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Ich war etwas überrascht. Seit wann so besorgt? Ihm war doch sonst egal, was ich dachte. Oder?

"Du weißt nichts über mich", sagte er wieder kalt, wie eh und je, als hätte er meine Gedanken gelesen. "Sag mal", fing ich an. "Woher weißt du immer was ich denke?" Er grinste sofort. "Du glaubst mir immer noch nichts", antwortete er und ließ mich verwirrt dort stehen, ehe er den Flur ohne mich runterlief.

Es konnte doch nicht sein, dass...
Nee, das war unmöglich.
Aber es würde Sinn machen und mein Unterbewusstsein nahm es sowieso schon an.
Aber er wür-

"Tae?!", rief Jin. Er hatte Hobi und Namjoon im Schlepptau und sie alle kamen auf mich zu. "Wir haben die eine aus der Parallelklasse heulend auf den Schulhof laufen sehen und deinen und Jeons Namen schluchzen hören. Wir sind dann sofort zurück zum Klassenraum und haben auf dem Weg Jeon gesehen. Was ist passiert?!", fragte er aufgebracht. Ich schüttelte den Kopf. "Nichts."

"Bro hast du Lippenstift drauf?", lachte mein bester Freund und deutete auf seine Lippen. Ich runzelte sofort verwirrt die Stirn. "Was? Nein, wieso?" 
"Deine Lippen sind knallrot", lachte er. "Und geschwollen", fügte Jin hinzu, der näher bei mir stand und einen besseren Blick erhaschen konnte.

"A-achso das... äh.. ich", fing ich an und bedeckte meine Lippen mit meiner Hand. "hab mir wohl zu lange auf die Lippe gebissen", nuschelte ich. Sie gaben sich damit zufrieden und fragten mich auf dem Weg in die Mensa weiter aus. Hoseok lachte immer noch.

_____

Heute war der Tag. Heute war mein Geburtstag. Ich hatte den Tag bis jetzt mit meinen Eltern und Großeltern verbracht und sie hatten mir meine Geschenke überreicht. Darunter 2 Sachen die früher meinem Bruder gehört hatten. Ein Lederarmband mit einer eingraviertem Musiknote. Nichts wertvolles im Allgemeinen, aber für mich war es das schönste und wertvollste Geschenk überhaupt. Er hatte das Armband geliebt, aber irgendwann hatte er es verloren und hatte Tage durchgeheult. Damals hatte ich ihn getröstet und ihm versprochen ihm eins zu basteln. Er hatte sofort gelächelt und mir gedankt. Ich hatte mich direkt besser gefühlt, denn wenn er weinte, war ich auch todunglücklich und zu sehen, dass ich der Grund für sein Lächeln war, ließ mir warm um's Herz werden.

Anscheinend hatten sie es wieder gefunden.

Das zweite Geschenk, das ich von Baekhyun hatte... war sein Tagebuch. Meine Eltern meinten, dass er immer gesagt hätte, dass ich die einzige Person wäre, die es jemals lesen dürfen würde, wenn er gezwungen wäre einem Menschen auf dieser Erde seine Gedanken zu zeigen. Das rührte mich zu Tränen und ich legte es nachher behutsam in die Kiste zu den Briefen an ihn. Ich würde reinlesen. Meine Eltern sagten noch, dass er stolz auf mich wäre und wir hielten alle einen Moment der Stille. Wir hatten noch nie so viel über Baek am Stück geredet.

Dann bekam ich noch die restlichen Geschenke, aber die waren alle nur halb so bedeutend.

Nun war der halbe Tag schon rum und meine Eltern packten grade ihren Kram für die eintägige Übernachtung.

"Ich weiß, wir überlassen dir das Haus, aber du stellst trotzdem keinen Unfug an, haben wir uns verstanden?", sagte mein Vater streng. Mit Unfug meinte er: Alles bleibt heil, vor allem du.

Ich nickte grinsend und bestätigte zum 10. Mal, dass ich verantwortungsbewusst war. "Ja, das wissen wir, und aus genau diesem Grund vertrauen wir dir auch", sagte meine Mutter und küsste ein letztes Mal meinen Haarschopf, ehe sie aus der Tür traten. Ich umarmte sie noch und dann stiegen sie ins Auto.

"Bis übermorgen" riefen sie durchs geöffnete Autofenster. "Bis übermorgen!", rief ich zurück.

Sobald sie aus dem Sichtfeld gerückt waren, rief ich meine Freunde, die mir bei den etwas unerlaubteren Dekorationen helfen wollten, an. Also alle Alkoholspiele.

Ich wusste nicht, ob ich die Idee von einer Party für meinen Geburtstag mochte oder nicht, aber ich hatte seit Jahren nicht mehr gefeiert und war dementsprechend aufgeregt.

Hobi, Jin und Namjoon waren als erste da und halfen mir mit dem Aufstellen der Getränke und Snacks.

Als die Klingel das erste Mal ertönte ging ich aufgeregt zur Tür, obwohl es eigentlich noch zu früh war und öffnete.

Dort stand Jeongguk mit einem kleinen Päckchen in der Hand.
Mir stockte der Atem. Ich hatte ihn eingeladen, aber er sah anders aus als normalerweise. Er hatte sich schick gemacht. Seine Haare waren gestylet, sodass man seine Stirn, die sonst von Strähnen verdeckt war, sehen konnte. Aber vor allem waren sie nicht mehr auffällig rot, sondern pechschwarz. Er trug ein weißes Hemd und eine schwarze Hose mit Gürtel, dass seine Taille zum Vorschein kam. Für einen Jungen war das eine ziemlich schmale.

"Herzlichen Glückwunsch zum 16.", sagte er lächelnd und umarmte mich. Ich hatte Angst, dass er dabei meinen Herzschlag spüren könnte, erwiderte aber aufgeregt. Nachdem ich mich vom Starren erholt hatte, fiel mir auf, dass wir immer noch an der Tür standen und bat ihn rein.

"Ich weiß, ich bin sehr früh", fing er an und beantwortete damit von alleine die Frage, die ich mir in meinem Kopf stellte. "Aber ich musste dir das hier geben, bevor es im Geschenkeberg untergehen konnte", sagte er und überreichte mir das Päckchen.

Ich öffnete es dankend und darin war eine schwarze Schachtel aus Samt. Meine Finger strichen sanft darüber und ich schaute ihn mit großen Augen überrascht an. "Mach es erst auf", flüsterte er.

Ich öffnete die Schachtel und zum Vorschein kam eine etwas längere Kette mit einem wunderschönen Anhänger. Es war der Körper eines Wolfes der den Mond anheulte.

𝐖𝐎𝐋𝐅.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt