Chanyeols Absicht war eigentlich leicht durchschaubar.
Er hatte vorhin beobachtet, wie ich für Jeongguk mein Leben riskiert hatte, brauchte also nur 1 und 1 zusammenzuzählen, um zu dem Schluss zu kommen, dass Jeongguk mir viel bedeuten musste, mehr als mein eigenes Leben. Und um meines für seines zu opfern, müsste das auf Gegenseitigkeit beruhen. Naja, und wenn er es sich nicht daraus erschlossen hatte, dann jedenfalls aus den Blicken Jeongguks und wie besorgt er am Anfang um mich war.So oder so, er musste durchschaut haben, dass ich für Jeongguk eine wichtige Person war und in egal welcher Hinsicht Chanyeol es gedeutet hatte, es reichte ihm wohl die Tatsache, dass ich und Ggukie für diese Beziehung zwischen uns, ob nun freundschaftlich oder romantisch, unser beider Leben für den jeweils anderen auf's Spiel setzen würden.
Und was tut einer Person mehr weh, als der eigene Tod? Richtig, der Verlust eines ihm wichtigen Menschen, wenn nicht sogar dem Wichtigsten überhaupt.
Dementsprechend verstand ich, warum er in seiner Gier nach Rache auf mich zukam, obwohl ich doch so unschuldig war, nichts getan hatte, niemandem geschadet. Ich war doch erst 16, an allem was vorgefallen unbeteiligt, aber ich war leider zur falschen Zeit am falschen Ort und da es bei jedem von uns zu lange gedauert hatte, bis wir realisiert hatten, was Chanyeol vorhatte, konnte keiner von uns etwas dagegen unternehmen.
Denn gerade als sich die letzten Puzzleteile in meinem Kopf zusammensetzten, spürte ich schon, wie sich seine Zähne mit voller Wucht in meine Halsbeuge bohrten und sich ein unmenschlicher Schmerz in mir ausbreitete.
Diesen Schmerz würde ich nie vergessen, denn wie damals als Jeongguk mich mit seinen Zähnen gestreift hatte, tat nicht einmal die Wunde an sich so sehr weh, klar es brannte höllisch, aber das war es nicht, was den Schmerz so unerträglich machte. Der Hauptgrund war das Gift, oder was auch immer diese Wölfe in ihren Zähnen hatten um Bindungen zu schließen, was mir diesen Schmerz bereitete.
Ich sah, wie sich Jeongguk hinter dem großen braunen Wolf vor mir ebenfalls vor Schmerz krümmte, sich aber mit aller Macht versuchte auf mich zuzubewegen. Seine Schnauze öffnete und schloss sich immer wieder, er schien etwas zu sagen, aber ich verspürte einen starken Druck auf meinen Ohren und nahm bis auf ein nervenaufreibendes Fiepsen in meinem Kopf nichts an Geräuschen wahr.
Es tat zu sehr weh. Chanyeol schien vorläufig zufrieden mit seiner Tat, als hätte er Jeongguks Schwachstelle gefunden, ihn Schachmatt gesetzt, aber ich bekam das nur am Rande mit, denn das Schlimmste war nicht der Schmerz der durch den Biss verursacht worden war. Nein, da war etwas anderes. Mein Körper schmerzte im Ganzen, aber ich konnte nicht bestimmen wodurch, jedenfalls nicht während mich dieses furchtbare Gefühl davon abhielt einen kühlen Kopf zu bewahren.
Erst als ich total verzweifelt meine Hand nach Jeongguk, der Person für die ich das auf mich nahm, ausstreckte und mich nach ihm sehnend vorbeugte, danach sehnend von ihm umarmt zu werden, seine Wärme zu spüren und die Geborgenheit die alles Gefährliche aus der Außenwelt abblockte wahrzunehmen, so wie es schon vom ersten Tag an war, sah ich, wie meine Hand sich in meinem Augenwinkel veränderte. Sie wurde zunächst kleiner und haariger, nahm dann eine verbogene Form an und wurde wieder fast normal. Der Vorgang wiederholte sich so schnell, dass ich gar nicht genau erkennen konnte, was da passierte.
Ich schaute runter auf meine andere Hand und merkte, wie mein ganzer Körper diese Tortur durchmachte. Es schien als würde mein Immunsystem gegen etwas ankämpfen. Oder vielleicht war es gar nicht mein Immunsystem? Vielleicht lag es an der bestehenden Bindung, die Chanyeols Gift standhalten musste und um das Territorium, das wohl mein Körper war, kämpfen musste.
Je länger ich darüber nachdachte, umso mehr Sinn machte der Schmerz, das alles. Aber Moment, was wenn mein Körper dem nicht standhalten konnte? Es schien mich von innen zu zerreißen und ich wollte einfach aus dieser Lage entfliehen, aus der Hülle meiner Gestalt springen und mich von der Wärme Jeongguks umarmen lassen. Aber leider ging das nicht, denn ich konnte mich ja schlecht von meinem Körper trennen.
Ich schrie auf, schrie den anderen wahrscheinlich die Ohren zu Matsch, so laut tat ich es. Oder ich hatte schon die ganze Zeit geschrien, es aber wegen der Panik, der Angst, dem Adrenalin nicht wahrgenommen.
Und dann schaute ich noch einmal auf, hoch in Chanyeols Wolfsschnauze und erkannte eine Mischung aus Unsicherheit die mit Angst einherging und ganz deutlich erkennbarer Abneigung.
Er streckte seine gewaltige Vorderpfote aus und das letzte was ich noch wirklich wahrnahm war, wie seine Krallen im Sonnenlicht funkelten, ehe ich kampflos meine Augen schloss und vorneüberkippte.
Obwohl, da war ich mir nicht sicher, ob mir mein Verstand nicht nur einen Streich gespielt hatte.Ich wartete im Zwischenzustand von Ohnmacht und Bewusstsein darauf, den erneut eintreffenden Schmerz zu verspüren, den er durch das Ausholen mit seiner Pranke ganz offensichtlich angedeutet hatte. Aber er folgte nicht.
Stattdessen nahm ich einen leichten Windstoß über mir wahr und hörte daraufhin 2 Stimmen schreien.
Zuerst war da der markante, dunkle Schrei Chanyeols, den ich zunächst nicht einmal begründen konnte, aber dann stach Baekhyuns helle, schmerzerfüllte Stimme hervor und übertraf jedes andere Geräusch. Ich öffnete mit aller Kraft ein Auge und bekam mit, wie mein Bruder vor mir zu Boden sank und dabei Blätter aufwirbelte. In Chanyeols Augen erkannte ich nun nur noch Unglauben und Panik, doch dann wurde alles plötzlich schwarz und der Schmerz verabschiedete sich langsam von mir, als würde ich endlich in eine andere Dimension eintauchen und ihn hinter mir lassen.
Aber es folgte nichts. Und verdammte scheiße, kann ich euch sagen wie sehr ich diese absolute allesverschlingende Schwärze hasste.
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Joa, ich weiß, dass mich einige von euch jetzt hassen werden xDEdit: Wattpad hat den Teil anscheinend zurückgezogen, also seid nicht verwirrt für's zweimalige updaten
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𝐖𝐎𝐋𝐅.
FanfictionScheiße, ich saß in der Falle. Für den Wolf war das anscheinend optimal, denn er trat aus seinem Mantel aus tiefschwarzen Schatten und näherte sich mir so sehr, dass mir das Mondlicht erlaubte ihn genauer zu betrachten. Sein Fell schimmerte in einem...