mir so sehr, dass mir das Mondlicht erlaubte ihn genauer zu betrachten. Sein Fell schimmerte in einem...