"Was?!", fragte ich entsetzt und ließ in meinem Kopf die Zahnräder ineinander haken. Ja, klar, es machte Sinn, aber dennoch war es schockierend, es ausgesprochen zu hören.
"Wer... wer war dieser Freund?", fragte ich zögerlich, denn ich hatte eine ganz böse Vermutung. "Du kennst ihn wahrscheinlich, er und Baekhyun waren wirklich enge", sagte Jeongguk und schaute wieder weg, raus aus dem Fenster, als würde er sich an einen anderen Ort teleportieren wollen. An einen alten Ort, an dem er irgendwann Erinnerungen gesammelt hatte.
"Er heißt Jimin", sagte er schließlich und mein Herz setzte für einen Schlag aus. Ich ließ seine Hand los und lehnte mich etwas zurück. Das überforderte mich grade. Der Jimin, der damals jeden Tag mit uns zu Abend gegessen hat? Der Jimin, in den mein Bruder damals heimlich verliebt gewesen war? Der Jimin, der damals verschwunden war? Der Jimin, der ihm das Herz gebrochen hatte? Ich verspürte eine unterschwellige Wut, wusste aber nicht auf wen. Kurz fragte ich mich, ob ich diese ganzen Informationen rückgängig machen könnte, sie zurück in Jeongguks Mund befördern könnte.
Aber was einmal ausgesprochen wurde, konnte nicht zurück genommen werden. Und so standen diese Worte zwischen uns im Raum und ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Eine fast schon peinliche Stille entstand zwischen uns, und auch als ich ihn anschaute und er mich, blieben wir beide stumm. Er wahrscheinlich um mich das verdauen zu lassen und ich, weil ich einfach überfordert von dieser Information war.
Dann war er damals also nicht zufällig verschwunden.. Er hatte mich also wirklich absichtlich zurück gelassen. Vielleicht hatte er noch Gefühle für seinen ehemals besten Freund und in seinem Kopf schwebte die Illusion einer möglichen Liebesbeziehung zwischen den beiden, wenn er sich nur lange genug in Jimins Nähe aufhalten würde. Oder er wollte ihn einfach um sich haben. Er hatte sich für Jimin und gegen mich entschieden. War ich ihm so egal, dass er einen jahrelang verschollenen Freund bevorzugte?
"Es war nicht nur das", flüsterte Jeongguk in die angespannte Stille zwischen uns. Seine Stimme klang brüchig, vorsichtig. Als würde er sich vortasten, ausprobieren ab welchem Punkt es mir zu viel werden würde. "Er hatte relativ viel Unglück hier erfahren. In der Stadt in der ihr gelebt habt. Ich glaube er war zu naiv und gutgläubig für dieses Stadtleben und oft musste er Sachen tun, die er nicht tun wollte, um dazugehören zu können. Darunter auch seine feste Freundin. Die Drogen. Der Alkohol.
Diese ganzen negativen Einflüsse haben seinen eigentlich gutmütigen Charakter geformt, ihn beschädigt. Er hat vor euch weiterhin den starken großen Bruder gespielt, aber innerlich hat ihn dieses Leben bedrückt", erklärte er und mir stiegen Tränen in die Augen. "Nein", flüsterte ich. "Nein, ich will das nicht hören", meine Stimme war ganz zittrig.
"Baekhyun ging es gut!", rief ich. Er antwortete nichts darauf, aber der Ausdruck in seinem Gesicht beneinte meinen sturen Ausruf stumm. Er wollte meine kleine Hoffnung nicht komplett zertrampeln, aber er konnte mir auch nicht die Lüge bestätigen. Mich an sie glauben lassen. Tränen lösten sich bei dieser Erkenntnis aus meinen Augenwinkeln und rollten über meine Wangen.
"Ihm ging es gut", hauchte ich diesmal leiser, erschöpfter. Mir war bewusst, dass dem wohl nicht so war, aber ich wollte es nicht wahr haben, dachte, dass ich mit meinen Worten etwas ändern könnte, wenn ich nur stark genug daran glaubte. Ich konnte meinen Bruder damals nicht beschützen. Ich dachte ich war derjenige, der seine Hilfe, seinen Schutz gebraucht hatte, dabei hatte er mich vielleicht viel dringender nötig. Aber was hätte ich schon machen können? Er hätte mir bestimmt nichts erzählt, er wollte seine vorbildliche Rolle vor mir wahren.
Ich war ihm keine Hilfe, im Gegenteil. Ich bin meinem größten Vorbild, der Person, die mir am meisten bedeutete nur zur Last gefallen. Weitere Tränen fanden ihren Weg über mein Gesicht.
"Das stimmt nicht", flüsterte Ggukie nun und wollte mich an sich ziehen, um mich zu umarmen, aber ich schob ihn leicht, aber bestimmend von mir. Ich wusste grade nicht, ob ich wütend auf ihn war, oder ob ich mich bei ihm ausheulen wollte.
Er war der einzige Mensch, der mich trösten könnte, weil er alles wusste. Wusste was passiert war, wusste wie ich mich fühlte. Aber gleichzeitig trug er auch Schuld an dieser Situation.
Hätte er Baekhyun nicht mitgenommen...
"Hätte ich Baekhyun nicht mitgenommen, dann hätte er nicht seine wahre Liebe finden können", flüsterte er. Ich schaute auf, aber was ich sah überraschte mich. Seine Augen glänzten und ich wusste nicht warum.Ich spüre deinen Schmerz, ertönte seine Stimme in meinem Kopf. Ich fühle ihn. Spüre das gleiche, wie du.
Ich erinnerte mich an damals, als er bei dem Biss, den ich davon getragen hatte, ebenfalls meinen Schmerz spüren konnte und er sich so auf uns beide aufgeteilt hatte. Damals wurde er dadurch vermildert, aber das hier war etwas anderes. Hier ging es um meine Psyche, da konnte er mir nichts abnehmen.
"Was meinst du mit wahrer Liebe?", schniefte ich. "Erinnerst du dich noch an diesen Chanyeol? Der, den dein Bruder gebissen hat?", fragte er. Ich nickte. Klar erinnerte ich mich. "Er war Baekhyuns richtiger Partner. Als Wölfe haben wir nur einen wirklich kompatibelen Seelenpartner und als er mich für diesen Chanyeol aufgeben wollte, sind bei mir Sicherungen durchgebrannt. Ich hätte den beiden damals helfen müssen, aber das Gefühl erneut ersetzt zu werden, nachdem ich endlich jemanden gefunden hatte, in den ich verliebt war, hat mich einfach umgebracht. Ich war schon als Teenager verliebt, aber das Gefühl verlassen zu werden, bessert sich auch nach Jahrhunderten nicht", er schaute betrübt auf den Boden und da ergriff mein Beschützerinstinkt, falls ich überhaupt einen besaß, die Oberhand und ließ mich auf ihn zu krabbeln, und meine Arme um ihn legen.
Er wusste auch wie es war, die Zweitwahl zu sein. Wahrscheinlich wusste er es sogar besser als ich, denn er hatte es ein Leben lang nicht anders erfahren.
"Aber als ich dich dann endlich kennen gelernt habe, hab ich zum ersten Mal verstanden, was alle mit diesen überdramatischen, kitschigen Beschreibungen meinten. Es waren keine Übertreibungen. Als ich dich kennen gelernt habe, schien die ganze "Wartezeit" wie ein Hexensprung. Ein Besuch beim Arzt. Wie ich schon mal gesagt hab, ich wollte nie wirklich meinem Partner finden, um dieses Gefühl kennen lernen zu können. Natürlich wollte ich dieses Gefühl auch verspüren dürfen, aber ich hatte nie bewusst nach meinem Partner Ausschau gehalten, weil ich den Glauben an Liebe aufgegeben hatte. Es ging mir nur noch darum, meine Blutlinie fortzusetzen und in Ruhe sterben zu dürfen.
Aber als ich dich kennen gelernt habe, schien Liebe für mich eine völlig neue Bedeutung erhalten zu haben.
Ich kam für dich extra jede Nacht in den Wald, obwohl es eigentlich Baekhyuns Wunsch war, dich wiederzusehen. Ich erfand Ausreden, um mich an seiner Stelle mit dir treffen zu dürfen, konnte ihm aber nicht beichten, dass ich in dir meinen Partner gefunden hatte. Er hätte mich umgebracht. Jedenfalls nachdem ich ihm damals seine Chance auf seine Liebe genommen hatte.Und deswegen schulde ich es ihm Chanyeol wiederzufinden."
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Ich hab schon keinen Bock mehr meine ganzen verdrehten Gedanken aufschreiben und erklären zu müssen, weil es solangsam ermüdent wird alles abzutippen xD
Was hab ich mir nur dabei gedacht haha
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𝐖𝐎𝐋𝐅.
FanfictionScheiße, ich saß in der Falle. Für den Wolf war das anscheinend optimal, denn er trat aus seinem Mantel aus tiefschwarzen Schatten und näherte sich mir so sehr, dass mir das Mondlicht erlaubte ihn genauer zu betrachten. Sein Fell schimmerte in einem...