Kapitel 6 ✔

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Voller Panik kam meiner Mutter ins Wohnzimmer reingestürmt, als sie mich entdeckte blieb sie erschrocken stehen. Ach ja, meine blauen Flecke an meiner Wange.

Die Verwirrung war über ihr ganzes Gesicht gezeichnet, ich wollte nicht wissen wie viele Gedanken ihr gerade durch den Kopf schossen.

,,Was ist passiert?'', fragte sie sofort. Hinter der sonst so festen und zugleich sanften Stimme verbarg sich jetzt eine tiefe Angst und Unsicherheit. Ihre Augen wanderten erst von mir dann zu den Polizisten.

,,Setzen sie sich erst mal, Frau Jersey.'', versuchte einer sie zu beruhigen. Mein Körper war wie auf Drogeb, denn mein Herz schlug um das 10-Fache schneller als sonst, mein Bauch brannte total und ich zitterte als würde ich unterkühlt sein.

,,Heute um 4.45 Uhr, ist ein älterer Herr zu uns gekommen. Er hat uns erzählt das er eine Lou vergewaltigt hat, und da ihr Nachname nicht bekannt ist, sind wir dazu verpflichtet jede Lou durchzugehen.'', fing er nun an.

Mit jedem weiteren Wort was aus seinen Mund kam, hatte ich das Gefühl immer tiefer zu fallen. Das war alles nicht so geplant. Die Vergewaltigung sollte geheim bleiben, ich würde das schon alleine schaffen.

Und doch, sobald alle blicken auf mich landeten, konnte ich den Schmerz in meinem
Unterleib mehr als deutlich spüren. Es zog sich bis zu meinem Oberkörper hin und selbst jetzt, geht mein Kopf die ganzen Ausreden durch.

,,Und jetzt wollen wir fragen, ob sie die Lou sind, die vergewaltigt wurde. Sie sieht nämlich stark danach aus.'', er wendete sich zu mir. Eins verstand ich aber nicht, warum war der Typ denn zu der Polizei gegangen? Er hätte mich von Anfang an einfach in Ruhe lassen sollen.

,,Lou, stimmt das?'', fragte nun meine Mam mit tränen in den Augen. Ich konnte den Schmerz hinter ihren schönen blauen Augen förmlich spüren. Jetzt war mir klar wieso ich dies für mich behalten wollte, der Schmerz meine Mutter so zu sehen war noch tiefer als das alles für mich zu behalten.

Es war so verdammt offensichtlich. Aber wenn ich es nicht der Polizei erzählt hatte, wieso macht er es selber?

Vielleicht ist das hier alles ein Test? Vielleicht prüfte er ob ich meinen Mund hielt oder nicht. Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte, deswegen schaute ich sie kalt an.

,,Von wo sind deine blauen Flecke?'' fragte nun einer der Polizisten. Seine Augen brannten förmlich auf meiner Haut, ich spürte jeden einzelnen Blick.

Was sollte ich nun darauf antworten? Ich schaute zu meiner Mutter, die kurz davor war komplett in Tränen auszubrechen.

,,I-ich bin hin-hingefallen.'', log ich.

,,Aha, und wie?'', hakte er weiter nach.

,,I-ich bi-bin mit dem Fahrrad run-runter gefallen.'', log ich weiter. Ich konnte nicht unter Panik und Druck lügen. Es machte mich einfach zu nervös.

,,Aber du hast doch gar kein Fahrrad, Lou'', mischte sich nun meiner Mutter ein. Ich war aufgeflogen, oh mein Gott. Wie konnte mir nur solch eine dumme Ausrede einfallen?

Der Brocken zwischen mein Hals war gerade dabei zu explodieren, ich merkte wie selbst das Atmen sich wie pures Feuer in meinem Rachen anfühlte.

Einige Sekunden sagte ich einfach nichts, bis meine Beine zu Sand wurden und ich auf meine Knie fiel. Es war raus und eine weitere Ausrede fiel mir vor der ganzen Panik und Angst gar nicht ein. Viel zu überfordert versuchte ich meine Gedanken zu ordnen, doch alles prasselte auf mich ein. Es gab nichts mehr zu retten.

Es war mir ziemlich unangenehm und doch konnte ich nicht anders als zu weinen, ich versuche nach Luft zu schnappen, doch es wirkte so als gäbe es keine Luft für mich. Als müsste ich leere einatmen.

Ich war immer das nette und liebe Mädchen von nebenan. Wie konnte es sein das sowas mich treffen musste?

Ea dauerte nicht lange bis ich zwei Arme um mich herum spürte. Der Duft beruhigte mich zwar ein wenig, doch das Gefühl endlich gehalten zu werden, brachte mich noch mehr zum weinen. Meine Mutter drückte mich etwas stärker an sich, presste mir einen Kuss auf die Stirn.

,,Lou, beruhig dich erst mal. Setzen sie sich hin, wie helfen ihnen.'', sagte nun ein Polizist.

Meine Mutter half mir beim Aufstehen, doch als wäre nicht schon genug gesagt worden, entdeckte sie auch den großen Fleck an meinem Bauch. Mit völlig roten und angeschwollenen Augen setzte ich mich aufs Sofa und schaute emotionslos nach vorne, gerade wollte ich einfach nur weg von hier. Jetzt sofort und es wäre mir egal wie es meiner Mam gehen würde.

,,Also bist du diejenige die Vergewaltigt wurde?'', fragte Hr. Müller nun vorsichtig. Langsam nickte ich, mir liefen mehrere Tränen aus den Augen. Erst jetzt realisierten ich diese drei Wörter die einen Satz bildeten. Ich wurde vergewaltigt.

Es herrschte stille, ich konnte sie nicht wirklich Einordnen.

,,Das kann nicht sein, das MEINE Tochter vergewaltigt wurde! Sie ist erst 17, noch ein kleines Mädchen! Denken sie mal nach wie schlimm das für sie ist.'', fing nun meine Mutter an zu schreien.

Sie weinte mittlerweile genau so wie ich. Ich sagte nichtsmehr, ich war einfach nur still. Innerlich bereits halbtot. Ich hörte nicht mehr zu was sie sagten, ich hörte nur mein Geschreie als dies passierte. Das Gestöhne von diesem.. Monster. Ich war wegen ihm Krank, tot und dreckig.

Als würde ich in einem Rausch leben, aus dem ich niemals wegkommen würde. Es gab nur ein Weg daraus, der Tod. Vielleicht würde ich eines Tages das alles vergessen, aber vielleicht würde es mich auch immer wieder einholen.

,,Frau Jersey, ich kann ihnen Anbieten dass Sie, Herr Hert anzeigen und somit bekommen Sie auch Schmerzensgeld und er kommt auf Bewehrung.'', erklärte Herr Müller. Er hieß also mit Nachname Hert.

,,Ich möchte das mit meiner Tochter selber klären, wir kommen morgen dann zum Polizei Revier und regeln das.'', sagte sie kalt. Die beiden nickten und verließen endlich unsere Wohnung. Danke Schicksal, für all diese Zufälle die mein Leben nur noch weiter ins Stürzen bringen.

My first BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt