Bin ich gar nicht

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Interviewer: Frau Beck, gerade eben haben wir erfahren, dass Sie und Ihr Mann sich getrennt haben. Wie stehen Sie dazu, dass Ihr Ex-Mann jetzt schon eine Neue hat?
Ulrike Beck: Michi ist ein erwachsener Mann und wir sind getrennt. Er ist also niemandem Rechenschaft schuldig.
I: Und wie sieht es bei Ihnen aus? Gibt es bei Ihnen schon einen neuen Mann?
U: Nein, ich bin im Moment noch nicht bereit für etwas Neues. Die Formalien müssen erst noch über die Bühne gebracht werden, vielleicht habe ich den Kopf dann frei für Neues.
I: Was sagen Sie zu den Gerüchten, die man Ihrem Ex-Mann und seinem Bandkollegen Smudo anhängen wollte?
U: Ja, da scheint jemand viel Fantasie zu haben.
I: Das ist alles? Man sagt, in jedem Gerücht steckt ein Körnchen Wahrheit.
U: Ich kann auch einfach so behaupten, dass morgen die Welt untergeht. Wird sie trotzdem nicht tun. Jeder mit ein bisschen gesundem Menschenverstand wird verstehen, wie dieses Gerücht entstanden ist und dass da trotzdem nichts dran ist.
I: Sie spielen auf die Ex-Freundin von Smudo an?
U: Genau. Michi und Smudo hatten schon immer einen guten Draht zueinander, das kann man schon mal falsch interpretieren. Vor allem, wenn sie einen Grund dafür sucht, warum Smudo sich von ihr getrennt hat. Was gar nicht geht, ist dann, so eine Behauptung an die Presse zu geben.
I: Normalerweise werden bei solchen Falschmeldungen kurze Pressemitteilungen herausgegeben. Was glauben Sie, warum in diesem Fall eine Pressekonferenz organisiert wurde?
U: Das weiß ich wirklich nicht.
I: Vielen Dank, dass Sie sich kurz Zeit genommen haben.

„Was liest Du noch?", fragte Smudo.
„Hm? Hier war noch ein Interview mit Uli. Sie rettet uns ganz schön den Arsch. Ich bin wirklich froh, dass sie uns unterstützt."
„Ach, tut sie das?"
Smudo schaute sehr skeptisch.
„Ja. Sonst würde sie nicht solche Antworten geben wie hier. Kannst es gern lesen", meinte ich.
„Jetzt nicht. Vielleicht später...", murrte er.
„Was ist denn los?"
„Ach nix."
Ich betrachtete ihn, bemerkte seinen leicht eingeschnappten und starren Blick, mit dem er die Zeitung durchbohrte, die nun wieder auf dem Tisch lag und da wusste ich, was los war.
„Du bist eifersüchtig!", stellte ich fest und musste kurz lachen.
„Bin ich gar nicht", widersprach er mir, doch alles an ihm sprach eine andere Sprache.
„Smu... Ich liebe sie nicht mehr, aber sie ist mir immer noch wichtig. Und ich bin froh, dass sie hinter mir – hinter uns – steht", sagte ich in einem versöhnlichen Ton.
„Du bist schon mal wieder mit ihr zusammen gekommen! Und... und du hast sie geküsst."
Es schien ihm wirklich ernst zu sein.
„Das war doch kein Kuss! Also, kein richtiger. Ich war ihr einfach dankbar, ohne sie hätte ich das gestern nicht so locker und selbstbewusst über die Bühne gebracht. Wer weiß, was dann in der Zeitung stehen würde." Ich hob meine Hand, um Smudo zu zeigen, dass ich noch nicht fertig war, da er selbst zum Reden ansetzte. „Und dass wir es nochmal miteinander probiert hatten, war für den Moment okay, aber sie und ich wissen beide, dass das mit uns nicht mehr gut geht. Als Paar. Das wird es nie mehr und ich will sie auch wirklich nicht mehr zurück. Wir haben... hatten eine Art Ritual, wenn sie nicht zur Ruhe gekommen ist. Dann habe ich sie in meine Arme genommen. Und gestern hat es mich selber runterkommen lassen", erklärte ich ruhig.
Smudo warf mir einen unzufriedenen Blick zu.
„Ich will dich auch halten dürfen. Und dir das geben, was du brauchst. Ich will für dich da sein. Warum darf Uli das und ich nicht?", meinte er und klang fast schon trotzig dabei.
„Natürlich darfst du das."
Ich trat einen Schritt näher an Smudo heran.
„Komm her", bat ich ihn und zog ihn an seiner Taille zu mir.
Ich schloss ihn in meine Arme und atmete seinen Duft ein.
„Keiner ist mir so wichtig wie du", flüsterte ich und drückte ihn fest an mich.
Smudo drehte seinen Kopf und legte seine Lippen auf meine. Es war, als wollte er das, was ich gerade gesagt hatte, nonverbal ausdrücken. Seine Hände hatte er an meine Wangen gelegt. Er küsste mich hingebungsvoll und ich verlor mich in diesem Kuss.

„Stör' ich?"

Das Leben - Angenehm und irre kompliziertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt