🐺58

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Mich überkam ein furchtbares Gefühl und ich dachte ich müsste kotzen. Warum wusste ich nicht, aber das war mehr, als ich wissen wollte. Um mir das nicht weiter ansehen zu müssen, starrte ich zu der echten Version von den beiden und sah, wie Jeongguk ein "Es tut mir leid" mit seinen Lippen formte. Ich schaute weg.

Warum auch immer wollte ich grade wo anders sein. Er war weder mit mir zusammen, noch hatte ich ihm je Gefühle gestanden, aber das war einfach unerträglich. Vielleicht lag es daran, dass ich meinen Bruder nicht mit so einem Arschloch sehen wollte?

Ich hatte gar kein Recht etwas einzuwenden und dennoch sträubte sich jede Faser in meinem Körper, das hier weiter mitzumachen. Aber mein Verstand hielt dagegen. Ich hatte es ihnen erlaubt, nun sollte ich mit den Konsequenzen leben.

Das Feuer erlosch plötzlich, wie von alleine, aber es war nicht die Art von Erlöschen, bei der dann der endgültige Rauch aufsteigt und man weiß, es ist zuende. Mehr war es, als würde das Feuer die Luft anhalten, als wäre es nur kurz unsichtbar geworden, denn ich spürte eine Anspannung, die uns umgab, in unsere Zellen drang.

Und dann gingen komische Funken, von der Stelle an der das Feuer gewesen war, aus, auf die beiden Menschen zu, die mich in meinem Leben am häufigsten angelogen hatten.

Und trotzdem wollte ich den Funken in den Weg springen, weil ich nicht zulassen konnte, dass sie verletzt wurden. Bis ich merkte, dass dies keine zufälligen Sprühen waren, die funkenartig und willkürlich die Glut verlassen hatten. Das würde ja auch keinen Sinn machen, aber mein Gehirn brauchte zu lange, um das zu realisieren und da stand ich schon genau neben ihnen.

Die Funken schwebten wie kleine Glühwürmchen genau zwischen die beiden und wurden größer. Bis sie sie umgaben und förmlich in einen Bann zogen.

Während ich das Szenario fasziniert beobachtete, spürte ich plötzlich, wie meine eigene Energie schwand und förmlich das Licht aus mir gezogen wurde.

Das musste das Gefühl von einer brechenden Bindung sein, denn es fühlte sich genauso erbärmlich und abscheulich an, wie mein Bruder es auf dem Weg hierher beschrieben hatte. Er wollte mich vorwarnen, aber es kam trotzdem unerwartet, es fühlte sich an, als würden sie mir die Lebenskraft entziehen und für ihre Bindung verwenden, aber ich konnte es nicht verhindern.

Es war nämlich nichts, was ich mit meinen normalmenschlichen Fähigkeiten aufhalten könnte, es war magisch. Außerdem wollte ich es doch so. Und trotzdem fühlte es sich an, als hätten sie mir grade einen Teil aus meiner Seele geraubt und ich fühlte mich endlos scheiße und leer, aber dann passierte etwas äußerst merkwürdiges.

Die Funken die sie umgaben, waren auf beiden Personen - darunter wie erwähnt auch einer als Wolf- gleichmäßig verteilt. Aber plötzlich lenkten sie sich etwas um. Ich stand rechts neben Jeongguk, auf seiner linken Seite Baekhyun. Die ganzen Sprühen und Funken, die zu schwebenden und leuchtenden Fäden geworden waren, zogen sich auf Jeongguks Seite und schienen meinen Bruder nach und nach zu verlassen. Wie von einem Magneten angezogen.

Aber das war nicht alles. Ich sah, wie meine Energie, meine Lebenskraft förmlich wieder zu mir zurück kam.

"Geh zurück!", rief Baekhyun. Ich brauchte einen Moment um zu realisieren, dass es er zu mir gesagt hatte und sofort sprang ich aus dem Weg. Das Gefühl, als mir wieder wärmer wurde, war berauschend. Aber ich merkte, dass es meine Schuld sein könnte, dass da etwas schief lief, also musste ich aus dem Weg. Es schien jedenfalls so, als wäre das nicht geplant, denn ich sah in allen Blicken Verwunderung. Etwas in meinem Kopf wollte wieder nach vorne schreiten und das alles absichtlich unterbinden. Aus Eigennutzen. Aber hier ging es nicht um mich, also hielt ich gegen diese Stimme in meinem Kopf und ging sogar noch weiter zurück. Nur merkte ich, je weiter ich zurück ging, desto schwerer fiel es mir. Ich fühlte eine Anziehungskraft, die mich nach vorne zog.

Im Gegenzug zu meinen Schritten, sah ich, wie Jeongguk damit kämpfte mir nicht hinterherzustolpern. Er verspürte das gleiche Gefühl wie ich, das sah ich ihm an. Und da war wieder diese Verbindung zwischen uns. Wir brauchten nicht reden, um zu sehen, was der andere dachte, was er fühlte. Wir wussten es einfach. Und ich wusste, dass es nicht so laufen sollte.

"Was ist los?", rief mein Bruder über das Knistern hinweg, das ertönte. Es klang wie das laute Rauschen eines Zuges und füllte meine Ohren mit Geräuschen. Ich blendete es aus und schaute Jeongguk an, der meinen Blick erwiderte. Nur am Rande bekam ich mit, wie Baekhyun versuchte ihn weiter zurück zu bekommen, indem er in den Ärmel seines Hemdes biss und daran zog. Aber je mehr er sich von mir, wenn auch gezwungenermaßen, entfernte, desto stärker wurde der Trieb. Die Kraft die mich nach vorne drückte. Wir sahen uns immer noch an, sahen uns in die Augen, nahmen kaum etwas wahr. Als wären wir in einer Seifenblase gefangen. Aber eine, die nicht so zerbrechlich und sanft war, wie man es kennt, sondern eine wie aus Stahl. Ein Käfig. Fast schon schalldicht.

Und weil ich so in den Bann gezogen war, hatte ich gar nicht gemerkt, wie ich selber von diesen fliegenden Funken umgeben war. Wie sie sich um mich legten, mich kitzelten und mir ihre, nach Liebe schmeckende, Wärme gaben.

Ihr Weg führte zurück zu Jeon, der ebenfalls von ihnen umgeben war. Wir standen eigentlich sehr weit auseinander und trotzdem leuchteten sie nun viel heller als eben.

Was zu Hölle war das? Und plötzlich erloschen die wundervollen Funken. Das große Feuer neben uns ging wieder, wie auf Knopfdruck an und ich nahm die Geräusche wieder wahr. Ich hörte einen entnervten Baekhyun schnauben: "Das war deine Schuld!" Und ich sah Jeongguks Gesicht nur noch verschwommen.

Bis sich über die Geräusche, die ich aus der Außenwelt vernahm ein lautes Fiepen legte und mein Kopf sich drehte. Ich mich drehte, es sich so anfühlte. Mir war schwindelig und das letzte was ich wahrnahm, bevor ich ohnmächtig wurde, war, wie Jeongguk entsetzt meinen Namen rief: "Taehyung!"

Taehyung. Wenn er es sagte, klang es ganz anders. Wie von einer anderen Welt...

~~
Und schon wieder eine Ohnmacht.

Ich hoffe ihr hasst mich nicht, und ich hoffe ihr seid mir nicht allzu böse wegen den letzten Kapiteln ^^'
Und omg, danke für fast 14 k reads*-*

𝐖𝐎𝐋𝐅.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt