Dein Michi

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Meine Worte schienen Smudo Mut zu machen, seine Gedanken mit mir zu teilen.
„Was ich dir in deinem Hotelzimmer sagen wollte, bevor das Telefon geklingelt hat... Ich dachte immer, ich muss meine Uli finden. Aber das stimmt nicht. Das habe ich mir jahrelang eingeredet, weil ich dachte, dass das so sein muss. Und Miriam hat das ausgenutzt."
Sein Gesichtsausdruck hellte sich bei den folgenden Worten auf:
„Dabei muss ich gar nicht meine Uli finden und das weiß ich jetzt auch. Ich möchte meinen Michi finden. Und den habe ich schon gefunden. Schon so lange."
Smudo lächelte mich an und griff nach meiner Hand, um mit dem Daumen darüber fahren zu können. Ich erwiderte das Lächeln.
„Aber du warst mit Uli zusammen und ich wollte dein Glück nicht zerstören. Ihr wart nun mal das Traumpaar für mich... Dann hast du mir gesagt, dass ihr euch getrennt habt und am nächsten Tag habe ich auch noch erfahren, dass du auf mich stehst... Ich wusste gar nicht, wo mir der Kopf steht! Dieses ‚Was wäre, wenn?' hat mich nicht mehr losgelassen. Und dann kam Miriam wieder und hat gemerkt, dass ich feiern war, ohne sie. Ich hatte dann doch einen leichten Kater... Sie hat mich zur Schnecke gemacht, mal wieder. Und dann... wie gesagt, ich habe dich im Supermarkt gesehen und mich gefragt, wie das für dich aussehen muss, wie ich mich verhalte. Und da wusste ich, dass es so nicht mehr weiter geht. Egal, ob das mit dir was wird oder nicht. Ich habe es irgendwie geschafft, mich durchzusetzen. Und dann bin ich direkt am nächsten Tag zu dir ins Hotel. Ich wollte niemand anderen sehen, nur dich. Es tut so gut, ohne Miriam zu sein. Und es ist noch so viel besser, mit dir... zusammen zu sein."
Smudos Augen funkelten.
„Du stellst mich nicht in Frage, du akzeptierst mich so, wie ich bin... Ich habe schon so lange Gefühle für dich, Michi... Ich kann die nicht mehr unterdrücken und ich will es auch nicht mehr. Ich will dich. So sehr, das glaubst du gar nicht."
Mir schlug das Herz bis zum Hals.

Hat mir schonmal jemand so etwas schönes gesagt?

„Und dann hast du gerade gesagt, dass wir es verheimlichen müssen. Einfach so. Das... Ich musste an Miriam denken, an ihre Vorschriften... Es tut mir leid. Du bist nicht Miriam und das weiß ich."

Ich war wirklich sprachlos im ersten Moment. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich mich wieder gesammelt hatte.
„Ich habe viel zu viele Gefühle für dich, als dass ich dir irgendetwas böses wollen würde... Und ich möchte von ganzem Herzen dein Michi sein. Ich möchte, dass du glücklich bist und dass ich vielleicht einen Teil dazu beitrage. Du bedeutest mir so viel, Smu. So viel", sagte ich.
Ich war immer leiser geworden und die letzten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. Ich wollte ihm nah sein und schlang deshalb die Arme um seinen Oberkörper, so gut das ging, wenn man nebeneinander auf einer Couch saß. Smudo vergrub sein Gesicht an meinem Hals und ich hörte, wie er tief einatmete.
„Wir hätten das schon viel eher haben können, oder?", fragte Smudo und klang plötzlich nicht mehr nachdenklich sondern vielmehr amüsiert.
„Als ich das Candlelight-Dinner vorbereitet habe und du mich angesehen hast, so... glücklich. Da konnte ich nicht länger... so tun, als wäre da nichts. Ich hab's versucht, aber... Gut, dass es nicht geklappt hat", meinte ich und streichelte Smudo lächelnd über den Rücken.
„Mmmh. Sehr gut", murmelte er und verteilte leichte Küsse an meinem Hals. Sie verursachten eine Gänsehaut bei mir und ich hätte das ganze gern vertieft, als mir jedoch noch etwas anderes einfiel.
„Bär hat mich vorhin angerufen...", sagte ich leise. „Was sagen wir ihm?"
Smudo unterbrach seine Liebkosungen nur ungern, wie ich an seinem Murren feststellte.
„Es ist Bär. Wir brauchen ihn. Wir müssen ihm die Wahrheit sagen", meinte er.
Ich stimmte ihm zu und wählte Bärs Nummer.

Das Telefon stellte ich auf Lautsprecher und gemeinsam warteten wir darauf, dass Bär den Anruf entgegennahm. Wir mussten nur wenige Sekunden warten.
„Na der Herr Beck, schön, dass du dich auch endlich mal meldest", redete Bär gleich drauf los. „Sag mal, seid ihr eigentlich wahnsinnig oder was? Ich erfahre von meiner Mailbox erst, dass du und Smudo wieder single seid und dann, dass das doch nicht stimmt und ihr zusammen seid? Ihr beide? Habt ihr eigentlich einen Knall?"
Verdutzt schauten Smudo und ich uns an.
„Ihr könnt mir solche wichtigen Sachen nicht verschweigen, Michi! Wenn ihr euch von euren Frauen trennt, muss ich das wissen! Wir müssen das klären und zwar schnell. Pass auf, morgen Nachmittag habe ich eine kleine Pressekonferenz organisiert. Ihr klärt das und schafft dann bitte auch diese Gerüchte aus der Welt. Wie kommt Smudos Ex überhaupt auf solchen Schwachsinn?"
Während Smudo noch vollkommen verwirrt aus der Wäsche guckte, hatte ich bereits verstanden, dass Bär gar nicht ernst nahm, was er da für Gerüchte gehört hatte.

Das Leben - Angenehm und irre kompliziertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt