Kapitel 5 ✔

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Wie jeden Morgen wurde ich unsanft von meinem Wecker geweckt, nur dieses mal mit schmerzen die über meinen ganzen Körper wanderten. Stöhnend öffnete ich meine Augen, ich wollte liegen bleiben, meinem Körper die Auszeit geben nach der er so flehte.

Plötzlich kamen mir die ganzen Bilder von gestern Abend hoch, sofort wurde mir um einiges unwohler und ich wollte am liebsten verschwinden. Komplett. Doch ich musste jetzt weiter kämpfen, koste es was es wolle. Ich hatte mich gestern selber dazu entschieden.

Langsam stand ich auf und ging ins Bad, wo ich erst mal Wasser abließ. Danach wendete ich mich zum Spiegel, doch dies sollte ich lieber lassen. Ich erschrak bei diesem Anblick.

Meine beiden Wangen waren Lila und blau, langsam fasste ich sie an, sofort durchfuhr mich ein starkes ziehen. Dann fasste ich runter zu meinem Bauch, wo ich mein T-shirt hebte. Kalter Schweiß bildete sich an meiner Haut, mein ganzer Bauch war mit einem blauen Fleck beschmückt. Und es schmerzte bei jeder Bewegung.

Tränen kullerten über meine Wange, langsam senkte ich zum Boden. So konnte ich nicht zu Schule, niemals. Meine Mutter würde es sowieso nicht merken und außerdem würden sie das Jugendamt auf sie hetzen wenn sie mich so sehen. Also entschloss ich Zuhause zu bleiben. Eine Pause konnte ich mir wohl gönnen.

Müde und zugleich total kaputt öffnete ich meine Augen, ich war wohl wieder eingeschlafen. Langsam streckte ich mich und ließ die ganzen Gedanken auf mich prasseln. Ich konnte es wohl nicht lassen ständig daran zu denken, mich an jedes Wort zu erinnern, an jede Berührung.

Einerseits wollte ich nicht mehr da sein und das hier alles fallen lassen, aber andererseits wollte ich für meine Mutter da sein und vielleicht noch so viel genießen wie es ging. Ich war viel zu egoistisch um mein Leben  zu beenden, viel zu egoistisch.

Schnell schnappte ich mein Handy und entsperrte es, keine Nachrichten.

Wer sollte mir auch schreiben? Ich meine Hallo? Ich bin doch Lou das Opfer. Genervt über meine Gedanken stand ich auf und ging erneut ins Badezimmer wo ich erst mal lange duschte und meine Zähne putze. Wieder beobachtete ich mein Gesicht, irgendwie muss das doch weggehen.

Mit leerem Magen ging ich in die Küche und machte mir eine Schüssel Müsli. Die Stille im Haus gab mir etwas mehr Sicherheit und doch konnten meine Ohren nicht aufhören nach den Schritten hinter mir zu lauschen, darauf zu warten das jemand hinter mir ist. Seufzend setzte ich mich an den Esstisch, redete mir selber ein das ich in meiner Wohnung sicher war.

Während ich mir fast schon das Müsli runterwürgte, schaute ich im Internet nach Tipps gegen blaue Flecke. Es waren leider nur die typischen Tricks, die leider nichts brachten.

Es war inzwischen schon etwas später und ich schaltete gelangweilt durch die Kanäle. Jedes etwas lautere Geräusch machte mir höllische Angst.Vielleicht sollte ich mit jemanden darüber reden? Vielleicht sogar mit meiner Mutter?

Nein.

Sie würde alles machen um diesen Mann zu finden und ihn anzuzeigen und das will ich nicht. Immer wieder spielte sich die Szene ab, wie er mich auszog, ich mich wehrte und dann wieder geschlagen wurde.

Als er seine Hose auszog und begann, ich aufschrie und er mich wieder schlug. Mehrere von tränen kullerten über meine Wange, sag mir bitte was ich tun soll.

Mein Herz Rutsche in die Hose als ein leises klopfen die Wohnung erfüllt. Sofort stand ich auf, was ein Fehler war, denn ich fiel zu Boden, keine Kraft um mich selber zu halten.

Ich zitterte stark, atmete unregelmäßig und konnte gar nicht nachdenken. Ich betete einfach das diejenige Person die an unserer Tür stand, einfach so schnell wie möglich verschwand. Doch da hatte ich mich wohl getäuscht, als ich hörte wie es mehrmals an der Tür klingelten.

,,Hallo, hier ist die Polizei, bitte öffnen Sie die Tür.'', sprach nun eine tiefe Stimme.

In mir löste sich das Schwarzes Loch der Angst auf, was wollte die Polizei hier? Ich sollte die Tür aufmachen, ich musste! Langsam stand ich mit zittrigen Beinen auf und versuchte so schnell wie möglich zur Tür zu gelangen.

Und dann öffnete ich sie, sofort schauten mich zwei breit gebaute Männer an. Sie waren bereits älter, bei dem linken schauten bereits einige graue Haare raus. Beide wirkten sehr streng und machten mir etwas Angst. Vielleicht war das doch keine so gute Idee die Tür zu öffnen?

,,Guten Tag, Müller mein Name. Ich bin hier um eine Lou Jersey zu sprechen.", sagte einer. Ich schluckte stark, verdammte scheiße was sollte das alles hier?

,,E-ehm di-die bi-bin ich.'', stotterte ich als Antwort. Er nickte und fuhr fort.

,,Ist deine Mutter zu Hause? Wir müssen mit dir und deiner Mutter ein ernstes Gespräch fuhren.''

Ich schluckte schon wieder stark, was wollten diese Polizisten? Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf und doch nickte ich nur langsam.

,,S-sie ist Arb-Arbeiten.''

Schon wieder nickte er.

,,Könntest du vielleicht deine Mutter anrufen?'', fragte nun der andere. Langsam nickte ich und ließ die beiden Polizisten rein.

Es war angenehm warm im Wohnzimmer und doch war mir unfassbar kalt, so als würde mich der Winter höchstpersönlich verfolgen. Sobald ich mein Handy auf dem Esstisch fand, wählte ich sofort die Nummer meiner Mutter.

Voller Panik wartete ich das sie abnahm, nach dem vierten tuten meldete sie sich an der Leitung.

,,Lou, was ist los?", fragte sie etwas besorgt. Mein Herz klopfte bis zum Hals und ich war wie jedes verdammte mal am zittern. Ich atmete zittrig aus und schloss meine Augen.

,,Hier, also Zuhause sitzen gerade zwei Polizisten und wollen mit dir und mir ein ernstes Gespräch führen. Könntest du vielleicht jetzt vorbei kommen?'', fragte ich mit brüchiger Stimme. Rhetorische Frage.

,,Ich bin in 5 Minuten da.'', und schon legte sie auf. Das würde wohl jetzt mein Ende sein.

Unsicher legte ich mein Handy wieder weg, drehte mich zu den beiden älteren Männern. Sie schauten mich beide fragend an, erwarteten wohl eine Erklärung.

,,Sie kommt sofort.", meine Stimme war leise, doch die beiden Beamten schien mich sofort verstanden zu haben.

,,Alles klar.", ließ der dunkelhaarige mich wissen.

Was nun? Ich hatte keine Ahnung was ich verbrochen haben könnte, stattdessen müsste ich diejenige sein die ein ernstes Gespräch mit der Polizei führen müsste.  Aber natürlich, als wäre der Vorfall gestern nicht genug gewesen.

My first BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt