Wochenende. Wieder. Jeongguk hatte mir abgesagt, sie waren Chanyeol momentan zu dicht auf den Fersen. Er wollte die Fährte nicht verlieren.
Als er mir, nachdem ich zum ersten Mal in dieser Woche Vorfreude auf etwas hatte, das am Telefon verkündet hatte,
musste ich meine Tränen unterdrücken. Denn wenn ich weinen würde, würde er es auf der anderen Leitung sofort hören. Dachte ich. Aber er schien zu beschäftigt, denn obwohl meine Stimme bestimmt etwas höher ging, verabschiedete er sich mit einem "Ich liebe dich", und legte einfach auf.Sobald er mich nicht mehr hörte, starrte ich einfach mein Handy an. Es war der einzige Kommunikationsweg zu ihm, obwohl ich es verfluchte.
Warum hatte er sich nicht einfach aus meinem Leben enthalten? Wegen ihm musste ich zu Hause nun Eiskälte ertragen und obwohl er im Grunde schuld war, war er nicht einmal hier.
Ich starrte mein Handy so lange an, bis meine Sicht so verschwommen wurde, dass ich nichts mehr erkannte. Die Kratzer auf dem Display wurden zu einem großen Fleck und verzweifelt umschloss ich das kleine Gerät in meiner Hand, so fest ich konnte. Dann holte ich aus und warf es verzweifelt aufschreiend mit aller Wucht auf den Boden.
Es gab ein ungesundes Geräusch von sich, aber ich rutschte einfach an meinem Bett hinunter, vergrub mein Gesicht in meinen Knien und umschlang diese mit meinen Armen.
Übertrieb ich? War es gerechtfertigt so überfordert mit dieser Situation zu sein, wenn es da draußen Kinder gab, die nicht einmal Essen bekamen und sich nicht beschwerten? Waren die Probleme, die ich hatte nicht Luxusprobleme? Stellte ich mich nicht an? War ich undankbar?
Aber es tat mir weh. Es war unerträglich zu sehen, wie deine Position von "beliebtes Familienmitglied mit festem Freund und engem Freundeskreis" von heute auf morgen zu förmlich "alleine" umschaltete.Und so sehr ich wegen meinem übertriebenen Selbstmitleid Schuldgefühle bekam, umso mehr Tränen rollten über meine Wangen, die ich alleine meinetwegen vergoß. Irgendwann klopfte es an meiner Tür und sobald sich die Schritte entfernt hatten, stand ich auf und holte mir den Teller, der dort verwaist auf mich wartete.
Ich fragte mich, ob meine Eltern das nicht aufgeben wollen würden. Immerhin war es doch meine Schuld, sollte ich nicht selber zusehen wie ich an Essen kam? Aber genau dieses Verhalten zeigte mir, dass ich ihnen eben nicht egal war. Dass sie mich liebten, aber eben mit der Situation überfordert waren.
Vielleicht sollte ich ihnen einfach Zeit geben? Vielleicht mussten sie es einfach erst akzeptieren? Vielleicht änderte sich danach etwas?
Und so verstrich eine weitere Woche. Eine Woche, in der ich noch unbrauchbarer als in der davor war. Ich hatte inzwischen bestimmt ein paar Kilos verloren, durch mein unregelmäßiges und mangelndes Essverhalten. In der Schule hatte ich gar keine Lust mich auch nur zu melden. Mich zu beteiligen.
Tatsächlich sprach mich nach einer Deutschstunde sogar meine Lehrerin darauf an, dass ich nicht ganz so gut aussehen würde und ob ich mich abholen lassen wollen würde. Als ich verneinte, fragte sie mich ob bei mir zu Hause alles in Ordnung wäre. Ich bejahte und sie legte mir ans Herz mit jemandem zu reden.
In der Pause darauf beschloss ich, es Hoseok zu beichten. Sie hatte ja Recht und er war nun mal mein bester Freund.
Ich zog ihn also von den anderen weg, welche mich alle mit einem irritierten Blick bedachten, da ich zum ersten Mal seit Ewigkeiten Initiative gezeigt hatte.
Ich zog ihn in die abgelegene Nische, in der ich damals mit Jeongguk verschwunden war. Als ich mich daran erinnerte, überkam mich kurz eine Gänsehaut, aber ich zwang mich, mich auf das Jetzt zu konzentrieren. Ich hatte nur diese Pause, denn nach Schulschluss wurde ich ja direkt abgeholt und am Handy wollte ich ihm das nicht mal eben erzählen.
Er schaute mich nur mit großen Augen an, sagte aber nichts. Untypisch für Hoseok. Das zeigte mir, dass er sich ebenfalls Sorgen machte.
"Ich muss dir was erzählen", flüsterte ich und schaute betreten zu Boden. Plötzlich schwand der ganze Mut wieder. Ich dachte, nachdem er doch mein bester Freund war, meine engste Bezugspersonen, und ich doch eigentlich bereits einmal darüber geredet hatte, würde es mir nun leichter fallen. Aber das tat es nicht. Ich knetete meine Hände und wartete eine Reaktion von ihm ab. Er nickte und schien ganz Ohr.
"Weißt du... also... Jeongguk... ich... es...", stammelte ich zusammenhanglos und wusste nicht, wie ich das anfangen sollte. Vielleicht wäre es am Handy doch besser gewesen. Ich schaute ihn hilfesuchend an, obwohl er mir hierbei ja nicht helfen konnte. Aber sein Blick war gutmütig.
"Du bist in ihn verliebt?", fragte er. Ich weitete leicht meine Augen, senkte den Blick dann aber wieder und nickte fast unmerklich. "Ich weiß, Bro", sagte er und legte eine Hand auf meine Schulter. "Ich hab euch auf deinem Geburtstag gesehen. Du warst eine ungeküsste Jungfrau, und ihr habt euch trotzdem förmlich aufgefressen. Das musste einen Grund haben. Ich wusste es schon", sagte er und zog mich etwas zu sich.
Ich ging erleichtert darauf ein und ließ mich von ihm umarmen. Erleichtert, es nicht noch schwerer machen zu müssen, als ohnehin schon. Irgendwie schienen mir alle mein Outing abnehmen zu wollen. War ich denn so offensichtlich?
"Jetzt erzähl mir aber mal, warum du so niedergeschlagen warst in letzter Zeit", flüsterte mein bester Freund, als er meine glasigen Augen bemerkte und sich etwas löste. "Meine Eltern", antwortete ich nur leise und er warf mir einen mitleidigen Blick zu.
"Wenn sie dich rausschmeißen, kannst du immer zu mir", sagte er und klopfte mir noch einmal auf die Schulter. "Jetzt beruhig dich erst mal, gleich haben wir Geografie", sagte er und kramte in seinen Hosentaschen, nach vermutlich einem Taschentuch für mich. Ich wollte aber nicht zurück in den Unterricht. Jetzt wo ich jemanden gefunden hatte, der mit mir reden konnte, wollte ich ihm alles erzählen. Alles.
Also hielt ich ihn von seinem Tun ab, indem ich nach seinem Arm griff und ihn somit zwang mir in die Augen zu schauen. Er sah verwirrt aus.
"Bitte lass uns schwänzen", hauchte ich und in seinen Augen blitzte Unentschlossenheit auf, aber dann fiel sein Blick auf meine Augenringe, meine verstrubelten Haare und den rötlichen, glasigen Augen.
"Okay", sagte er und so war es beschlossene Sache.
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Ratet mal, wer grad eigentlich im Phantasialand sein sollte, aber zu spät kommen wird? Le me. Uff;-;
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𝐖𝐎𝐋𝐅.
FanfictionScheiße, ich saß in der Falle. Für den Wolf war das anscheinend optimal, denn er trat aus seinem Mantel aus tiefschwarzen Schatten und näherte sich mir so sehr, dass mir das Mondlicht erlaubte ihn genauer zu betrachten. Sein Fell schimmerte in einem...