Niemals

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Als die Sonne nur noch ein schwacher Schein knapp über dem Horizont war, lösten wir uns voneinander, weil wir trotz der körperlichen, wärmenden Nähe beide zu frieren begonnen hatten. So zogen wir unsere nassen Badehosen aus, trockene Sachen an und dann zeigte Smudo mir, was er mit „Du hast es noch nicht gesehen, wenn es dunkel ist" gemeint hatte. Wir verwandelten die Liege- wieder in eine Sitzfläche und danach schaltete Smudo die Lampen und Lichterketten an. Sie tauchten uns, das Boot und das Wasser um uns herum in warmes, gelbliches Licht. Es war wunderschön.
Smudo steuerte das Boot in Richtung einer vom Land aus unzugänglichen Bucht, in der es laut dem Bootsverleiher Antonio aufgrund ihrer speziellen Lage fast keine Strömung gab, sodass wir nicht gänzlich auf dem offenen Meer trieben, aber weiterhin ungestört waren.
Leise Musik erklang aus Smudos Bluetooth-Box, die er mitgenommen haben musste. Er hatte überhaupt erstaunlich viel in seinen kleinen Rucksack gepackt, denn auf einmal stand er mit einer Packung Spaghetti vor mir.
„Lust auf Nudeln à la Smudo?", fragte er mich.
„Auf die Nudeln", ich tippte auf die Packung Spaghetti in seiner Hand, „oder auf die Nudel?", fragte ich und fuhr ihm langsam über die Stelle, an der ich sein bestes Stück vermutete und grinste ihn schief an.
Smudo erwiderte das Grinsen.
„Das mag ich so an dir. Was hältst du von... erst die Spaghetti, dann die andere Nudel?"
„Freu mich auf den Nachtisch."

Smudo hatte sogar Kerzen eingepackt. Durch sie, die schimmernden Lichterketten, die angenehme Musik, das leise Rauschen des Wassers im Hintergrund, die sternenklare Nacht und nicht zuletzt wegen Smudo, der mich ab und an anschaute, als wäre ich der begehrenswerteste Mensch der Welt, war die Atmosphäre bei unserem leckeren Essen mit einem guten Wein wirklich romantisch. Wir lagen danach halb übereinander auf der Bank, unsere Beine hatten sich fast miteinander verknotet. Smudo lag so gesehen hinter oder auch über mir und streichelte über meine Seite.
„Ich freu' mich auf alles, was kommt", sagte er plötzlich leise. Wir hatten eine ganze Weile nichts gesagt. „Weil ich weiß, dass du bei mir bist."
Ich verschränkte meine Finger mit seinen und drückte leicht seine Hand.
„Das bin ich, ja", flüsterte ich in die Nachtluft.
Umständlich drehte ich mich weiter auf den Rücken, sodass ich Smudo hübsches Gesicht sehen konnte.
„Es ist traumhaft hier. Mit dir. Danke, Schatz."
Smudos Lächeln sprach Bände.
„Mit dir ist alles leichter, schöner... besser. Sogar ein verkaterter Tag", sagte Smudo und schmunzelte, weil er wahrscheinlich an unseren vergangenen Katertag dachte. „Weißt, du... mit dir... ich bin so froh, dass wirklich alles so gekommen ist, wie es ist. Wenn es anders gelaufen wäre, würden wir jetzt hier nicht liegen. Ich könnte dich nicht küssen, könnte dir nicht sagen, wie sehr ich dich liebe und wie gut du mir tust. Es hätte... wirklich nicht besser kommen können, auch wenn der Weg hier her ziemlich chaotisch war."
Er verschloss seine Lippen mit meinen. Ich hatte einen ganzen Schwarm Schmetterlinge im Bauch und war gerührt von seinen Worten.
„Und ich kann das irgendwie noch gar nicht glauben, dass wir uns zusammen eine Wohnung suchen..." Smudos Augen leuchteten. „Das ist... hast du eine Ahnung, wie sehr ich mich darauf freue? Wie glücklich ich deswegen bin?"
„Smu..."
Sanft legte ich eine Hand an seine Wange. Ich schluckte, weil mir das wirklich viel bedeutete, was er gerade gesagt hatte und ich merkte, dass meine Augen feucht wurden.
„Und weißt du, wie sehr ich das mag, wenn du mich so nennst?"
„Smu."
Ich zog ihn an mich ran, hielt ihn ganz fest und versuchte, ruhig zu atmen. Das war gar nicht so einfach, denn ich war vollkommen überwältigt. Ich konnte mein Glück kaum fassen, dass ich mit Smudo hatte. Es fühlte sich so echt, so pur, so ehrlich, so gut mit ihm an.
„Ich will dich nie wieder verlieren", wisperte ich mit meinem Gesicht an seiner Halsbeuge. „Niemals."
„Niemals", erwiderte Smudo leise.

So lagen wir eine ganze Weile da und genossen einfach nur die Nähe des Anderen mit der Gewissheit, geliebt zu werden.
„Die Playlist hast du aber auch nicht ohne Hintergedanken zusammengestellt, oder?", stellte ich irgendwann schmunzelnd fest.
„Gefällt sie dir?", fragte Smudo, der mit seinen Fingern die Konturen meines Gesichts nachgefahren war.
Nun fuhr er mit seinem Daumen über meine Lippen, was ein angenehmes Kribbeln zur Folge hatte. Leicht biss ich in seinen Daumen und ließ meine Zunge über die Fingerkuppe kreisen. Dabei schaute ich Smudo tief in die Augen. Ich wusste, dass ihm das gefiel. Es war Zeit für den Nachtisch.
„Du gefällst mir", antwortete ich auf Smudos Frage, nachdem ich seinen Daumen wieder freigegeben hatte.
Er lag auf mir und ich stellte mit Genugtuung fest, dass ihn meine Aktion nicht kalt gelassen hatte. Sein Blick war durchdringend.
„Lass uns reingehen. Kajüte", brummte Smudo, während unsere Lippen erneut an diesem Tag miteinander verschmolzen.
Seine Finger fuhren begierig an meinen Seiten auf und ab, seine Hände kneteten zwischendurch meinen Po und gaben mir das Gefühl, dass er mich zu hundert Prozent wollte. Mir wurde heiß und kalt, als wir uns gegenseitig die Klamotten auszogen, uns auf das weiche, große Bett legten und wir uns gegenseitig um den Verstand küssten. Ich war aufgeregt.

Das Leben - Angenehm und irre kompliziertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt