Spießer

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Zu viert betraten wir den mäßig gefüllten Club und bestellten die erste Runde Getränke. Von mal zu mal wurde die Runde größer, denn Chris' und Johns Freunde, von denen wir den Großteil von den anderen Partys ebenfalls kannten, trudelten nach und nach ein.
Smudo war gut drauf. Er hatte sich verändert, war lockerer geworden. Von dem unsicheren, von seiner Ex fertig gemachten Smudo war nur noch wenig zu sehen. Smudo hatte neues Selbstbewusstsein bekommen. Es machte mich glücklich, ihn so zu sehen. Heute war er mit zunehmendem Alkoholpegel vor allem auf Kuschelkurs, mir war eher nach Tanzen. So befanden wir uns mit verhältnismäßig viel Körperkontakt auf der Tanzfläche. Die Stimmung war ausgelassen und ich wusste nicht mehr, die wievielte Runde ich vor ein paar Minuten ausgegeben hatte.
Smudo wurde torkeliger, er brauchte eine Pause und so gingen wir kurz raus, eine rauchen.
„Bist gut dabei, hm?", fragte ich ihn, während er mit dem Rücken an der Hauswand lehnte.
„Mmmh."
Er stützte sich von der Wand weg und schwankte auf mich zu. Ich erkannte ein Grinsen in seinem Gesicht.
„Was sagst du zu deiner Feier?"
„Mega nice. Der DJ weiß, was er tut, du bist da, Party läuft."
Smudo war mir jetzt sehr nah gekommen. Ich lehnte meinerseits ebenfalls an einer Hauswand, aber ich schwankte ohne sie bei weitem nicht so bedrohlich wie Smudo. Dieser stellte sich nun direkt vor mich und schaute in meine Augen. Sein Blick war nicht mehr ganz klar, aber noch bestimmt genug, dass meine Haut prickelte, wie er mich so ansah.
Smudo zog erneut an seiner Kippe. Er entließ den Rauch erst aus seinem Mund, als er mich küsste. Seine Augen waren dabei geöffnet, ganz untypisch für ihn. Aber er hatte meinen Blick gefesselt und ich fühlte eine seltsame Erregung in mir aufsteigen, als der Rauch so den Besitzer wechselte.
„Lass das mal zuhause mit Gras machen", brummte ich.
„Lass dir mal den Reißverschluss öffnen", brummte Smudo zurück.
„Hä?"
Verwirrt bemerkte ich, dass Smudo sich an meiner Hose zu schaffen machte. Er kniete sich vor mich.
„Hier? Bist du bescheuert? Wenn einer rauskommt?", zischte ich.
„Lassen wir es drauf ankommen."
Er schnippte die Kippe auf den Boden neben sich und öffnete den Reißverschluss meiner Hose. Meine Hose und Boxershorts schob er so weit nach unten, dass mein Schwanz gerade so in die Freiheit entlassen wurde.
„Wusste ich doch, dass du hart bist", murmelte Smudo und grinste zu mir hoch.
„Du bist doch verrü-hü-hümmmh. Smu..."
Smudos Hände legten sich an meinen Allerwertesten, während er mich mit seinen Lippen und seiner Zunge um den Verstand brachte. Die Möglichkeit, erwischt zu werden, hatte ihren Reiz und kickte mich zusätzlich. Eigentlich war es mehr als leichtsinnig, denn ich wusste überhaupt nicht, was passieren würde, wenn man uns erwischen würde und ich hatte keinen Bock, aus dem Club geworfen zu werden. Andererseits standen wir hinter einer Ecke – wenn jemand herauskommen würde, konnten wir noch schnell... dafür sorgen, dass niemand erfuhr, was wir hier gerate trieben.
Ich war kurz davor, zu kommen, als sich die Tür öffnete. Erschrocken zuckte ich zusammen und zog mir instinktiv die Hose hoch. Es waren zwei Personen, die in die Nacht heraustraten, ein Mann und eine Frau, wie ich an den Stimmen erkannte. Mein Herz schlug viel zu schnell. Smudo würde so schnell nicht aus seiner knienden Position hochkommen, dafür war er einfach nicht mehr jung genug.

Bitte bleibt einfach dort stehen. Bitte. Oh Gott. Fuck.

Wir hörten das Lachen der beiden und dann das Klicken eines Feuerzeugs. Sie rauchten – natürlich, warum sollte man auch sonst rausgehen? Und sie schienen sich nicht vom Fleck zu bewegen. Das war gut, denn so hatten wir Zeit, uns aus dem Staub zu machen.
Ein Blick zu Smudo ließ mich stutzig werden. Er hatte den Zeigefinger auf seine Lippen gelegt und bedeutete mir, mucksmäuschenstill zu sein. Anstatt sich zu erheben, zog er mir die Hose wieder runter und näherte sich wieder meinem besten Stück mit seinem Kopf. Panisch hielt ich seinen Kopf fest. War er denn wahnsinnig? Ich konnte mich nicht mehr viel länger zurückhalten, wenn er weitermachen würde. Das musste er doch auch gemerkt haben. Und lautlos zu kommen, war keine meiner Stärken, was er genauso wusste. Energisch schüttelte ich den Kopf und wollte weg von Smudo, doch ich stand wortwörtlich mit dem Rücken zur Wand.
„Bitte!", formte ich lautlos flehend mit meinen Lippen, doch er schüttelte nur grinsend den Kopf.
Ich gestikulierte stumm, dass keine zwei Meter von uns entfernt Leute waren, die nur auf die Idee kommen mussten, hinter die Hausecke zu schauen. Ob er noch ganz dicht war. Doch alles, was ich von ihm als Antwort bekam, war ein dreckiges, angetrunkenes Grinsen, während er mit seiner Zunge quälend langsam meinen Schaft entlangfuhr.
Es verdrehte mir die Augen und ich hielt mir die Hand vor den Mund, um eventuelle Geräusche abzudämpfen. Ich ergab mich Smudo, der nun alles sehr langsam machte, um kein Geraschel der Kleidung oder andere Geräusche zu verursachen. Mein Atem ging flacher. Ich wollte jetzt nicht kommen. Nicht, wenn die zwei anderen Leute uns jederzeit erwischen konnten. Und Smudo ließ mich zappeln. Er tat alles, um meine Erregung nicht zum Abklingen zu bringen, aber immer nur so viel, dass ich mich gerade noch zurückhalten konnte. Ich verfluchte ihn innerlich und gleichzeitig liebte ich ihn dafür.
Der Mann und die Frau schienen ihre Zigaretten fertig geraucht zu haben, denn das schmatzende Geräusch zweier Lippenpaare drang an meine Ohren. Die Frau stöhnte in diesen offensichtlich wilden Kuss hinein und da war es für mich endgültig vorbei. Trotz Hand vor dem Mund und aufeinander gepressten Zähnen konnte ich mein Stöhnen nicht völlig unterdrücken. Ein dumpfes Geräusch blieb übrig und mir war klar, dass sie uns gehört haben mussten. Die Geräusche der sich treffenden Lippen stoppten abrupt. Stattdessen setzte ein belustigtes Kichern ein. In einer Sprache, die ich nicht verstand, rief der Mann lachend etwas in die Nacht und verschwand dann mit seiner Begleitung wieder in den Club.
Ich atmete hörbar aus. Ächzend erhob sich Smudo.

„Bist du eigentlich noch ganz bei Trost?", zischte ich Smudo zu, der sich die Knie rieb, während ich mich wieder ordentlich anzog.
Er verdrehte die Augen.
„Und bist du dann mal fertig mit meckern? Tu doch nicht so, als hätte es dir nicht gefallen..."
„Darum geht's doch gar nicht", protestierte ich.
„Ach nicht?"
„Nein."
„Aha."
Ich seufzte. Mir wurde nach dieser adrenalinhaltigen Situation mein eigener Alkoholpegel wieder bewusst und dass ich in diesem Zustand manchmal recht unsensibel werden konnte. Und auch Smudo war natürlich alles andere als nüchtern.
„Smudo... Warte kurz. Bitte", rief ich ihm hinterher, da er zweifelsfrei die Tür ansteuerte. „Natürlich hat es mir gefallen. Mein Gott, du weißt doch, dass ich es liebe, was du mit deinen Lippen anstellen kannst. Was du mit mir anstellst." Ich hielt ihn von hinten an seiner Taille fest und er blieb stehen. „Nur..."
„Bist du echt so spießig geworden, Michi? Mach dich mal locker."
Der Satz traf mich. Vor lauter Schreck bekam ich kein ganzes Wort mehr aus meinem Mund. Ich wollte ihm widersprechen, aber je länger mein angetrunkenes Gehirn darüber nachdachte, desto weniger konnte ich ihm widersprechen. Ich war heute 52 geworden und irgendwie widersprach das in meinem Kopf der Tatsache, dass mir mein Freund gerade in Beinahe-Anwesenheit von anderen Personen einen Blowjob im Freien gegeben hatte. Ich wollte nicht so denken, aber dieses Älterwerden machte mir mehr zu schaffen, als mir lieb war.
„Ich bin nur... durcheinander", wich ich Smudos Frage aus, der sich mittlerweile zu mir umgedreht hatte.
„Du hast Geburtstag, Michi! Kein Grund, Trübsal zu blasen."
Wir grinsten uns dümmlich an, weil Smudo blasen gesagt hatte.
„Na siehst du, bist immer noch der Alte. Wenn auch jetzt noch bisschen älter", neckte er mich.
Ich hab ein grummelndes Geräusch von mir, als wir uns in Bewegung setzten.
„Mach dir nichts draus. Ich liebe dich auch mit spießigen Anwandlungen."
Ein Kuss landete auf meiner Wange und dann spürte ich Smudos Hand in meiner rechten Arschtasche, die in meinen Po kniff.
„Und jetzt lass uns wieder rein gehen und weiter feiern. Die fragen sich bestimmt schon, was wir so lange hier draußen gemacht haben..."

Das Leben - Angenehm und irre kompliziertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt