Kapitel 13 ✔

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Stille, niemand sagte was. Nur ich schniefte leise vor mich hin. Da mir das irgendwann zu blöd wurde, stand ich auf und ging in mein Zimmer. Ich wusste nicht was ich machen sollte, ich wusste nur das ich einen Weg finden müsste damit zu leben oder damit zu streben. Eins von beiden.

Ich hatte so etwas nicht verdient und andere Personen auch nicht. Ich konnte nicht weiterleben, ich konnte nicht gegen die ganzen Hindernisse antreten. Das war wohl zu viel.

Vielleicht war mein Lebenslauf auch so geplant, vielleicht sollte ich jung sterben und das Hauptthema der Schule werden.

Lou Jersey, das Mädchen was aus unerklärlichen Grund, Selbstmord begangen hatte. Dabei hatte sie doch so ein tolles Leben.

Langsam legte ich mich hin und versuchte meinen Kopf einmal auszuschalten. Doch es war unmöglich, mein Kopf füllte sich immer mehr mit Gedanken. Bald hatte ich das Gefühl aus meinen Haare Käme Rauch.

Was dachte jetzt wohl Kyle von mir? Wird er mich jetzt genau so hassen? Ich seufzte, mein Leben war ein reinster Reinfall.

Ich stand auf und schminkte mich ab, mit dieser Make-up fühlte ich mich so unwohl, als würde ich meine ganzen Gesicht Ersticken. Es war unangenehm und gab mir gleichzeitig das Gefühl ich würde jeden Moment neue Pickel bekommen.

Sobald mein Gesicht frei von der ganzen Schminke war, griff ich nach meinem Handy, entsperrte es und schaute auf mein Hintergrund.

Es war London, meine Stadt. Ich musste leicht lächeln, bald würde ich wieder zurück kommen. Vielleicht würde da mein Neustart beginnen, ich würde hier in Deutschland alles zurück lassen. Hier wäre die Lou tot. Aber in London werde ich lebendiger denn je sein.

Deswegen konnte ich jetzt noch nicht aufgeben, ich musste zeigen das ich nicht so leicht aufgab. Mir war von Anfang an klar, es würde kein einfacher Weg werden.

Als ich auf die Uhr schaute, bemerkte ich das es noch wohl dauern würde, bis meine Mutter und Maria wiederkommen würden. Ob Kyle die komplette Zeit bleibt? Ich hoffte nicht.

Meine Hände griffen nach dem Spiegel, der zufällig auf meiner Nachttisch lag und ich schaute mir meine Wangen an. Die Flecken waren nicht mehr wirklich blau sondern eher grün, sogar gelb. Sie waren groß, kaum zu übersehen. Aber die Schmerzen waren deutlich weniger geworden.

Plötzlich klopfte es an der Tür, panisch schaute ich hoch. Kyle, er stand da und beobachtete mich. Ich konnte genau spüren worauf deine Augen lagen. Schnell verdeckte ich die Flecken und schaute ihn etwas verwirrt an.

,,Darf ich reinkommen?'', fragte er mit seiner sanften Stimme. Und obwohl er die letzte Person sein sollte, nickte ich leicht und schaute auf meine Hände. Ich spürte wie sich meine Matratze etwas senkte, es saß genau vor mir.

,,Willst du es immer noch?'', fragte er nach einer Weile.

,,Was?'', ich schaute immer noch auf meine Hände, wollte ihm den Anblick sparen.

,,Dir das Leben nehmen?''

Wollte ich es noch? Wollte ich wirklich alles aufgeben? Ich wusste es nicht wirklich, es war ein Durcheinander. Ich fühlte mich komisch, verloren und hilflos.

,,Ich weiß nicht.'', sagte ich nun kalt. Das hatte ihn auch gar nichts anzugehen. Es war ihm doch sonst auch egal wie es mir ging, wieso also jetzt?

Ich erschrak etwas als sich zwei Finger unter meinem Kinn legten, keine Sekunde später hob sich mein Kopf an. Ich schaute in braune Augen, schon wieder war ich in diesem verdammt komischen Zustand.

Mein Herz raste förmlich und mein ganzer Körper war voller Adrenalin, als würde ich gerade die schnellste Achterbahn der Welt fahren. Und diese hatte Loopings. Leider blieb mir diese Art von Reaktion noch ein Rätsel.

Er musterte mein komplettes Gesicht, ganz langsam, als würde ich jeden moment kaputt gehen. Ich schluckte schwer, konnte seinen ausdrucksstarken Augen nicht ausweichen.

Die Art wie sanft seine Finger meine Haut berührten, bereitete mir eine unfassbar intensive Gänsehaut. Und während Kyle langsam über die Flecken streift, merkte ich den Unterschied zwischen anfassen und berühren.

,,Ich weiß das du kein Mitleid willst, denn du bist anders als die anderen Mädchen. Du willst immer noch ganz normal behandelt werden, ob mit Vergewaltigung oder ohne, klar. Aber fühl dich deswegen nicht wertlos, oder benutzt.'', er schaute mir tief in die Augen.

Seine leise aber zugleich tiefe stimme verschaffte mir am ganzen Körper einen kalten Schauer. Aber er hatte recht. Ich schluckte den Brocken runter, atmetet tief durch.

,,Warum?'', fragte ich mit schwacher Stimme. Er schüttelte den Kopf und schaute mich fragend an.

,,Warum bist du denn so nett zu mir? Ist das alles eine Show von dir um mich später ins Bett zu bekommen? IST ES DAS WAS DU WILLST? WENN JA DANN HAST DU DICH GEWALTIG GESCHNITTEN. ICH BIN NICHT SAMMY ODER LEYLA, ICH HABE GEFÜHLE, DIE MAN SEHR SCHNELL VERLETZEN KANN! Schau mich doch mal an! Ich bin ein Nichts! ICH BIN LOU DAS OPFER, SCHON VERGESSEN? Du bist und bleibst ein Arschloch, Kyle! MEIN GOTT, ICH KÖNNTE KOTZEN WENN ICH DICH UND DEINE LÄCHERLICHE GRUPPE SEHE. UND JETZT VERSCHWINDE AUS MEINEM ZIMMER, UND AM BESTEN GLEICH AUS MEINER WOHNUNG. ICH BRAUCHE KEINE HILFE, ICH SCHAFFE DAS SCHON ALLEINE.'', ich schrie meine ganze Seele raus, zumindest fühlte sich das so an.

Mein Wutausbruch überraschte mich selber, doch es war das erste mal das ich Kyle endlich meine Meinung sagen konnte. Und dieses Mal waren es mehr als nur drei Wörter.

Seine Augen wurden nun dukeln und er hatte dieses teuflische grinsen auf seinem Gesicht.

,,Jetzt hörst du mir mal ganz genau zu. Ich würde nicht mal im geringsten mit dir ins Bett steigen, dafür würde ich lieber schwul werden. Und hör bitte auf dich mit Sammy oder Leyla zu vergleichen, tut ein Schaf auch nicht mit einem Tiger. Natürlich habe ich nicht vergessen das du Lou unser Opfer bist.. und glaub mir, ab Montag bist du nicht nur unser kleines Opfer, sondern das der ganzen Schule. Und ich würde liebend gerne aus diesem Irrenhaus verschwinden.''

Sein Gesicht war nicht mal 5mm meter von mir entfernt. Ich konnte mich keinen Zentimeter bewegen, fühlte mich in meinen eigenen Körper gefangen.

Er hatte es geschafft, er hatt es geschaft mir meine letzten Hoffnung zu nehmen. Mein letztes Licht. Kyle schaute mich nochmal bedrohend an und verließ anschließend mein Zimmer. Ich schloss meine Augen, doch mehrere von Tränen kullerten hinunter. Als ich auch das laute knallen unserer Haustür hörte, erschrack ich leicht, entspannte mich jedoch sofort wieder. Dieses Arschloch war verschwunden.

Jetzt hatte ich es sogar geschafft den schlimmsten Typen der Schule auf mich zu hätzen, dafür sollte ich einen Preis bekommen.

Ich schniefte leise, ich wollte nicht mehr. Kyle hatte so verdammt recht, ich war überhaupt nicht schön. Meine Nase war nicht schön, sie war etwas schief und überhaupt nicht spitz. Ich hatte auch nicht besonders volle Lippen, sie waren oft blass und trocken. Es gab wirklich nichts, was schön an mir war.

Ich wollte den Tag einfach so schnell wie möglich beenden.

My first BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt