Kapitel 22 ✔

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Mittwoch, einer meiner Lieblingstage. Zum Glück hatte ich heute das meiste erledigt und konnte jetzt so ohne Probleme zu Lena.

Gestern war ein wundervoller Tag, nur meine Mutter und ich. Wir waren zusammen Schlittschuh laufen, haben gelacht und unsere Sorgen vergessen. So wie in alten Zeiten.

Ich konnte dieses Gefühle in mir immer noch nicht beschreiben, diese Freude, wenn ich in meine Mutters Augen schaute und dieses funkeln sah. Mittlerweile tat es mir total leid das ich so kalt und abwesend zu ihr war, schließlich konnte sie nichts dafür.

Ich war gerade auf den Weg zu Lena, als ich plötzlich einen Anruf bekam. Da die Nummer unbekannt war, zögerte ich erst ein wenig.

Langsam drückte ich auf den Abheben Knopf und hielt mein Handy ans Ohr, keiner sagte etwas.

,,Hallo?'', ertönte es. Es war eine dunkle Stimme, ich konnte sie nicht wirklich jemanden zuordnen.

,,Hallo.'', ich blieb stehen und wartete was dieser Person von mir wollte.

,,Bist du Lou Jersey?'', fragte nun die Person. Ich nickte, doch merkte das man es überhaupt nicht sehen kann.

,,J-ja'', sagte ich leise.

,,Wie geht es dir?'', nun erkannte ich das es aufjedenfall ein Mann war, dieses lachen war fiel zu tief.

Ich hatte angst, immer wieder schaute ich nach hinten. Was wollte er von mir und woher hatte er meine Nummer? War es vielleicht ein Komplize von meinem Vergewaltiger? Ich schluckte stark bei diesem Gedanken. Noch einmal würde ich das alles nicht schaffen, nein niemals.

,,Das geht sie nichts an.'', sagte ich nun nach einer Weile. Sein lachen verstummte und ich hörte nur das schwere atmen von ihm.

,,Weißt du nicht wer ich bin?'', fragte er.

Natürlich wusste ich nicht wer dieser Mann war, was für eine dumme frage.

,,Nein.'', immer mehr Wut sammelte sich in mir, was zur Hölle wollte er von mir?

,,Tut mir leid das ich dir das jetzt per Telefon sage, aber hier spricht dein Vater.''

Dieser Satz hielt so viel Macht hinter sich. Die Wörter zerstörte alles, meine Laune, meine langsam aufbauende Persönlichkeit und mein komplettes Leben.

Nach 18 verdammten Jahren meldete er sich und das über ein Telefonat? Ich zitterte förmlich vor Trauer und Wut.

,,Ich habe keinen Vater.'', sagte ich kalt und legte auf. Ich setze mich auf eine Bank und versuchte meine Gefühle zu beruhigen, doch es ging nicht. Die Gedanken prasselte nur so auf mich ein, überforderten mich mit dieser Situation nur noch mehr.

Das einzige was mir gelang war das Atmen, doch so leicht fiel mir das auch nicht mehr. Mein Vater hatte gerade mit mir geredet, zumindest gab es sich als dieser bekannt. Vielleicht war das alles nur ein kleiner Scherz.

Meine kleine Hoffnung zerriss, als ich daran dachte das man über so etwas kein Spaß machte. Dafür war das Gespräch zu ernst.

Was glaubte er, was er durch dieses Telefonat erreichten würde? Er war vielleicht biologisch mein Vater, aber das war es auch. Ein Erzeuger und ein Vater zu sein, sind zwei verschiedene Sachen.

Ich saß noch ein paar Minuten auf der Bank und versuchte meine Tränen zu unterdrücken, ich würde jetzt nicht nochmal die Kontrolle meiner Trauer verlieren. Als der Brocken so gut wie verschwunden war, ging ich weiter Richtung Lenas Zuhause.

,,Hey, Schatz.'', begrüßte sie mich mit einer Umarmung.

Ich lächelte, damit sie bloß nicht darauf kam mich zu rede zu stellen. Zusammen gingen wir in ihr Zimmer und fingen an zu reden und erzählten uns einige Sachen.

,,Und sonst so?'', fragte sie und kaute auf ihrem Kaugummi herum, was nicht besonders elegant aussah. Ich zuckte mit den Schultern.

,,Nichts, würde ich jetzt mal so sagen. Und bei dir?'', fragte ich und lächelte sie schief an. Sie stöhnte auf und fiel mit ihrem Rücken auf ihr Bett, was war los mit ihr?

,,Ich glaube, ich habe mich verliebt.'', flüsterte sie, kaum hörbar. Ich riss meine Augen auf und schaute sie an.

,,Echt?'', fragte ich. Sie nickte und fing an laut zu lachen, was war jetzt so witzig?

,,Was?'', fragte ich und drückte meine Augenbrauen zusammen.

,,Dein G-Gesicht, du hast mich angeguckt als wäre ich ein Geist.'', bekam sie noch so raus. Ich schaute sie mit einem, 'Ist-das-gerade-dein-ernst- Blick an, aber sie lachte einfach weiter.

Ich hatte nicht wirklich das verlangen zu lachen, zu viel war in meinem Kopf. Vielleicht war das doch ein Scherz, mein Vater würde sich niemals einfach so melden und das nach 18 Jahren. Er hatte in London seine eigene Familie, also soll er da seine Kinder erziehen und sie mit seiner Aufmerksamkeit füttern. Es tat schon ein wenig weh, ohne Vaterliebe aufzuwachsen, aber mittlerweile kann ich mir das anders nicht ausmalen.

,,Lou, alles ok?'', riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken.

,,Ja, ja klar. Also in wen hast du dich denn verliebt?'', versuchte ich das Thema zu wechseln. Sie schaute mich mit hochgezogenen Augenbraue an.

,,Erzähl das der Wand, mich kannst du nicht verarschen. Was ist passiert?'', nach einigen Minuten zögern erzählte ich es ihr dann doch.

Am Ende schaute ich leblos nach vorne, schon wieder war mein Schicksal gegen mich. Lena sagte nichts und nahm mich ganz fest in den Arm und dafür war ich ihr so verdammt dankbar.

,,Wenn was ist, ich bin da.'', ihre Stimme hörte sich nicht mehr so verspielt an wie immer, sondern eher ernst und traurig. Ich nickte leicht.

,,Danke.'', flüsterte ich leise.

Endlich spürte ich dieses Gefühl das jemand für mich da war, mir zuhört und mir am Ende Kraft gab. Endlich war diese Einsamkeit weg, ich hasste dieses Gefühl.

Lena gab mir das Gefühl nicht allein zu sein, sie zeigt mir das ich auch ein ganz normaler Mensch war der geschätzt werden konnte.

Vielleicht sagte ich es immer das ich alles alleine schaffen würde, doch vielleicht war es einfach meine Sturheit die jeden beweisen wollte, dass der einsame Kampf kein Problem für mich war.

Und doch, jemanden zu haben der sich Sorgen um dich und dein Wohlergehen sorgt, war Goldwert und ich würde das für nichts und niemanden wiedergeben.

My first BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt