Am Morgen wurde ich von dem lauten Geräusch von schnell hochgezogen werdenden Rolladen geweckt und wäre wahrscheinlich aufgeschreckt, aber irgendwie beeindruckte mich das in meinem Tiefschlaf kaum. Auch das daraufhin folgende Aufquitschen einer weiblichen, hohen Stimme brachte mich nicht zu mehr, als einmal grummelnd meinen Kopf anzuheben und wieder in mein Kissen fallen zu lassen.
Mein Kissen stellte sich härter und unbequemer, als erwartet heraus und erst da öffnete ich ein Auge. Ich machte einen Arm unter meinem Kopf aus und wenn ich nach rechts schaute, blickte ich schnurstracks in das mir zugewendete, aber noch schlafende Gesicht Jeongguks.
"Ist das der Junge von letztens? Von dem Papa erzählt hat?", fragte meine Mutter leise, als würde er sie dadurch nicht hören können. Ich wusste natürlich besser Bescheid und nickte knapp mit einem mahnenden Blick.
"Seit wann ist er hier? Hast du uns Bescheid gegeben?!", fragte sie nun misstrauisch. Wir wussten ja beide, dass ich das nicht getan hatte, also war auch klar, dass das nur eine rethorische Frage war. "Er hatte Stress bei sich zu Hause und ist flüchtig am Abend hergekommen, als ihr beide schon geschlafen habt", flüsterte ich und zur Hälfte stimmte mein Märchen ja. Er war am Abend hergekommen, vielleicht nicht als sie schon schliefen oder weil er Stress hatte, aber definitiv am Abend.
Sie schenkte mir einen "Wir-reden-nachher-darüber"-Blick und verließ dann mit den Worten: "Kommt frühstücken, sobald er aufgewacht ist", mein Zimmer.
Sobald sich die Tür hinter ihr schloss, öffneten sich, wie auf ein Stichwort, Jeongguks Augen. Er lächelte mich an. "Ich dachte schon, es gibt jetzt wirklich Stress", sagte er mit seiner rauen Morgenstimme und ich errötete bestimmt, weil er das Gespräch also bei vollstem Bewusstsein mitbekommen hatte. Meine Flunkerei mit eingeschlossen.
"Dich muss noch jemand umerziehen", sagte er gähnend und streckte sich. Dabei spannte sich sein Arm unter meinem Kopf an und ich hebte diesen etwas, damit er ihn hervorziehen konnte. Aber er schien anderes vorzuhaben und nutzte die Gelegenheit, dass ich mich leicht aufgesetzt hatte, um mich zu sich zu ziehen und einen Kuss auf meine Lippen zu drücken. "Mhh!", machte ich und drückte ihn lachend weg, weil wir uns beide nicht die Zähne geputzt hatten.
"Jetzt kann ich weiterschlafen", schmatzte und drehte sich auf den Rücken. Er schloss wieder seine Augen, aber ich wusste, dass er noch wach war.
Ich setzte mich etwas auf, stützte mich auf meinen Ellbogen und strich ihm mit meinen Fingern vorsichtig ein paar Strähnen aus dem Gesicht, die zwar süß aussahen, aber störten. "Schön, dass du dich nicht mehr wehrst", sagte er und bei dieser tiefen Stimme konnte ich nicht anders, als eine Gänsehaut zu bekommen. "Gegen's Küssen, meine ich", fügte er hinzu, aber weil ich sehr wohl verstanden hatte, was er meinte, und ihm das auch bewusst war, war klar, dass er das nur gesagt hatte, um mich zu provozieren. Er wollte mir nur noch mal vor Augen führen, dass ich aufgegeben und meine Prinzipien für ihn über Bord geworfen hatte.
Ich piekste ihm dafür in den Bauch, führte dann aber weiter fort, seine Haare zurecht zu streichen. Mir war selber bewusst, dass ich mich, mir nichts dir nichts von heute auf morgen, von ihm anfassen ließ, aber als er die ganze Woche gefehlt hatte, hatte ich beschlossen wenigstens ein wenig darauf eingehen zu können. Wenn ich merkte, dass ich keine Gefühle hegte, konnte ich beruhigt sein und brauchte mich gar nicht dauernd so aufregen und wenn doch... naja, das würde ich dann schon sehen.
"Sag mal, hast du das auch mit meinem Bruder getan?", fragte ich, zunächst eher im Spaß, aber dann fielen mir die Details, wie das Bild im Feuer ein und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Wollte ich das wirklich wissen? Was wenn er jetzt bejahte und ich mich dann, wie einer von vielen, die auf seine Masche reingefallen waren, fühlte?
Zu meinem Glück antwortete er gar nicht erst, obwohl er mir damit automatisch eine klare Antwort gab. Ja. Ja, hatte er. Aber wenigstens bedeutete ich ihm genug, oder hatte er genügend Empathiegefühl, es mir zu ersparen im Detail zu erfahren.
Ich schluckte den Kloß schmerzhaft runter, aber in meinem Magen blieb ein flaues Gefühl. Wie weit waren sie gegangen? Klar, ich war nicht mit Jeon zusammen und schon gar nicht damals, als er nur Baekhyun kannte, aber dennoch war es ein seltsames Gefühl. Ich zog meine Hand wieder zurück und betrachtete ihn stumm.
Vielleicht hatte er mich nur genommen, weil ich meinem Bruder ähnelte und noch unschuldig und unberührt war? Vielleicht lag ihm gar nichts an mir, an meinem richtigen Ich? Ich wusste, dass er das alles mithören konnte und dafür hasste ich unsere Bindung, aber entgegen meiner Erwartungen sagte er auch dazu nichts. Das enttäuschte mich schon fast, auch wenn ich jetzt nicht erwartete, dass er mir beteuerte ich sei so einzigartig und anders als mein Bruder, aber dass er gar kein Statement abgab, war auch wieder unbefriedigend.
Kurz dachte ich, er wäre vielleicht doch wieder eingeschlafen, aber da meldete sich seine Stimme zu Wort: "Ich hab schon lange nicht mehr so gut geschlafen." Irgendwie kratzte diese Aussage an meinem Selbstwertgefühl. Hatte er nichts gesagt, weil er mir nicht mit der Wahrheit wehtun wollte?
Ich lächelte gequält und ließ mich fernab von ihm wieder ins Laken fallen. Wir starrten nun beide an die Decke, ich planloser als je zuvor. Denn er stellte meine Gefühls- und Gedankenwelt auf den Kopf und das Ernüchterndste war, dass er alles davon live mitbekam.
"Du bist ein Rästel", flüsterte ich in das aufgekommene Schweigen.
Er bewegte sich nicht, zeigte keine Reaktion. Ein Seufzen."Ich weiß."
~~
Well...
Schreiben ist momentan mein einziges Hobby geworden. Ich hab das Gefühl, ich mache sonst nichts mehr und egal wo ich bin, egal was ich tue meine Gedanken schweifen hier her...
Well.
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𝐖𝐎𝐋𝐅.
FanfictionScheiße, ich saß in der Falle. Für den Wolf war das anscheinend optimal, denn er trat aus seinem Mantel aus tiefschwarzen Schatten und näherte sich mir so sehr, dass mir das Mondlicht erlaubte ihn genauer zu betrachten. Sein Fell schimmerte in einem...